Muskelaufbau beim Pferd durch Spezialfutter und Training

Ausritt im AllgäuUm eines gleich vorweg zu nehmen – nicht immer kann beim Muskelaufbau nach dem Motto „viel bringt viel“ vorgegangen werden. Manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall.
Ein Muskel besteht aus vielen kleinen „Strängen“, den sogenannten Myofaszien. Diese ziehen sich zusammen oder dehnen sich aus – je nachdem ob ich den Muskel anspanne (Zusammenziehen) oder dehne (Auseinanderziehen). Und hier nun auch gleich die erste erstaunliche Mitteilung: beides ist für einen funktionieren Muskel sehr wichtig. Die Kontraktion baut den Muskel auf, das Dehnen aber macht ihn beweglich!

Der Muskel „arbeitet“ also während dem Reiten auf diese beiden Arten, entweder wird er gespannt oder gedehnt. Erst nach der Arbeit beginnt dann allerdings im Körper des Pferdes die eigentlich wichtigste Arbeit in Sachen Muskelaufbau. Denn jetzt ist der angesprochene Muskel dabei, sich entweder zu reparieren (was passiert wenn ich den Muskel überanspruche und er dadurch Mikro-Faserrisse bekommt, die wir am Tag danach als lästigen Muskelkater spüren) oder sich aufzubauen. Auf den Punkt gebracht: Wer zu viel macht, der schädigt den Muskel und dieser muss die Zeit nach dem Training zum Reparieren verwenden anstatt sich aufzubauen.

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Zeitfenster für Zufütterung nutzen!

Ein mäßig geforderter Muskel aber wird sich nach dem Training aufbauen, sprich: sich vergrößern. Dafür benötigt er zum einen Eiweiß, aber auch Aminosäuren. Es bringt nichts, dem Pferd diese beiden Komponenten schon am Morgen vor dem Training zu geben oder erst am Abend. Das ideale Zeitfenster, in dem der Muskel auf diese Stoffe zugreifen und sie auch effektiv verwenden kann, ist bis zu ca. eine Stunde nach der Belastung. Also sollte genau in diesem Zeitfenster dem Pferd ein entsprechendes Futtermittel gegeben werden.
Einige Futtermittel- oder Ergänzungsfuttermittel-Hersteller bieten hochwertiges Eiweiß gleich mit dem benötigten Aminosäuren kombiniert an. Mit diesen Proteinpräparaten kann man den Aufbau der Muskulatur gut unterstützen. Bei der Anwendung sind die Herstellervorgaben zu berücksichtigen.

Hierbei sollte man sich aber einer Sache bewusst sein: die Aufbausubstanzen gehen genau an die Muskeln, die tatsächlich belastet wurden – nicht an die, die der Reiter gerne hätte! Wer also sein Pferd so arbeitet, dass es ständig den Unterhals herausschiebt … nun, nach solch einer Arbeit werden die Aufbausubstanzen mehr oder minder direkt in den Unterhalsmuskel marschieren und diesen schön dick machen. Und nicht – wie vom Reiter erhofft – die Oberlinie des Pferdes. Daher sollte man sich beim Training immer sehr genau überlegen wie man welche Muskelgruppe tatsächlich ansprechen kann.

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Mit dem Gegenspieler arbeiten!

Der Pferdetrainer und/oder Reiter sollte sich immer vor Augen führen, dass jeder Muskel einen „Gegenspieler“ im Körper des Pferdes hat. Wer beispielsweise erreichen will, dass das Pferd „über den Rücken geht“, der sollte sich erst einmal überlegen, was das muskulär bedeutet.

Soll der Rückenmuskel aufgebaut werden? Nein, nicht unbedingt! Der Rückenmuskel soll ja geschmeidig schwingen können, sprich: beweglich werden. Dafür muss er gedehnt werden. Und wie dehne ich den Rückenmuskel des Pferdes? Ganz einfach: indem ich den Gegenspieler, den Bauchmuskel, zum Kontrahieren, also zum „Zusammenziehen“ bringe. Und wie macht man das? Aktivieren der Hinterhand, Seitengänge bei denen das Pferd aktiv unter seinen Schwerpunkt tritt, Reiten im tiefen Spannungsbogen, etc etc. Sogar Zirkuslektionen wie die Bergziege oder der „Tanz auf der Stelle“ aus dem indischen Pferdetanz stärken den Bauchmuskel und dehnen damit den Rückenmuskel.

Nach einer Belastung sollte der Muskel möglichst 24, besser noch 48 Stunden, nicht erneut „angesprochen“ werden. Dann hat er genügend Zeit, sich zu erholen und vor allem aufzubauen. Dies bedeutet für das Training, dass das Pferd am Tag darauf zwar gearbeitet werden kann, aber dann andere Muskelgruppen angesprochen werden sollten. Oder man trennt auch deutlich die schwerpunktorientierte „Muskelarbeit“ von der konditionellen Arbeit (aerobe Ausdauer). Dazu aber mehr im Artikel „Konditionsaufbau durch aerobes Ausdauertraining“.

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