Pferdestollen: Vor- und Nachteile verschiedener Systeme

Boekelo (NED) 13.10.2013 Internat. Vielseitigkeit CCIO*** hier Springen: tiefe Absprungstelle, Grasboden, Stollen (Michael Jung (GER) und Rocana)  Foto:  ©Julia Rau  Am Schinnergraben 57   55129 Mainz   Tel.: 06131-507751    Mobil: 0171-9517199 Rüsselsheimer Volksbank   BLZ 500 930 00   Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen Geschäftsbedingungen

Die im Pferdesport eingesetzten Hufstollen unterscheiden sich in grundsätzlichen Merkmalen, so können Pferdestollen fest am Eisen angebracht (aufgeschweißt oder eingeschlagen) oder abnehmbar (eingeschraubt, Klickstollen, Haltestollen) sein. Der Reiter hat zudem die Wahl zwischen Reitstollen für verschiedene Einsatzgebiete (beispielsweise spezielle Fahrstollen) und Bodenverhältnisse (etwa Rasen-, Sand-, Schlammstollen) und wählt zudem aus verschiedenen Größen und Längen das individuell beste Modell. Die Unterschiede sind groß, die Auswahl entsprechend unübersichtlich. Ob Kegelstollen, Vierkant – oder Sechskantstollen, Rundkopf- oder Spitzkopfstollen oder ein anderes Modell, hier weiß der Hufbeschlagsschmied Rat.

Moderne Pferdestollen, ein High Tech Equipment

Produkte verschiedener Hersteller unterscheiden sich nicht nur in der Ausführung, sondern auch in Details der Konstruktion. Halt auf unterschiedlichem Geläuf versprechen konisch zulaufende oder breite Hufstollen, mit Längs – oder Querrillen, mit Aussparungen in H- oder Y-Form, mit oder ohne integrierte Hartmetallstifte für noch mehr Halt auf Matsch, Eis und Schnee.

Schonung für empfindliche Pferdebeine, Gelenke wie Sehnen, sollen moderne Reitstollen-Entwicklungen, wie bei den Produkten der Firma Geke-Equitec GmbH mit den integrierten Tellerfedern, gewährleisten. Dies wurde jüngst mittels hochdynamischer Schlagprüfung in einem Hopkinson-Druck-Aufbau durch die Nordmetall GmbH nachgewiesen. Dabei ergab sich eine deutliche, und zwar bis zu 30% geringere Belastung auf den Huf, je nach Geschwindigkeit des Aufschlags.

Geringere Belastungen vor allem beim Auffußen und Abspringen sind nicht nur vorteilhaft für das Pferd, sondern auch für die Haltbarkeit der Reitstollen, da so die Gewinde oder andere Befestigungssysteme weniger Materialstress ausgesetzt sind.

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Feste Pferdestollen, die Klassiker

Fest angebrachte – aufgeschweißte oder eingeschlagene – Reitstollen empfehlen sich immer dann, wenn ihre Schutzfunktion dauerhaft gebraucht wird. Sie entlasten zudem den Reiter, denn das häufige Reinigen der Gewinde, das Ein – und Ausdrehen oder Abnehmen und Putzen der Hufeisenstollen vor und nach jeder Nutzung entfällt.

Bei manchen Fehlstellungen der Hufe oder Gliedmaßenerkrankungen wird der Hufschmied allerdings davon abraten, feste Systeme zu nutzen. Feste Reitstollen können dauerhaft die Winkelung des Hufes verändern und stauchen den Trageapparat auf hartem Untergrund beim Auffußen, beides Faktoren, die sich langfristig negativ auswirken. Fachleute raten zudem, Pferde grundsätzlich nicht mit Hufstollen zu transportieren oder auf die Weide zu entlassen – mit fest angebrachten Hufeisenstollen ein Problem.

Aufgeschweißte Pferdestollen

Diese Reitstollen werden vom Schmied an den Schenkelenden aufgeschweißt, bevor das Hufeisen aufgenagelt wird. Sie haben den Vorteil, dass sie meist besonders sicher sitzen und selbst bei erheblicher Einwirkung nicht verloren gehen.

Eingeschlagene Pferdestollen

Einschlagstollen, auch Steckstollen oder Schlagstollen, werden vom Schmied in eine vorher am Hufeisen angebrachte Bohrung eingeschlagen, bevor das Eisen aufgenagelt wird. Schlagstollen sind meist vergleichsweise kürzer und abgerundet. Durch eine Rändelung im Bereich des Schaftes sitzen auch diese Reitstollen meist sehr fest am Eisen und gehen kaum verloren.

Abnehmbare Pferdestollen, große Auswahl für jeden Einsatz

Wechselsysteme sind immer dann die beste Wahl, wenn das Pferd nur unter dem Reiter und dann auch vielleicht nur fallweise – etwa beim Springtraining – Stollen braucht. Abnehmbare Stollen sind auch dann vorzuziehen, wenn auf unterschiedlichen Böden und/oder Einsatzgebieten trainiert wird und deshalb innerhalb einer Beschlagsperiode Stollen verschiedener Machart zum Einsatz kommen sollen. Auch dann, wenn das Reinigen sowie Ein – und Ausdrehen der Stollen kein Problem für Reiter und Pfleger ist, werden heute nur noch abnehmbare Systeme gewählt. Mit abnehmbaren Reitstollen ausgestattete Pferde können mit abgenommenen Stollen jederzeit problemlos transportiert oder mit Pferde-Kumpels auf die Weide entlassen werden, ohne dass Verletzungen durch Hufeisenstollen zu befürchten wären.

Schraubstollen

Für die meisten Einsatzgebiete sind Schraubstollensysteme immer noch die erste Wahl. Der Hufschmied bringt in den Hufeisen Löcher mit passendem Gewinde an, in die bei Bedarf mit Hilfe eines Stollenschlüssels die passenden Reitstollen eingeschraubt werden können. Achtung: Es gibt verschiedene Gewindegrößen (gängig sind die Gewindegrößen M10, M12 und 3/8 Zoll), lassen Sie sich beraten – grundsätzlich wird der Durchmesser der Hufeisenstollen mit der Hufeisengröße abgestimmt. Werden aktuell keine Pferdestollen benötigt, wird das Stollenloch schnell mit einem Verschlussstollen aus Metall oder Gummi gesichert. Vor der erneuten Nutzung muss dieser Stollen entfernt und das Stollenloch gesäubert werden – manchmal eine recht zeitraubende und teils sogar nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, insbesondere bei unruhigen Pferden. Selbstschneidende Systeme schneiden nicht etwa das Gewinde von alleine, bei ihnen entfällt lediglich das lästige Reinigen des Stollenlochs.

Klickstollen

Immer wieder freuen sich Reiter und Fahrer über Innovationen im Pferdesport – Neuentwicklungen von modernen Stollensystemen gehören unbedingt dazu. Die Klickstollen sind seit einigen Jahren auf dem Markt. Die in verschiedenen Formen erhältlichen Pferdestollen werden über einen Adapter im Stollenloch festgeklickt.

Haltestollen

Haltestollen kommen ganz ohne Veränderung am Hufeisen aus: Hier wird der an einer Klammer befestigte Reitstollen bei Bedarf einfach von hinten über das Schenkelende geschoben und befestigt, fertig!

Bei der Auswahl muss der Pferdebesitzer mit seinem Hufschmied eingrenzen, welches der auf dem Markt erhältlichen Produkte das individuell am besten geeignete ist. Kann der Hersteller mit Vielfalt, einem durchdachten und nutzerfreundlichen System und weiteren Vorteilen wie effektiver Stoßdämpfung durch die spezielle Konstruktion punkten, sind auch hochpreisige Modelle langfristig ihr Geld wert.

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