Ein Blick in die Naturheilkunde verrät einige Vorteile, die dem Hafer nachgesagt werden: Er hilft gegen Unruhe und Spannungszustände, Einschlafstörungen bei Mensch und Tier ebenso wie gegen Hauterkrankungen und Entzündungen.
Was ist wirklich dran an diesem früher ganz normalen Pferdefutter und warum wird es heute von vielen Futtermittelherstellern verteufelt? Ganz einfach: Hafer ist billig und jeder Landwirt kann den Pferdebesitzer damit beliefern. Dazu ein sinnvoll zusammengestelltes, reines Mineralfutter, ein Salzleckstein aus natürlichem und noch echtem Salz und fertig ist das gesunde Pferd! So einfach? In der Tat belegen ganz unspektakuläre Untersuchungen in der Praxis diese Beobachtungen Tag für Tag aufs neue. Eigentlich wiederum simpel nachvollziehbar – Hafer ist leicht verdaulich, enthält Schleimstoffe (der große Gegner von Schlundverstopfungen) und bringt als ganzes Korn gefüttert einen sehr sinnvollen Zeitvertreib beim Kauen.
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Innen wie außen
Der Hafer im Verdauungstrakt: Hafer besitzt einen sehr hohen Anteil an Spelzen – ähnlich wie es Vollkornbrot beim Menschen bewirkt, lockert der Hafer im Magen- und Darmtrakt den Verdauungsbrei auf und verhindert ein Verklumpen, das Kolik verursachen kann. Hafer wird im Dünndarm fast vollständig abgebaut – mit einer Verdaulichkeit von 90 % ist er als das Spitzen-Kraftfutter schlechthin anzusehen!
Aber: Wenn Hafer überfüttert wird, ist er ebenso wenig hilfreich, wie jedes andere Kraftfutter. Ein Kilogramm reicht oftmals pro Tag aus, um ein Pferd mit allen wichtigen Inhaltsstoffen zu versorgen. Zum Großteil besteht Hafer aus Stärke, also aus gut verdaulichen Kohlenhydraten. Diese werden schnell zu Zucker abgebaut, und entsprechend steht dem Pferd auch sehr schnell sehr viel Energie zur Verfügung. Viele Reiter überschätzen leider die körperliche Arbeit ihrer Pferde bei weitem – ähnlich üppig wie die eigene Nahrungsaufnahme gerne aus geschmacklichen Gründen übertrieben wird.
Zu viel des Guten
Was passiert dann beim Pferd? Es wird überversorgt und beginnt, diese Überenergie in verschiedenen Kanälen wieder abzubauen, egal ob es das Holz im Offenstall oder in der Box benagt, mit den Hufen scharrt oder unter dem Reiter Kapriolen springt. Früher waren ganz simple Verhaltensregeln das Tagesgeschäft der „Stallmeister“ – wenn ein Pferd große Strecken zurücklegen musste, wurde mehr gefüttert und wenn die Pferde einmal stehen blieben, weil eine unvorhergesehene Situation dies erforderte, wurde die Ration sofort drastisch heruntergefahren. Eine ganz einfache Regel, die heute immer noch gilt. Wird sie nicht befolgt, können Koliken und Verhaltensprobleme entstehen.
Die Behauptung, Hafer mache Pferde unruhig und verrückt, ist also ein reines Märchen. Zwar wurden dem Pferdegetreide Nummer eins jahrelang zahlreiche schlechte Eigenschaften zugeschrieben, aktuelle Studien belegen aber, dass keine dieser Schauergeschichten wahr ist: So löst Hafer weder Eiweißschocks noch Hufrehe aus, wenn er in sinnvollen Mengen gefüttert wird. Auch konnten keinerlei Stoffe nachgewiesen werden, die Pferde hippelig und nervös machen. Die Pferde reagieren vielmehr mit einem gesunden Quantum an Lebendigkeit. Diese Tatsache ist aber lediglich der schnellen Energiebereitstellung des Futters zuzuschreiben und kann mit der passenden Dosierung auf genau das richtige Maß eingestellt werden.
Grundsätzlich ist es also möglich, von heute auf morgen die Fütterung auf die Gabe von Hafer umzustellen. Aber bitte niemals umgekehrt – Hafer ist ein natürliches Futter und künstliche Futtermittel benötigen Zeit, damit der Verdauungstrakt sich einigermaßen darauf einstellen kann.
Gequetscht oder ungequetscht?
Deutschland ist leider ein Land der Feuchtigkeit und Hafer verpilzt sehr schnell. Trockener Hafer ist ein absolutes Muss und wer selbigen gerne gequetscht verfüttert, sollte spätestens nach drei Tagen erneut quetschen, damit aus einem gesunden Lebensmittel kein Oxidationsprodukt entsteht. Sauerstoff fördert die Oxidation und die Vitamine vertragen das überhaupt nicht. Am Ende ist dann nur noch „Pappendeckel“ vorhanden und die feinen Inhaltsstoffe haben sich verflüchtigt.
Und warum sagt man nun, der Hafer würde stechen? Auch dieser Spruch entstammt einem Irrglauben: Anno dazumal nahmen Pferdebesitzer nämlich an, ungequetscht verfütterter Hafer würde Pferde im Darm stechen, Schmerzen beim Äppeln auslösen und deshalb die Pferde entsprechend zappelig machen. Auch diesbezüglich ist man heute schlauer: Hafer muss vor dem Füttern gar nicht unbedingt gequetscht werden. Seine Spelzen regen das Pferd nämlich zum gründlichen Kauen und Einspeicheln an. Das ist gesund und fördert die Verdauungstätigkeit. Im Gegensatz zu anderen Getreidesorten wird Hafer sogar ungequetscht im Dünndarm aufgeschlossen.