Der Huf ist in erster Linie eine Art „Stoßdämpfer“. Mit jedem Auffußen weitet er sich und zieht sich beim Abfußen gleichmäßig zusammen. In dieser Funktion wirkt er auch wie eine Blutpumpe für alle Bereiche des Hufes. Mit dem Blut gelangen wichtige Nährstoffe an die Stellen, wo Hornsubstanz gebildet wird, insbesondere der Huflederhaut. Sie umschließt das im Huf befindliche Hufbein und verbindet es mit der außenliegenden Hornkapsel. In ihr verlaufen nicht nur viele Gefäße sondern auch Nerven, wodurch sie besonders empfindlich ist.
Fachgerecht nagelt man die Hufnägel in der weißen Linie nach oben durch die Wand des Hufes. Die überstehenden Nagelspitzen werden umgenietet und halten so das Eisen am Huf. Zum einen durchbrechen die Nägel die Hornkapsel und stören so ihr natürliches Gefüge, zum anderen schränken sie zusammen mit dem Eisen den Hufmechanismus ein. Das Blut wird weniger gut verteilt und durch die Gefäße gepumpt, entsprechend gelangen weniger Nährstoffe in den Huf. Außerdem birgt jedes Beschlagen immer das Risiko des Vernagelns oder dass Nägel zu nahe an empfindlichen Stellen platziert sind und so Druck oder sogar Schmerzen auslösen. Zudem kann ein Pferd ein Hufeisen verlieren oder es tritt es sich selbst ab. Dabei reißt es nicht selten einiges an Hornsubstanz, vor allem von der Hufwand zwischen den Nagellöchern ab. Ein erneuter Beschlag ist nicht nur erschwert sondern manchmal auch unmöglich.
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Auf der anderen Seite wächst die Gruppe der Barhufanhänger. Pferde werden seltener bewegt und nutzen sich den Huf weniger ab. Oder man möchte das natürliche Hufwachstum nicht durch ein Hufeisen stören. Man spart sich also das Hufeisen. Dem kann man, wenn die Umstellung von einem beschlagenen Pferd zum Barhufer sorgfältig erfolgt, nicht widersprechen. Gelegentlich gehen allerdings auch Barhuf-Pferde auf harten, spitz-steinigem Untergrund und sind plötzlich fühlig. Sie gehen staksig, wie auf „rohen Eiern“. Es fehlt der Hufschutz! Für ein paar Meter mag das ok sein, längere Strecken sind eine Qual für das Pferd. Zudem steigt die Gefahr einer Entzündung der Hufsohlen-Lederhaut.
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Hufschuhe geklebt oder verschnallt sind die logische Alternative
Hufschuhe können in all diesen Beispielen eine sinnvolle Alternative sein. Das Angebot ist inzwischen reichhaltig. Meist liegt der Unterschied im Befestigungssystem, was die Haltbarkeit am Huf, aber auch den Komfort beim An- und Ausziehen wesentlich beeinflusst. Doch auch für langlebige und hochwertige Modelle gilt: Sie sind nur so gut, wie sie passen. Die Produktauswahl wird für den geplanten Einsatz und das jeweilige Pferd abgestimmt. Bei sorgfältiger Anpassung an den Huf gehen sie weder verloren, noch scheuern sie. Wer sich erstmals mit Hufschuhen befasst, sollte auf jeden Fall einen Fachmann, einen Hufschmied oder Hufpfleger, zu Rate ziehen. Einige bieten inzwischen auch die Option, verschiedene Modelle auszuprobieren.
Grundsätzlich lassen sich zwei Varianten unterscheiden: Hufschuhe zum Schnallen und zum Kleben. Aber welche Variante ist wann geeignet? Dazu Andreas Hansen, Leiter der Abteilung Hufschuhe bei Dallmer: „Hufschuhe zum Schnallen, also Clogs, wie sie bei uns heißen, kommen nur im Bedarfsfall zum Einsatz. Dies kann der ganz normale Ausritt sein oder ein längerer Wanderritt. Entscheidend ist – sie werden nach der Nutzung wieder abgenommen. Das Pferd trägt also den Rest der Zeit keinen Hufschutz, sei es Weide, Paddock oder die befestigte Lauffläche in einem Aktivstall. Es darf dann keine Probleme haben oder fühlig gehen. Außerdem sind sie nur bedingt zum Springen oder bei sehr schwerem Gelände wie Sumpf oder tiefem Sand geeignet. In diesen Fällen empfehlen wir Hufschuhe zum Kleben.“
Geklebte Hufschuhe werden vom Fachmann angebracht und bleiben eine Beschlagperiode lang am Huf. Das fachgerechte Anbringen ist dabei selbstverständlich, das gilt ja für jeden dauerhaften Hufschutz, ob genagelt oder geklebt. Diese Klebeschuhe umfassen Tragrand und den unteren Teil der äußeren Hufwand. Es scheint widersprüchlich, sollte man doch vermuten, dass so der Hufmechanismus noch stärker eingeschränkt wird, als beim Hufeisen. „Nein, das Gegenteil ist der Fall.“ so Andreas Hansen. „Messungen haben dies bewiesen. Unser Kunststoff hat dasselbe Dehnungsverhalten wie ein Huf.“
Hufschuhe – unser Fazit
Das Angebot an Hufschuhen ist riesig. Bei der Auswahl des richtigen Modells spielen neben dem Einsatzbereich vor allem Langlebigkeit, Material und Passform die entscheidenden Rollen. Auch der Komfort ist nicht zu unterschätzen. Die Geduld von Pferd und Reiter werden auf eine harte Probe gestellt, wenn die Schuhe nur mühsam und unter Fluchen auf die Hufe zu bekommen sind. Und: Sie sollten halten und nicht im ersten Matschloch stecken bleiben. Darum ist, neben der Wahl eines hochwertigen Modells, vor allem die Passform entscheidend. Die meisten funktionieren heute mit einem Befestigung-Zugsystem aus unterschiedlichen Materialien von Gurt bis Draht. Wichtig ist, dass Scheuerstellen vermieden werden. Das richtige Maß zwischen weicher Polsterung, festem Sitz und stabiler Form ist entscheidend. Weiteres Auswahlkriterium sind Zubehör und Ersatzteile. Sind z. B. Stollen einschraubbar für den Einsatz auf wenig griffigem Geläuf oder im Winter? Immer kann mal etwas kaputt gehen, bekommt man auch Einzelteile? Bei der Anprobe der in Frage kommenden Modelle sind Hufschmiede oder Hufpfleger die richtigen Ansprechpartner. Hersteller nennen gern entsprechende Partner in Ihrer Nähe.