Prinzipiell sind alle Pferde als Packpferde geeignet. Als optimale Lastenträger haben sich mittelgroße, eher im Quadratformat stehende Pferde erwiesen. Haflinger, Freiberger und Mulis leisten dem Militär, vor allem in den Schweizer Alpen, auch heute noch hervorragende Dienste als Tragtiere. Mit ihnen werden Lasten bis zu 150 Kilo in die oberen, selbst für Hubschrauber oft nicht zugänglichen Bergregionen gebracht.
Welches Pferd eignet sich?
Im Freizeitbereich sind die Anforderungen längst nicht so hoch. Deswegen können Sie auch problemlos andere Rassen wie Isländer, Quarter Horses oder selbst Warmblüter als Packpferd einsetzen. Je harmonischer der Körperbau, je kräftiger die Bemuskelung und vor allem je flacher die Gänge sind, desto besser. Viel wichtiger als die körperliche Verfassung ist jedoch die geistige. Ein gutes Packpferd hat Nerven wie Drahtseile – so lautet ein bewährter Spruch unter Wanderreitern. Das heißt, das Pferd sollte möglichst unerschrocken sein und sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen. Doch Fakt ist: Die wenigsten Pferde werden so geboren. Nervenstärke entwickelt sich zum großen Teil durch Erfahrungen, die ein Pferd im Laufe seines Lebens macht. Deswegen ist es sinnvoll ein älteres Pferd als Packpferd auszuwählen, das schon über viel Erfahrung im Gelände verfügt.
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Ausbildung des Packpferdes
Eine grundlegende Ausbildung ist das A und O. Mehr dazu im Artikel „Handpferdereiten: So gelingt der Start“. Für die ersten Schritte mit dem Handpferd im Gelände suchen Sie sich am besten breite Waldwege. Später üben Sie auch Engstellen, Straßen und Hindernisse wie Bäche zu passieren. Wenn das gut klappt, können Sie dem Handpferd einen Sattel aufschnallen und die Anforderungen langsam steigern. Das Ziel sollte sein, dass Ihr Pferd an die gesamte Ausrüstung, welche Sie auf dem Wanderritt brauchen, gewöhnt ist und damit im Schritt und Trab ruhig neben oder hinter Ihnen geht. Den Galopp können Sie erstmal vernachlässigen.
Ausrüstung und Gepäck
Wenn Sie einen mehrtägigen Wanderritt mit einem Packpferd machen möchten, müssen Sie sich nicht extra einen Packsattel kaufen. Ein gut passender Wanderreit- oder Westernsattel mit genügend Befestigungsmöglichkeiten reicht für den Einsatz im Freizeitbereich völlig aus. Als Packtaschen verwenden Sie große Hinterpacktaschen, die Sie nicht wie gewohnt hinten auf das Cantle, sondern direkt auf die Sitzfläche des Sattels legen. Die Steigbügel sollten Sie unbedingt vorher abmontieren. Die Hinterpacktaschen befestigen Sie mit Schnüren am Sattel und fixieren sie zusätzlich mit einem Übergurt, der auf oder kurz hinter dem Bauchgurt des Sattels liegt. Normale Vorder- und Hinterpacktaschen, Mantelrollen oder sonstige Packtaschen können Sie zusätzlich anbringen. Sperrige Gegenstände wie Zeltstangen, Paddockzäune oder Isomatten legen Sie oben quer über die Packtaschen und befestigen Sie mit Gurten.
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Das Gepäck muss im wahrsten Sinne des Wortes „bombenfest“ am Pferd sitzen. Zusätzlich zu dem normalen Bauchgurt, der etwa eine Handbreit hinter dem Ellenbogen herläuft, empfiehlt sich ein zweiter, der locker angezogen etwas weiter hinten liegt und das Gepäck zusätzlich stabilisiert. In bergigem Gelände ist ein Vorderzeug unverzichtbar. Es verhindert, dass das Gepäck beim berghoch reiten nach hinten rutscht und stabilisiert es zur Seite. Bei größeren Lasten ist auch ein Hintergeschirr erforderlich. Das sorgt dafür, dass das Gepäck beim bergrunter reiten nicht nach vorne rutscht und stabilisiert es ebenfalls zur Seite. Beides zusammen hält nicht nur das Gepäck am Platz, sondern entlastet auch das Pferd.
Vorsicht Engstellen!
Natürlich sollten Sie Ihr Pferd an diese Ausrüstungsgegenstände schonend gewöhnen. Zu Anfang empfiehlt es sich, die Packtaschen mit weichen, leichten Materialien zu belasten. So klappert nichts und Sie können ein paar entspannte Trainingsritte damit unternehmen. Dabei sollten Sie mit Ihrem Pferd auch üben, Engstellen zu passieren. Ein Pferd denkt immer nur daran, ob es selbst durch die Lücke passt. So wie Sie beim Reiten durch enge Stellen auf Ihre Beine aufpassen, so müssen Sie beim Reiten mit Packpferd auf das Gepäck aufpassen und Ihr Pferd so dirigieren, dass das Gepäck auch durch die Engstelle passt und nichts hängen bleibt. Besonders am Anfang könnte Ihr Pferd dadurch sonst in Panik geraten.
Richtig packen
Bevor Sie auf große Tour gehen, sollten Sie Ihr Pferd mindestens einmal mit dem gesamten Gepäck bepacken. Das tatsächliche Vorbereiten des Packpferdes kostet mehr Zeit und Sorgfalt als Sie vielleicht glauben. Bei den ersten Versuchen kalkulieren Sie eineinhalb bis zwei Stunden ein. Als erstes breiten Sie alle Sachen, die Sie auf den Ritt mitnehmen möchten, vor sich auf dem Boden aus und teilen sie in rechts und links auf. Beide Seiten müssen auf jeden Fall gleich schwer sein. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wiegen Sie die Sachen einfach. Generell gilt: Die schweren, großen Sachen kommen nach unten, die kleinen leichten nach oben. Hohle Zwischenräume polstern Sie mit weichen Dingen, etwa mit Kleidungsstücken, aus. Alles, was Sie während des Rittes brauchen, führen Sie an Ihrem Reitpferd mit. Alles andere wie Zelt, Schlafsack, Wechselklamotten oder eine Axt kommt ans Packpferd. Denken Sie daran alles, was auf keinen Fall nass werden darf, in Plastiktüten zu wickeln.
Bevor Sie die vollen Packtaschen am Pferd befestigen, stellen Sie sicher, dass der Sattel richtig gut und fest sitzt. Am besten, Sie ziehen den Gurt das erste Mal nur locker an, gehen dann ein paar hundert Meter mit dem Pferd, gurten nach, gehen wieder und gurten dann nochmal nach. Erst dann befestigen Sie die Taschen und alles weitere auf dem Pferd. Zuletzt können Sie noch einen Regenschutz über das Ganze ziehen und befestigen das Gepäck mit breiten Übergurten, sodass ein großes Bündel entsteht. Mit ein wenig Übung gelingt Ihnen das Packen bald kinderleicht.