Infektiöse Anämie und Herpes: Gefährlich für Stute und Fohlen

13_JungpferdBei der Equinen infektiösen Anämie (EIA) handelt es sich um eine virusbedingte Erkrankung des Blutes sowie der blutbildenden Organe, die auch als ansteckende Blutarmut der Einhufer bezeichnet wird, da sie nur letztere befällt. Problematisch bei EIA ist, dass nicht alle mit dem Erreger infizierten Pferde Symptome zeigen, aber dennoch potentielle Virusausscheider sein können. Einmal infizierte Pferde tragen den Erreger ein Leben lang in sich.
Zwar gelten Stechinsekten als Hauptüberträger, möglich ist aber auch eine Ansteckung durch Kontakt mit infizierten Einhufern oder deren Ausscheidungen (Kot, Urin, Blut, Speichel, Milch u. Sperma). Wird die Krankheit bei der Mutterstute nicht erkannt, kann sie das Virus auch auf ihr Fohlen übertragen. Spätabort oder die Geburt eines nicht lebensfähigen Fohlens können die schwerwiegenden Folgen sein. Übertragen wird das Virus auch mit dem ersten Kolostrum, was ebenfalls zum Tod des Fohlens kurz nach der Geburt führt.

Der Erreger ist extrem widerstandsfähig

Sichtbare Krankheitsanzeichen von EIA sind hohes Fieber in unregelmäßigen Abständen, gelbe bis blasse Schleimhäute, Kolik, angelaufene Gliedmaßen, Schwellungen, Nahrungsverweigerung, Konditionsverlust, schwankender Gang und allgemeine Schwäche. Die akute Form der Krankheit führt innerhalb von zwei bis sieben Wochen zum Tod des Tieres. Sicheren Schutz vor EIA oder geeignete Impfungen gibt es bislang nicht. Der Erreger ist extrem widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse und kann bis zu zwei Monaten in den Ausscheidungen infektionsfähig bleiben. Unempfindlich ist er auch gegen große Kälte, lediglich direkte Sonneneinstrahlung kann ihn vernichten. Empfehlenswert sind daher Hygienemaßnahmen, wie regelmäßiges Abäppeln der Weide, tägliches Ausmisten, sowie eine eigene Ausrüstung für jedes Pferd (Übertragung durch Hautabschürfungen o.ä.). Die Insektenvermehrung sollte so gut wie möglich verhindert werden (keine stehenden Gewässer oder Pfützen auf der Weide, Insektenschutzmittel verwenden). Besonders bei Zuchttieren sollten Kontakte mit fremden Pferden möglichst vermieden werden, Vorsicht geboten ist auch beim Kauf von Importpferden oder Tieren mit unbekannter Herkunft.

[relatedposts type=’manu‘ ids=’5667,1035,1053,1054′]

Ob ein Pferd an EIA erkrankt ist, lässt sich nur sicher über den Nachweis von Antikörpern im Blut feststellen (Coggins-Test). Sollte dieser positiv sein, ist das Pferd infiziert. Die Behandlung von EIA ist nicht erlaubt, aber auch nicht möglich, betroffene Tiere müssen getötet werden. Bei der Equinen infektiösen Anämie handelt es sich um eine meldepflichtige Seuche, die dem Veterinäramt angezeigt werden muss. Liegt ein positives Testergebnis vor, wird der gesamte Pferdebestand gesperrt (Quarantäne).

Herpes

Eine weitere Gefahr ist das Equine Herpesvirus (EHV-1 u. EHV-4), das entweder direkt von Pferd zu Pferd durch Tröpfcheninfektion übertragen werden kann, oder aber auch indirekt, beispielsweise über kontaminierte Kleidung oder Putzzeug von infizierten Pferden. Schätzungen zufolge tragen etwa 70 % aller Pferde das Virus oft jahrelang still in sich, erst durch Stresssituationen (Transport, Turnier, Stallwechsel o.ä.) wird es aktiv und verbreitet sich anschließend vermehrt. Das EHV-Virus kann auch ohne Wirt (etwa in eiweißhaltigen Schmutzschichten) bis zu drei Monate infektiös bleiben. Pferde die an EHV erkrankt sind, sollten daher unbedingt isoliert werden um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden. Wichtig sind auch hygienische Maßnahmen des Pflegepersonals wie Hände waschen, Schutzkleidung oder Kleidungswechsel, Desinfektionswannen etc.  Nach dem Abklingen der Krankheit sollten die Stallungen gründlich desinfiziert werden.

In den meisten Fällen betrifft eine akute EHV Erkrankung die oberen Luftwege (Atemwegsinfektion, trockener Kehlkopfhusten). Typische Symptome für EHV sind in der Regel Fieber über 39°C, wässriger Nasen- und Augenausfluss, vergrößerte Kehlgangslymphknoten, sowie flacher, feuchter Husten (sog. Rhinopneumonitis, ähnlich wie bei Influenza). In der Regel zeigen die erkrankten Tiere nur milde Symptome, die nach etwa acht bis 14 Tagen wieder verschwinden.

Aber auch Depressionen oder Erkrankungen des Nervensystems (Ataxie) mit teilweiser oder vollständiger Lähmung und Koordinationsstörungen (insbesondere der Hinterhand) sind auf das Equine Herpesvirus zurückzuführen. Pferde jeden Alters können an EHV erkranken.

Spätabort durch Herpesviren

Besonders gefährlich ist eine Infektion mit Herpesviren aber für Stute und Fohlen, da sie während der Trächtigkeit einen Spätabort auslösen kann: Greift das Virus die Schleimhäute der Gebärmutter und der Plazenta an, führt dies zu einer Mangelernährung des Ungeborenen und es kann zwischen dem siebten und zehnten Trächtigkeitsmonat zum Virusabort kommen. Die Stute zeigt in der Regel dabei keine weiteren Krankheitssymptome. Möglich ist auch die Geburt eines Fohlens, dass aufgrund der Infektion nicht überlebensfähig ist.
Als Züchter sollte man daher stets bemüht sein, Zuchtstuten nicht unnötigem Stress auszusetzen. Stallwechsel, häufige Transporte oder wechselnder Pferdebestand sind besonders in den letzten Trächtigkeitsmonaten zu vermeiden. Auch Weiden oder Paddocks, an denen regelmäßig viele fremde Pferde vorbei kommen, sind für tragende Stuten nicht geeignet. Besonders nach dem Kontakt mit fremden Pferden, sollte das Stallpersonal sich gründlich die Hände reinigen und möglichst die Kleidung wechseln.

Weiter ist es wichtig darauf zu achten, dass die tragende Stute fit ist und über ein gutes Immunsystem verfügt. Artgerechte Haltung und Fütterung, gutes Weidemanagement, Hygiene im Stall, ausreichend Bewegung, Sozialkontakt und viel frische Luft sind die besten Voraussetzungen dafür.

Da die Virusausscheidung bei geimpften Tieren deutlich geringer ist, sollten alle Pferde eines Bestandes vorbeugend gegen Herpes geimpft werden. Die notwendigen Intervalle sollten mit dem Tierarzt besprochen werden, ratsam ist auch ein Impfstoff mit Zulassung gegen herpesbedingte Aborte.

Kommentar verfassen