Fohlengeburt: Die Grundlagen

Erste BegrüßungBewegung ist für das Lauftier Pferd überaus wichtig, dies gilt besonders für die tragende Stute vor der Fohlengeburt. Die Natur hat es so eingerichtet, dass sie bis unmittelbar vor dem Abfohlen ständig in Bewegung ist. Nur für die Fohlengeburt zieht sie sich zurück; schon kurze Zeit später wandern Stute und Neugeborenes gemeinsam mit der Herde weiter. Zu groß wäre sonst die Gefahr, Raubtiere anzulocken. Mitunter werden Stuten nach der Geburt aggressiv oder entwickeln übersteigertes Schutzverhalten, weil sie ihrem natürlichen Wandertrieb nicht folgen können. Sinnvoll ist das schnelle Verlassen der Geburtsstätte auch, weil sich dort bald Bakterien und Krankheitserreger ansiedeln. Eine Vorbeugemaßnahme der Natur, die der Mensch dem Pferd nur schwer bieten kann.

Die meisten Fohlengeburten in der Box

Umso wichtiger ist daher Sauberkeit und Hygiene im Stall, Paddock und Weide. Boxen müssen täglich gemistet und der Paddock oder die Weiden regelmäßig abgeäppelt werden. Übertreiben sollte man die Hygienemaßnahmen allerdings. Das Neugeborene benötigt keine keimfreie, sondern eine saubere Umgebung. Auf chemische Reiniger oder Unkrautvernichtungsmittel sollte daher besser verzichtet werden.  In den meisten Fällen reicht die besenreine Stallreinigung und ein gutes Weidemanagement.

Je nach Größe des Pferdes sollte die Abfohlbox mindestens 16 bis 20 m² aufweisen. Um unnötigen Stress zu vermeiden ist es ratsam, die Stute bereits einige Wochen vor der Geburt daran zu gewöhnen. So kann sich auch ihr Immunsystem auf die umgebungsspezifischen Keime einstellen und wichtige Antikörper bilden. Das Fohlen nimmt diese dann mit der ersten Kolostralmilch auf und wird so vor Infektionen geschützt.

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Fohlengeburt gut vorbereiten

Keinesfalls sollte die hochtragende Stute „geschont“ werden und nur in der Box stehen. Stuten die sich rund um die Uhr möglichst frei im Offenstall oder Weide bewegen können, haben in der Regel kaum Probleme beim Abfohlen. Die Bewegung an der frischen Luft wirkt sich positiv auf den gesamten Stoffwechsel aus: Herz, Lunge und Verdauung werden angeregt, die Muskeln trainiert und das Fohlen im Mutterleib wird optimal über das Blut versorgt.

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Wichtig für das Wohlbefinden der werdenden Mutter ist auch die Gesellschaft von Artgenossen. Hier bietet es sich an, mehrere tragende Stuten gemeinsam zu halten, die sich später bei der Aufzucht der Fohlen gegenseitig unterstützen können. Auch Stuten, die noch nicht gefohlt haben profitieren davon: Sie lernen vom Zusehen, beteiligen sich als „Tante“ bei der Fohlenerziehung und haben später mit dem eigenen Nachwuchs kaum Probleme. Eine gut harmonierender Stutenverband, sollte während der letzten Trächtigkeitsmonate nicht mehr verändert werden. Aus Sicherheitsgründen werden Raufbolde oder aggressive Tiere rechtzeitig aus der Herde entfernt. Bereits vor der Geburt müssen Stall, Auslauf und Weide (Zäune, Gräben Tümpel, hervorstehende Ecken, Kanten u.ä.) auf Gefahren hin überprüft und diese beseitigt werden. Falls die Stute Hufeisen trägt, sollten diese abgenommen werden, um Verletzungen des Fohlens zu vermeiden.

Wie kündigt sich die Fohlengeburt an?

Die durchschnittliche Tragezeit beim Pferd beträgt 11 Monate oder 334 Tage. Der tatsächliche Geburtstermin kann davon aber um einige Wochen vorher oder nachher abweichen. Es werden Fohlen zwischen dem 320 und 360 Tag nach der Besamung geboren.

Erstes Anzeichen für die bevorstehende Geburt, ist das Auftreten von honigfarbenen Harztropfen am Euter, mit darauffolgendem Michfluß, sowie Änderungen des Gesäuges (Größe, Beschaffenheit, Temperatur). Häufig wird auch eine Erschlaffung von Muskeln und Bändern im Beckenbereich und am Schweifansatz beobachtet, ebenso wie Wesensänderungen, Unruhe, Scharren und schwankender Gang. All diese Anzeichen können deutlich sichtbar sein, es gibt aber auch Stuten, bei denen kaum etwas auf das baldige Abfohlen hinweist. Insbesondere Maidenstuten sollten daher besonders sorgfältig beobachtet werden, um bei auftretenden Komplikationen möglichst schnell eingreifen zu können.

Unmittelbar vor den ersten Wehen (Vorbereitungsphase), setzt die Stute Kot und Urin ab. Mit Einsetzen der Wehen beginnt die Eröffnungsphase: Die Stute wird unruhig, schwitzt und fängt an zu scharren, legt sich hin und steht wieder auf. Schließlich werden die Wehen stärker und es kommt zur Austreibungsphase. Durch das Platzen der äußeren Fruchtblase wird der Geburtsweg erweitert und gleitfähiger. Kurz darauf werden die Vorderbeine und der Kopf des Fohlens sichtbar, der umgeben ist von den Eihäuten.

Etwa 95 % aller Fohlengeburten verlaufen komplikationslos und dauern durchschnittlich nur ca. 30 Minuten. Wenn jedoch Probleme auftauchen, ist schnelles Eingreifen, bzw. sofortiges Rufen des Tierarztes notwendig.

Welche Komplikationen können auftreten?

Gefährlich werden kann es, wenn das Fohlen falsch liegt. Hier bedarf es Erfahrung und Fingerspitzengefühl, hilfreich kann es sein, die Stute zu etwas Bewegung zu animieren, damit das Fohlen in die richtige Lage kommt. Treten bei der Geburt längere Verzögerungen auf, handelt es sich fast immer um einen Notfall und die Stute braucht schnelle, tierärtzliche Hilfe.

Probleme geben kann es auch, wenn das Fohlen in geschlossenen Eihäuten geboren wird. Damit es nicht erstickt, werden die Eihäute dann aufgerissen und die Nüstern vorsichtig von Flüssigkeit befreit. Wenn das Fohlen nicht atmet, kann es sanft an den Hinterbeinen angehoben werden, um so den Schleimabfluss zu ermöglichen.

Sobald die Stute nach der Fohlengeburt aufsteht, reißt die Nabelschnur an der dafür vorgesehenen Stelle (etwa 8 cm unter dem Bauch). Nabelschnur nicht selbst durchtrennen. Nur wenn der Nabel anschließend stark nachblutet, sollte er mit einem sauberen Faden abgebunden werden. Nach dem Reißen muss der Nabelstumpf mit Jodtinktur oder mit Blauspray vom Tierarzt desinfiziert (ohne ihn zu berühren) werden.

Das Fohlen sollte schon nach kurzer Zeit versuchen, aufzustehen und zu saugen, weil die Stute nur während der ersten 24 bis 36 Stunden das Kolostrum (Biestmilch) bildet, in dem lebenswichtige Abwehrstoffe enthalten sind.

Mitunter kommt es besonders bei Maidenstuten zum Abschlagen des Fohlens. Hier kann die Stute mit Gefühl am Halfter gehalten werden, bis das Fohlen zum ersten Mal trinkt. In vielen Fällen wird sie es anschließend akzeptieren, weil ihr das Saugen Erleichterung verschafft. Wenn die Stute trotz aller Bemühungen ihr Fohlen nicht annimmt, muss die wertvolle Kolostralmilch von Hand gemolken und dem Pferdekind mit der Flasche verabreicht  werden.

Unbedingt kontrolliert werden muss auch der Abgang der Nachgeburt (bis zu sechs Stunden nach dem Abfohlen), die aufbewahrt und eventuell vom Tierarzt auf Vollständigkeit überprüft werden sollte, weil Rückstände in der Gebärmutter gefährliche Vergiftungen bis hin zur gefürchteten Nachgeburtsrehe auslösen können.

Spätestens 12 Stunden nach Aufnahme der Kolostralmilch, sollte beim Fohlen das sogenannte Darmpech abgehen (der erste schwarze, feste Kot). Aufgrund ihrer Anatomie haben Hengstfohlen dabei häufiger Probleme als Stutfohlen. Bewegung wirkt hier stimulierend und regt die Darmtätigkeit an. Kommt es zum Darmpechverhalten (Koliksymptome), benötigt das Fohlen tierärztliche Hilfe (Klistier).

Vor dem Abfohlen bereit legen:

  • Telefonnummer des Tierarztes/Notfallnummer für Ammenstuten
  • Seife, Handtücher (warmes Wasser)
  • Einweghandschuhe
  • Notpackung Fohlenmilch- und Kolstralmilchersatz
  • 2 Babyflaschen mit Sauger
  • Jodlösung, Blauspray vom Tierarzt (Nabeldesinfektion)
  • sauberer Faden
  • Fieberthermometer
  • Schere, Bandage
  • Klistier
  • Gleitgel, Geburtsstricke

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