Denn die Ergebnisse aktueller Studien lassen den Schluss zu, dass der Samen dieser Bäume die Ursache für die fast immer tödlich verlaufende, sogenannte atypische Weidemyopathie – auch atypische Myoglobinurie genannt – ist. Sie betrifft ausschließlich auf der Koppel gehaltene Pferde. Die an der Weidemyopathie erkrankten Tiere können Anzeichen wie einen steifen Gang, Koordinationsstörungen, eine schnelle Atmung und einen dunklen Urin aufweisen. In letzter Konsequenz kommt es zum Festliegen der Tiere.
Drei Studien aus den USA und Belgien haben gezeigt, dass im Urin und im Blut der an saisonaler Weidemyopathie erkrankten Pferde Hypoglycin A nachgewiesen werden kann. Dieses Gift ist im Samen des Ahornbaumes enthalten. Es blockiert den Fettstoffwechsel in Muskelfasern. Die Muskeln zur Stabilisierung der Körperhaltung oder zur Unterstützung der Atmung, aber auch Herzmuskelfasern werden in ihrer Arbeit eingeschränkt oder behindert. Die tolerierbare Dosis für ein Pferd wird auf minimal 26 und maximal 373 mg/kg/Tag geschätzt. Dafür reicht die Aufnahme von 165 bis zu 8.000 Samen. Da ein Baum leicht 500.000 Samen trägt, ist eine Intoxikation bei entsprechend hoher Konzentration des Hypoglycins A leicht möglich.
Heu als zusätzliche Futterquelle
Normalerweise fressen Pferde diese Samen nicht. Ist die Weide jedoch nur spärlich bewachsen und das Futterangebot gering, so sinkt die Hemmschwelle. Um das Risiko für eine Erkrankung ihrer Tiere zu minimieren, sollten Pferdebesitzer auf überweideten Wiesen Heu als zusätzliche Futterquelle ausbringen sowie regelmäßig Mineral- und eventuell Kraftfutter anbieten. Die Wissenschaftler dieser epidemiologischen Studien empfehlen weiterhin eine Begrenzung des Weidezugangs im Herbst oder in den Monaten großer Trockenheit auf sechs Stunden am Tag.
Pferdebesitzer sollten auf die typischen Kennzeichen der saisonalen Weidemyopathie achten und beim Auftreten erster Anzeichen umgehend den Veterinär kontaktieren.