Pferde im Winter eindecken – die richtige Decke wählen

Horse with BlanketJedem Pferdebesitzer sollte klar sein, wann es notwendig ist, dass ein Pferd eingedeckt werden muss. Grundsätzlich sollten geschorene Pferde entsprechend eingedeckt werden. Aber auch Pferde, die häufig Zugluft ausgesetzt sind, z.B. im Offenstall, und keiner Robust-Rasse angehören, brauchen an besonderen Tagen eine Decke. Auch Fohlen, die früh im Jahr geboren werden und abwechselnd in der Box oder draußen gehalten werden, entwickeln sich mit Eindeckung besser. Zudem unterstützen Decken das Wohlbefinden von kranken Pferden, nassgeschwitzten Pferden und von Pferden, die aus warmen Ländern in unser raues Klima eingeführt werden.

Generell kann man zwischen einer reinen Stalldecke und einer reinen Outdoordecke unterscheiden. Stalldecken zeichnen sich durch angenehme Passform, Atmungsaktivität und Wärmeeigenschaften aus und schützen Pferde im Stall vor den kalten Temperaturen. Manche Pferdebesitzer legen Decken schon im Herbst auf ihre Pferde auf, damit diese kein dickes Winterfell ausprägen und somit nicht geschoren werden müssen. Outdoordecken müssen unbedingt wasser- und winddicht sein, sowie möglichst atmungsaktiv. Das Obermaterial sollte ebenfalls aus reißfestem Gewebe sein.

[relatedposts type=’manu‘ ids=’3953,5732,1074′]

Moderne Materialien bestimmen den Einsatzzweck

Die alte Baumwolldecke hat längst ausgedient. Moderne Kunststoffe schaffen heute mit der Außenhaut der Decke Eigenschaften wie Wasserdichtheit, Winddichtigkeit, Atmungsfähigkeit. Das Untermaterial variiert nach Einsatzzweck. So können Decken zum Beispiel Seiden-, Thermo-, Fleece-, oder Netzfutter haben und unterschiedlich dick sein. Fleece oder speziell wärmespeicherndes Polyester halten z.B. ein geschorenes Pferd mit einer Stalldecke in der Box warm, oder wärmen  in einer dickeren Ausführung auch bei extrem tiefen Temperaturen draußen das Pferd.

Die Wasserdichtigkeit wird in mm der Wassersäule gemessen, der aufgebaut werden muss, um den ersten Tropfen durch das Material hindurchzulassen. Im Regelfall spricht man ab einer Wassersäule von ca. 800 – 1.000 mm von „wasserdicht“. Alle darunter liegende Werte sind nur als „wasserabweisend“ zu sehen.

Winddicht ist ein Material, wenn es den Wind vollständig abhält. Generell ist ein Material, das wasserdicht ist, auch winddicht. Aber ein winddichtes Material ist nicht automatisch wasserdicht.

[adrotate banner=“131″]

 

Von Atmungsaktivität spricht man, wenn das Material die Fähigkeit besitzt Wasserdampf – also den Schweiß des Pferdes – nach außen durch zu lassen. Es wird gemessen in Gramm (g) Wasserdampf pro Quadratmeter (m²) über 24 Stunden. Bei feucht-warmem Wetter mit Temperaturen oberhalb von 15 °C funktionieren Klimamembranen nur sehr eingeschränkt.

Die Reißfestigkeit einer Decke wird vornehmlich durch das verwendete Material bestimmt. Denier (D) ist nur eine Maßeinheit für die Fadenstärke und beeinflusst eher die Griffigkeit und das Gewicht einer Decke. So kann es sein, dass dünnes Material aus Nylon u.U. reißfester als dickes Material aus Baumwolle ist. Hochwertige Decken zwischen 420 D und 1200 D aus Nylon oder Polyester garantieren gute Reißfestigkeit und lange Haltbarkeit. High-End Produkte verwenden ballistisches Nylon, das auch für kugelsichere Schutzwesten eingesetzt wird. Zudem wurde die RIP-STOP Technik entwickelt, bei der ein zusätzlich dickerer Faden in bestimmten Abständen eingewebt wird. Dies verhindert ein Weiter-Einreißen des Materials und wird häufig bei Polyester Decken verwendet.

Die wärmegebende Füllung einer Decke, meist aus Polyesterfasern, gibt es von 50g bis 450 g/qm. Die gefütterten Decken beginnen mit einem Fleece- oder Baumwollfutter für Temperaturen um die 10 Grad; bei 5 Grad sollte die Decke nicht mehr als eine 150g Füllung haben. Bei  Minustemperaturen sollte man zu einer Decke mit 300g oder mehr  greifen. Immer auch abhängig davon, ob das Pferd in der Box oder im Offenstall steht.

Ausstattungsdetails gibt es bei Pferde-Decken in allen Varianten. Das fängt an beim Bauchlatz oder überkreuzende Gurte, geht über die unterschiedlichsten Verschlusse an der Brust (manche Decken haben dort keinen, dann muss man die Decke über den Kopf des Pferdes ziehen, was nicht bei jedem Pferd problemlos funktioniert), bis hin zu Halsteilen, Schweiflatz oder Brustfalten. Hier muss man wirklich selbst „ausprobieren“ was zum eignen Pferd am besten passt.

Passen sollte die Decke. Nichts ist schlimmer als eine Decke, die nach hinten rutscht oder immer schief auf dem Pferd hängt. Ein Gebrauchsschaden an der Decke ist hier nahezu vorprogrammiert. Inzwischen gibt es auch Decken für bestimmte Rassen von Ponys bis zu Kaltblütern. Für die Deckengröße gibt kein einheitliches Messsystem. Die meisten deutschen Firmen nehmen die Rückenlänge des Pferdes vom Widerrist bis zum Schweifansatz als Maß (Maßband muss auf der Wirbelsäule aufliegen!). Englischsprachige Länder messen in Inch oder Feet. Dort wird auch von der Brustmitte über die Schulter waagrecht zum Schweif gemessen. Die meisten Deckenshops bieten dazu Vergleichstabellen an.

Decken Vielfalt kurz zusammengefasst

Stalldecken gibt es von der leichten und weichen Baumwolldecke, für den warmen Stall, bis hin zur Decke mit 300g Fütterung, für den Kaltstall. Bei Stalldecken liegen die Schwerpunkte bei der fürs Pferd bequemen Passform und Atmungsaktivität. Auch die Schmutzaufnahme und die Waschbarkeit sollten ein Entscheidungskriterium sein.

Die Outdoordecken, manchmal auch als Weidedecken bezeichnet,  werden ebenfalls mit unterschiedlichen Füllungen angeboten. Hier steht mehr die Wasserdichtigkeit und Winddichtigkeit im Vordergrund. Zudem gibt es in diesem Bereich verschiedene Produktbezeichnungen je nach Einsatzzweck. So hat eine Winterdecke eine stärkere Füllung. Die Regendecke hält das Pferd bei Regen trocken, aber wenn es mehr als nur graupelt, wird sie für ein Pferd ohne dichtes  Winterfell schnell zu dünn.

Spezialdecken unterscheiden sich von der Schnittform von normalen Decken. Eine Führmaschinen-Decke hält das Pferd in einer Führmaschine trocken und warm, sollte aber möglichst nicht zum Schwitzen des Pferdes führen.

Eine Nierendecke schützt das Pferd, speziell beim Aufwärmen oder Trockenreiten, an der empfindlichen Nierenregion. Die Ausreitdecke bringt nicht nur Eigenschaften wie Wasser- und Winddichtigkeit mit, sondern erhöht besonders in der „dunklen“ Jahreszeit mit Reflexstreifen oder Leuchtfarbe deutlich die Sicherheit.

Abschwitzdecken, meist aus Fleece Material, sind zur kontrollierten Abkühlung in der frischen und feuchten Winterzeit wichtig, so beugt man Erkältungen gezielt vor.

Für welche Decke man sich letztendlich entscheidet, ist nicht immer einfach. Die großen Fachgeschäfte bieten ein Pferdemodell an, an dem man die Handhabung gut testen kann und eine  fundierte Beratung in den Details  der vielfältigen Eigenschaften und Einsatzzwecke.

Kommentar verfassen