Pferdefuttermittel im Überblick

PferdefutterIn der Pferdefütterung haben wir es vor allem mit Raufutter zu tun, das reich an Ballaststoffen und wenig zerkleinert ist und die Basis jeder bedarfsgerechten Ration liefert, beispielsweise Heu. Zusätzlich werden je nach Leistung energiereiche Kraftfuttermittel auf Getreidebasis gereicht, deren Bestandteile oft zerkleinert und/oder aufgeschlossen gefüttert werden (Hafer, Maisflocken, Mischungen der Futtermittelproduzenten) und schließlich Mineralfutter, die aus anorganischen Komponenten bestehen, teils aber auch zusätzlich vitaminisiert sind. Die Gesamtheit aller ergänzend zur Raufutterration gefütterten Futtermittel heißt oft auch Krippenfutter.

[relatedposts type=’manu‘ ids=’5607,5463,5605,11472,5845,12785′]

Wichtige Begriffe in der Pferdefütterung
Raufutter  

Futtermittel mit geringer Feuchtigkeit und hohem Rohfasergehalt („Ballaststoffe“)

 

Heu Durch Trocknung konservierte Grünlandpflanzen
Silage Durch Trocknung und Silierung (Milchsäuregärung) konservierte Grünlandpflanzen
Stroh Trockene, ausgedroschene Halme und Blätter von Getreidepflanzen
Kraftfutter

 

Ergänzungsfuttermittel mit geringem Gehalt an Rohfasern und hohem Gehalt an Eiweiß und Energie (typisch: viel Inhalt, wenig Volumen)

 

Einzelfuttermittel Futtermittel aus einem einheitlichen Ausgangsprodukt oder einem Herstellungsprozess (z.B. Heu, Weizenkleie, Hafer)
Mischfutter/Müsli Durch Mischung von Einzelfuttermitteln entstandenes Produkt mit überwiegend unveränderten oder wenig veränderten Bestandteilen
Mischfutter/Pellets Durch Mischung von Einzelfuttermitteln entstandenes Produkt, in dem alle Bestandteile zunächst stark zerkleinert und dann in Form gepresst werden
Mischfutter/Strukturfutter Entspricht einem Müsli, dem zusätzlich gehäckseltes Raufutter zugegeben wurde
Saftfutter

 

Pflanzen, Pflanzenteile oder  deren Verarbeitungsprodukte mit einem Trockensubstanzgehalt von weniger als 55 %, beispielsweise Äpfel oder Karotten, aber auch Zuckerrübenschnitzel, ein Nachprodukt aus der Zuckergewinnung, das als Energielieferant eingesetzt wird.
Zusatzfutter Als Zusatzfutter werden Futtermittel bezeichnet, die zusätzlich zu einer aus Raufutter und Kraftfutter bestehenden Ration gereicht werden und Mineralien und/oder Vitamine in Kombination oder einzeln in hoher Konzentration enthalten. Üblich ist der Einsatz von Kombipräparaten, die den Bedarf eines Pferdes an Mineralien (Mengen – und Spurenelementen) und Vitaminen abdecken. Muss ein Defizit an einzelnen Stoffen aufgefangen oder ein überdurchschnittlich hoher Bedarf gedeckt werden, kommen spezielle Produkte zum Einsatz, die wenige Mineralien und/oder Vitamine in hochkonzentrierter Form enthalten und meist zusätzlich zu einem handelsüblichen Kombipräparat gereicht werden. Eine weitere Gruppe von Zusatzfuttermitteln wird oft als Ergänzung zu einer tiermedizinischen oder tierheilpraktischen Behandlung gereicht, typische Beispiele sind etwa Kräutermischungen für an Husten leidende oder Muschelextrakte für Arthrose-kranke Pferde.

 

 

Viele der in der Pferdefütterung verwendeten Begriffe lassen sich oft auf bestimmte Kategorien zurückführen, nach denen Futtermittel einzelnen Gruppen zugeteilt werden. Hört der Pferdefreund den Begriff „Raufutter“ so kann er rückschließen, dass es sich um ein Futtermittel mit geringem Wassergehalt handelt. Deshalb ist auch diese – zugegeben, eher trockene – Thematik durchaus wichtig.

[adrotate banner=“136″]

Einteilung nach der Beschaffenheit

Hier spielt insbesondere der Wassergehalt eine Rolle, so unterscheidet sich frisches Grünfutter von getrocknetem Raufutter bei gleichem Ausgangsprodukt (!) vor allem im Wassergehalt. Weidegras ist ein typisches Grünfutter, Heu ein typisches Raufutter.

Einteilung nach dem Einsatzgebiet

Fohlen und Jungpferde, Zuchtpferde und Reitpferde stellen ganz unterschiedliche Ansprüche an die Fütterung, die mit entsprechend rezeptierten Futtermittelprodukten – etwa einem „Ergänzungsfuttermittel für Reitpferde“ – gedeckt werden.

Einteilung nach Art und Herkunft

Manche Begriffe geben Auskunft darüber, wie und wo ein Futtermittel gewonnen wurde. So stammen Mühlennachprodukte aus der Herstellung von Mehl aus Getreide, hierunter fällt etwa die Weizenkleie. Nebenprodukte aus der Zuckergewinnung sind beispielsweise Rübenschnitzel mit unterschiedlich hohem Zuckergehalt.

Einteilung nach dem Verwendungszweck

Ein Alleinfutter wäre in der Lage, den Bedarf eines Pferdes an allen Nährstoffen komplett abzudecken – es wäre keine Zugabe weiterer Futtermittel nötig. In der Pferdefütterung üblicher ist der Einsatz von Einzelfuttermitteln (Futtermittel aus einem Ausgangsprodukt oder einem Herstellungsprozess – Heu ist ein Einzelfuttermittel, obwohl es aus vielen verschiedenen Gräsern, Kräutern und Leguminosen besteht) in Kombination miteinander (beispielsweise Heu und Hafer) oder mit Mischfuttermitteln (beispielsweise Heu und ein Kraftfutter-Müsli). Mischfutter werden produziert, indem Einzelfuttermittel nach einer bestimmten Rezeptur zusammengestellt werden. Als Ergänzungsfuttermittel werden Produkte bezeichnet, die zusätzlich zu einem Grundfutter wie etwa Heu gereicht werden, somit sind Einzelfuttermittel (etwa Hafer) und Mischfuttermittel (beispielsweise das Dressur-Müsli) gleichzeitig auch Ergänzungsfuttermittel (Kraftfutter, ergänzend zur Heuration oder zum Weidegang). Mineralfutter, Vitaminfutter oder Mineral/Vitaminkombiprodukte werden meist Zusatzfutter genannt.

Einteilung nach der Darreichungsform

Hier sind dem Pferdefreund vor allem die beiden üblichen Darreichungsformen für Kraftfutter bekannt, nämlich Pellets und Müsli. Zur Herstellung von Kraftfutterpellets und vielen Mineralfuttermitteln werden alle Komponenten fein gemahlen, mit einem Bindemittel versetzt, durch eine Matrize gepresst und beim Austritt aus den Presskanälen in passender Länge abgetrennt. In einem Müsli sind viele Komponenten mit weitgehend erhaltener physikalischer Beschaffenheit oder in aufgeschlossener Form (Behandlung zur Erhöhung der Verdaulichkeit) verarbeitet, lediglich Mineralien und Vitamine werden in Pelletform verarbeitet beigemischt. Zusatzfuttermittel werden oft auch als Saft oder Pulver aufbereitet.

Tipps für den „Futtermittel-Dschungel“

  • Orientieren Sie sich immer am tatsächlichen Bedarf Ihres Pferdes, der sich aus seinem Gewicht und seiner Leistung ergibt. Beide Faktoren sind messbar oder relativ genau schätzbar. Andere Aspekte wie Rasse, Einsatzgebiet oder Alter sind zumindest für den Nährstoffbedarf von untergeordneter Bedeutung.
  • Die meisten Pferde sind auch bei gelegentlichem Einsatz im Sport mit einer Kombination aus reichlich gutem Raufutter, wenig hochwertigem Kraftfutter und einem Mineral/Vitamingemisch bedarfsdeckend zu füttern.
  • Um die Güte und Preiswürdigkeit von Kraftfuttermitteln schätzen und vergleichen zu können, betrachten Sie insbesondere die darin verwendeten Einzelfuttermittel sowie den Gehalt an Eiweiß und Energie.
  • Futtermittel sind KEINE Arzneimittel, entsprechende Wirkungen sind nicht zu erwarten. Einen im weitesten Sinne heilenden Effekt haben einschlägige Zusatzfuttermittel nur dann, wenn sie tatsächlich bestehende Symptome verursachende Defizite ausgleichen – eine Gabe über den Bedarf hinaus hat meist keine positive Wirkung; kann sogar manchmal kontraproduktiv sein!

Kommentar verfassen