Gerade Fohlen und Jungpferde kann man unter einander häufig beim Spielen beobachten. Stuten lieben gemeinsame Laufspiele und soziale Fellpflege, wohin gegen es bei jungen Hengsten und Wallachen schon härter zur Sache geht: Sie beißen sich gegenseitig in die Beine, steigen, rennen um die Wette, um am Ende der Koppel einen Sliding Stop hinzulegen. Gerade junge Hengste trainieren dabei das Aufsteigen, die Koordination, ihre Kondition und Muskeln. Hinterher schaut man in erschöpfte, aber völlig zufriedene Pferdegesichter. Wie kann man nun diese Freude am Spiel in das Training aufnehmen?
Spielen macht Mensch und Pferd Spaß
Damit alle Beteiligten Spaß am Spiel haben, ist es wichtig, dass wir mit der Denkweise herangehen, lediglich ein Spielangebot zu machen, bei dem es kein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt. Wir Menschen haben oft feste Ideen, wie ein Spiel ablaufen soll. Eventuell hat das Pferd aber völlig andere Vorlieben. Schreiten wir zu oft lenkend in das Spiel ein, geht jegliches spielerische Element verloren.
Kein Tag ist wie der andere und auch sehr verspielte Pferde haben mal keine Lust. Das muss in Ordnung sein. Darüber hinaus ist eine gewisse Gelöstheit und gegenseitiges Vertrauen erforderlich. Friedrich Schiller pflegte schon zu sagen: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Daher müssen wir einen Raum schaffen für uns und unser Pferd, den beide als geschützt empfinden. Fühlt sich einer der beiden Partner unsicher, ist ein Spielen nicht möglich.
Die Regeln
Jedes Spiel braucht Regeln. Gerade beim Spielen mit so großen Tieren ist dies ein unentbehrlicher Sicherheitsfaktor. Deshalb muss die Rangordnung, bevor wir mit unserem Pferd zu spielen beginnen, zwischen Mensch und Pferd soweit geklärt sein, dass das Pferd unsere Grenzen achtet und wir unsere Individualdistanz schützen können. Es kommt auch vor, dass die Rangordnung im Spiel kippt. Wenn dies geschieht, ist das Spiel sofort zu Ende. Signale hierfür können sein, dass das Pferd den Menschen mit angelegten Ohren vor sich her treibt, zwickt, beißt oder sich auf andere Art respektlos verhält.
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Futterspiel als Anerkennung
Ein einfaches Spiel ist ideal als Anerkennung nach dem Reiten oder für Pferde, die lahmen und krankheitsbedingt in der Box stehen müssen: Das Ertauchen eines Apfels. Dazu braucht man einen Futtereimer mit Wasser und ein oder zwei ganze Äpfel. Karotten eignen sich nicht so gut, weil sie nicht an der Wasseroberfläche schwimmen. Vom Ort her sollte es ein Platz sein, an dem ein paar Liter Wasser verschüttet werden können.
Zeigen Sie Ihrem Pferd den Eimer mit Wasser und den Apfel. Bevor es vom Apfel abbeißt, lassen Sie ihn ins Wasser gleiten. Der Gedanke dahinter ist, dass das Pferd den Apfel ertaucht. Damit kein Frust aufkommt, füllen Sie den Eimer bei den ersten Malen nur bis zur Hälfte mit Wasser. Es gibt auch Pferde, die das Tauchen nicht mögen. So ein Pferd schmeißt den Eimer eventuell um und holt sich auf diese Weise den Apfel. Auch das ist ein Lösungsansatz und darf nicht bestraft werden.
Bei Futterspielen ist immer darauf zu achten, dass das Pferd erst zu spielen beginnt, wenn der Mensch mit einer Geste sein Okay gegeben hat. Dies ist eine Sache des Respekts und der Rangordnung. In einer Herde bestimmt das Leittier, wer an welcher Stelle frisst und trinkt. Infolgedessen ist derjenige, der das Futter kontrolliert, der Anführer.
Eine weitere Spielidee für Beginner
Am Anfang sind gemeinsame Laufspiele leicht umsetzbar. Ganz nach dem Motto: Lass uns zusammen bewegen! Hierfür eignet sich als Ort entweder ein sicher eingezäunter Platz oder eine Reithalle. Ein Roundpen ist zu eng. Hier fühlen sich Pferde viel zu schnell gejagt oder unter Druck gesetzt. Grundvoraussetzung ist, dass sich kein zweites Pferd in der Reitbahn befindet.
Bevor man Halfter und Strick abnimmt und zu spielen beginnt, sollte man sein Pferd im Sommer fünf bis zehn Minuten, im Winter zehn bis 15 Minuten im Schritt warmführen, damit es sich keine Verletzungen zuzieht, sollte es freudig herumtoben. Beim Spiel passen sich Pferde untereinander an. Mal gibt das eine, mal das andere Pferd Geschwindigkeit und Richtung vor. So kann ein Spiel zum Beispiel sein, dass man sein Pferd auffordert zu laufen und alles nachmacht, was es vor macht. Trabt es los und verlängert an der langen Seite die Tritte, dann trabt man mit und zeigt auch eine Verstärkung. Dann kann man selber Vorschläge machen und sich einbringen, indem man spielerisch stoppt und in die andere Richtung los startet. Alles ist in Ordnung, was beiden Spaß macht! Nur sollte sich das Pferd nicht durch den Menschen getrieben fühlen.
Besitzer von ängstlichen Pferden sollten langsam anfangen und immer wieder schauen, dass der Abstand zum Pferd groß ist. So fühlen sie sich nicht so schnell unter Druck gesetzt. In Pausen, in denen beide ausruhen können, kann man sein Pferd kraulen, was viele Pferde sehr genießen und es schafft eine enge Bindung. Nur Pferdefreunde kraulen sich gegenseitig! Tipp: Schöne Musik schafft eine lockere Atmosphäre!
Jedes Pferd hat seine Vorlieben
Neben Lauf- und Futterspielen gibt es Pferde, die es lieben, einen Karton zu zerreißen, die Gegenstände gerne apportieren oder in Pfützen ausgelassen plantschen. Und übrigens: kein Spiel ist auf Dauer spannend. Alles was wie selbstverständlich immer da ist, verliert seinen Reiz. Hängt man seinem Pferd einen Ball in die Box, wird er bald keine Beachtung mehr finden, auch wenn er anfangs zum Spielen animiert. Bekommt das Pferd ihn jedoch nur ab und zu als Belohnung, ist er oft ein gern genommenes Spielzeug. Ein schönes Beispiel dafür zeigt dieses Video.
Abwechslung und Leistungsbereitschaft
Spielen ist eines der Grundbedürfnisse unserer Pferde. Berücksichtigen wir dies und spielen immer wieder mit unserem Pferd, bringt es zum einen Abwechslung in den Pferdealltag. Des Weiteren kann zusammen spielen sehr verbindend wirken, weil unser Pferd merkt, dass wir es nicht nur zum Funktionieren bringen wollen. Wir vermitteln ihm, dass es uns wichtig ist, dass beide Partner Spaß haben. Dies bewirkt nicht nur, dass sich unser Pferd über unsere Gesellschaft freut, sondern es wird auch bei der Arbeit mehr Leistungsbereitschaft, Disziplin und Motivation an den Tag legen. Folglich ist das gemeinsame Spielen eine Bereicherung für beide – Mensch und Pferd!