Vererbungslehre

Die Vererbungslehre ist ein komplexes Thema und die wichtigste Grundlage der Pferde-Zucht. Neben der Bedeutung der Leistungsmerkmale der Elterntiere erklären wir wie versucht wird selbst die Farbe eines Pferdes durch geschickte Kreuzung zu beeinflussen. Wichtiger ist jedoch die Kenntnis über Erbkrankheiten und Gendefekte, über die wir einen Überblick geben wollen. Außerdem lesen Sie hier, ob Hengst oder Stute mehr Einfluss auf Interieur und Exterieur des Fohlens haben und welche Exterieurstandards die Zuchtverbände festlegen.

Gendefekt: WFFS

Das derzeit bei Warmblut Pferdezüchtern hoch aktuelle Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) ist eine vererbbare Bindegewebsschwäche, die sich bereits direkt nach der Geburt des Fohlens bemerkbar macht. Die Fohlen überleben meist nicht die ersten Stunden nach der Geburt. Während WFFS Einzelträger vollkommen gesund sind, kommt es bei Doppelträger zu irreparablen Hautschädigungen bereits direkt nach der Geburt des Fohlens. Ein verantwortungsvoller Züchter wird seine Zuchtpferde mittels Gentest frühzeitig testen lassen.

Gendefekt: EMH / MH

Die Equine Maligne Hyperthermie (EMH oder MH) ist eine erblich bedingte Fehlfunktion des Skelettmuskels, die erst durch die Verabreichung von Narkosemitteln ausgelöst wird und zum Tode führen kann. EMH wird autosomal dominant vererbt, was eine besonders verantwortungsvolle Zucht notwendig macht. Ab 2014 ist deshalb ein Gentest für Quarterhorse-Hengste Pflicht.

Pferdefarben und Farbvererbung

Lässt man die verschiedenen Pferderassen und ihre vielen, teils auch rassetypischen Farbvarianten vor dem inneren Auge einmal Revue passieren, wird einen die Vielfalt an Fellfarben und Scheckmustern verwirren. So viele Farben, so viele Schattierungen, so viele Abzeichen, so viele Muster – dass hinter all dem ein zwar kompliziertes, aber dennoch in sich stimmiges Vererbungsschema steht und nicht etwa die bloße Willkür von Mutter Natur, mag man kaum glauben. Und doch ist es so.

Zuchteignung – Die Qual der Wahl

Auch die Natur kennt eine Zuchtauswahl: Was früher nicht wachsam, schnell und leichtfüßig genug war, landete unverzüglich im Schlund eines Säbelzahntigers und die Sache mit der Fortpflanzung hatte sich damit erledigt. Heute spielen andere Kriterien eine Rolle, Kriterien, die vor allem etwas mit der Nutzung durch den Menschen zu tun haben. Das gilt für alle Tiere in der Obhut des Menschen, vom A wie Alpaka bis Z wie Ziege.

Stuten prägen das Fohlen mehr!

Nach außen hin ist der Hengst das dominierende Element in der Pferdezucht. Er soll Exterieur und Interieur des Fohlens bestimmen und die Schwächen der Mutter ausgleichen. Dabei sind sich Züchter längst einig: Stuten prägen das Fohlen mehr. Das hat nicht nur soziale, sondern auch biologische Gründe.

Erbkrankheiten und Gentests

Viele ernsthafte oder sogar tödliche Krankheiten bei Pferden können vermieden werden, indem bei der Zucht auf eine frühzeitige Abklärung der genetischen Vorbelastung geachtet wird. Für viele Erbkrankheiten stehen bereits Gentests zur Verfügung, die inzwischen von mehreren Laboren angeboten werden, leicht durchzuführen und zudem bezahlbar sind.

Gendefekt: HYPP

Die Hyperkaliämische Periodische Paralyse (HYPP) ist eine genetisch bedingte Muskelerkrankung, die bei US Quarter Horses, US Paints und Appaloosas aus der Blutlinie des Hengsts IMPRESSIVE auftritt. Betroffene Pferde leiden unter mehr oder weniger starken Anfällen von Muskelzittern, Schwäche oder Kollaps. Der Gendefekt ist nicht heilbar, weshalb ein vorzeitiger Gentest bei Zuchtpferden der Risikogruppe unbedingt notwendig ist.