Was Haut und Haare über die Pferdegesundheit verraten

Die Haut (Cutis oder Derma) des Pferdes ist sein größtes Organ, die es wie eine Hülle umschließt und vor äußeren Einflüssen und Verletzungen schützt. Sie ist mit zahlreichen Blutgefäßen versehen und regelt den Thermohaushalt des Organismus, schützt vor Überhitzung, Unterkühlung und Feuchtigkeitsverlust und sorgt so für eine konstante Körpertemperatur von etwa 38,5 Grad. Auch übernimmt die Haut wichtige Funktionen für die Immunabwehr und den Stoffwechsel, denn sie dient als wichtiges Ausscheidungsorgan für Schlacken und Abbauprodukte. Stoffwechselstörungen sind oftmals an schlechtem Zustand des Haarkleides erkennbar. Die Haut ist außerdem mit zahlreichen Nerven, Sinneszellen und Drüsen ausgestattet, die der Kommunikation und Reizweiterleitung dienen; da sie auch in direkter Verbindung mit vielen inneren Organen steht, lassen sich einige Krankheiten erfolgreich mit Akupunktur behandeln.

Scharfe Pflegemittel schaden der Haut

Die Pferdehaut besteht aus drei Schichten: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Dermis) und Unterhaut (Hypodermis). Bei der äußeren Schicht handelt es sich um die mit Haaren bedeckte Oberhaut, in der sich auch die Pigmente zur Farbgebung befinden. Diese besteht aus lebenden Hautkeimzellen und einer Hornschicht, deren verhornte Zellen nach dem Abstoßen als Schuppen sichtbar sind. In den Zellzwischenräumen der Oberhaut befinden sich viele nützliche Mikroorganismen, die für den ph-Wert zuständig sind, der beim gesunden Pferd leicht sauer ist und zwischen 4,8 und 6,8 liegt. Der ph-Wert sollte nicht aus seinem natürlichen Gleichgewicht gebracht werden, etwa durch scharfe Pflegemittel, mechanische Reize oder auch extreme Stressbelastungen, da sich dann schädigende Pilze oder Keime ansiedeln können.

Versorgt wird die Oberhaut durch die darunter liegende Lederhaut, mit der sie durch Papillarkörper fest verbunden ist. In der Lederhaut werden die Haare gebildet. Da sich hier zahlreiche Nervenbahnen, Blutgefäße sowie Hautdrüsen befinden, ist ihr Gewebe sehr schmerzempfindlich. Pro Quadratzentimeter gibt es bis zu 100 Schweißdrüsen, die zur Wärmeregulation dienen, über den Schweiß Duftstoffe senden und Stoffwechselschlacken ausscheiden. Spezielle Talgdrüsen produzieren eine fettige Substanz, sorgen für Geschmeidigkeit von Haut und Haar und schützen vor äußeren Einflüssen.

Die dritte und dickste Hautschicht ist die Unterhaut, die aus lockerem Bindegewebe und Fettzellen besteht. In der Hauptsache dient die Unterhaut als Fett- und Energiespeicher sowie zur Stoßdämpfung. Hier befindet sich auch die Muskulatur, welche die Haut zucken lässt, sobald eine Fliege auf dem Pferd landet. Fettablagerungen der Unterhaut sind bei übergewichtigen Tieren besonders gut erkennbar an Mähnenkamm, Widerrist oder Schweifansatz. Bei sehr alten oder kranken Pferden ist diese Fettschicht häufig nur noch unzureichend ausgebildet, die Knochen stehen heraus und sie wirken kantig.

Die Ausbildung des Fells ist individuell ausgeprägt

In der Haut werden die Haare gebildet, die aus dem Haarfollikel, der Haarwurzel und dem Haarschaft bestehen. Jedes Haar ist mit einem speziellen Muskel verbunden, mit dessen Hilfe es sich, je nach Temperatur, aufstellen oder flach anlegen lässt. Wir unterscheiden zwischen Deck- oder Oberhaaren, Langhaaren (Schopf, Mähne, Schweif, Kötenbehang), Woll- oder Unterhaaren und Tasthaaren. Die Oberhaare leiten Feuchtigkeit ab (Regenrinne) und bilden den Haarstrich der die Wuchsrichtung bestimmt. Die Unterhaare bilden während der kalten Jahreszeit eine wärmende Schicht. Das Langhaar hält Nässe ab und schützt vor Insekten. Die Tasthaare um Maul und Augen sind mit Rezeptoren versehen, sie haben die Aufgabe Futter zu sortieren oder Gegenstände in unmittelbarer Nähe zu erspüren. Tasthaare sind wichtige Sinnesorgane und dürfen keinesfalls entfernt werden. Die Länge, Dichte und Ausbildung des Fells ist abhängig vom Klima, der Rasse, den Haltungsbedingungen ebenso wie vom Alter, der Nährstoffversorgung und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes.

Pferde brauchen verschiedene Umweltreize

Mit Hilfe von Haut und Haar hat die Natur das Pferd perfekt ausgerüstet, selbst extreme Temperaturschwankungen kurzfristig auszugleichen. Durch Aufrichten der Haare wird die wärmende Isolierschicht erhöht, durch Flachanlegen wird sie verringert. Bei Anstrengung oder Hitze werden die Blutgefäße der Haut erweitert, so dass sich große Mengen Blut an der Körperoberfläche schnell abkühlen. Zusätzlich kann die Haut mithilfe ihrer Schweißdrüsen Feuchtigkeit produzieren um den Körper zu kühlen. Dabei können erhebliche Mengen Flüssigkeit und Elektrolyte abgegeben werden. Insbesondere Natrium, Kalium, Chlorid, Kalzium und Magnesium müssen bei Pferden zugeführt werden, wenn sie viel schwitzen.

Man spricht hier auch vom Thermoregulationsmechanismus des Pferdes, der mittels Muskelkraft gesteuert wird; funktionieren kann dieser nur bei gesunden Pferd mit intaktem Hautstoffwechsel. Die Muskeln müssen regelmäßig trainiert werden, damit sie ihre Aufgaben einwandfrei erfüllen zu können: Für Pferde besteht dieses „Training“ aus natürlichen, täglich wechselnden Temperatur- und Umweltreizen, wie Wärme, Kälte, Regen und Sonne, sowie regelmäßigenn Staub- oder Schlammbädern und gegenseitigem Fellkraulen mit Artgenossen.

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