Gendefekt: WFFS

Das Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) ist eine erbliche Bindegewebsschwäche, deren Symptome vergleichbar mit dem Ehlers-Danlos-Syndrom beim Menschen sind. Die Haut ist extrem brüchig und reißt schon bei leichten Berührungen. Neben zahlreichen Verletzungen am ganzen Körper und Umfangsvermehrungen an den Gelenken (Gelenkhydrops), können auch das Zahnfleisch und die Schleimhäute betroffen sein. Die Gelenke sind überstreckbar, am deutlichsten ist dies bei den Fesselgelenken zu sehen.

Betroffene Fohlen können daher nicht normal stehen. Aufgrund der schlechten Prognose (eine Heilung ist nicht möglich) werden Fohlen mit WFFS kurz nach der Geburt euthanasiert. Nicht alle Fohlen kommen nach der normalen Trächtigkeit zur Welt, auch Frühgeburten und Aborte aufgrund von WFFS sind bekannt.

Welche Rassen sind von WFFS gefährdet?

Betroffen sind Warmblüter aller Rassen und Pferde, die aus deren Kreuzungen hervorgehen. Der niederländische Warmblutzuchtverband KWPN reagierte sehr schnell und hat 250 Hengste auf die Erbkrankheit WFFS untersuchen lassen. Das Ergebnis: Zehn der dort getesteten 250 Hengste waren positiv. Vorbildlich auch das Verhalten von deutschen oder dänischen Hengststationen, die auch beginnen, ihre Hengste zu testen. Als Züchter sollte man jetzt auch die eigenen Stuten per DNA Test als Nicht-Träger identifizieren, um sicher zu gehen, dass keine kranken Fohlen gezüchtet werden.

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Gendefekt und die Konsequenzen für die Zucht

WFFS wird autosomal-rezessiv vererbt. Ein Pferd erkrankt daher nur, wenn es je ein entsprechendes Gen von Vater und Mutter erhalten hat. Es müssen also sowohl Vater- als auch Muttertier das mutierte Gen von WFFS tragen. Deshalb sollte möglichst kein WFFS Träger (N/WFFS) mit einem anderen WFFS Träger (N/WFFS) verpaart werden. Statistisch sind 25% der Nachkommen Doppeltträger des Gens (WFFS/WFFS) und somit nicht lebensfähig. Zudem kommt es dabei vermehrt zu Aborte oder Frühgeburten.
Tiere mit nur einem betroffenen Gen (N/WFFS), können zwar selbst nicht erkranken, geben aber die Erbanlage mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an ihre Nachkommen weiter.

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Soll man Träger des Gens (N/WFFS) weiter in der Zucht einsetzen? Hier scheiden sich die „Gelehrten“ der Zucht. Es spricht bei einem rezessiven Erbgang nichts grundsätzlich dagegen, ein Trägertier (N/WFFS) mit einem mutationsfreien Tier (N/N) zu verpaaren. Die möglichen Genotypen der Nachkommen sind mit einer Wahrscheinlichkeit von jeweils 50% N/N oder N/WFFS. Somit sind alle Nachkommen phänotypisch gesund.

Es wird argumentiert, dass es für die Erhaltung eines möglichst großen Genpools in der Gesamtpopulation sogar günstig ist, Träger von rezessiv erblichen Gendefekten nicht aus der Zucht zu nehmen, da ansonsten auch sehr viele gute Eigenschaften verloren gehen. Im Gegensatz dazu steht das Tierschutzgesetz §11b Abs. 1 und die Gefahr von Schadenersatzansprüchen von Züchtern, die unwissentlich mit einem Träger-Hengst gezüchtet haben.

Jedoch sollte bei der Zucht in jedem Fall darauf geachtet werden, dass mindestens einer der Verpaarungspartner frei von der Mutation (N/N) ist.

Ein DNA Test schafft Klarheit über Gendefekte

Die moderne Molekularbiologie hält heute einen Gentest bereit, welche die verantwortliche Mutation direkt nachweisen kann. Dies gibt dem Tierarzt und dem Züchter nicht nur eine Hilfestellung bei der Diagnose, sondern vor allem auch die wichtige Information, welche unauffälligen Tiere Mutationsträger sind. Nur auf diese Weise können potentielle Risikoanpaarungen vermieden werden.

Schon im Jahr 2012 wurde die für WFFS verantwortliche Mutation von der Arbeitsgruppe um Dr. Nena J. Winand an der Cornell University gefunden. LABOKLIN besitzt als einziges Labor in Europa eine Testlizenz für den WFFS-Gentest der Cornell University. Die DNA-Analyse ist unabhängig vom Alter des Tieres möglich und kann bereits bei Fohlen durchgeführt werden.

Für die Durchführung des Gentests wird ca. 0,5 ml EDTA-Blut benötigt. Alternativ ist auch die Einsendung von Mähnen- bzw. Schweifhaaren (ca. 20 Stück, wichtig: mit Haarwurzel!) möglich. Die Ergebnisse liegen ca. 2 – 5 Arbeitstage nach Erhalt der Proben vor.