Hufschuhe als orthopädischer bzw. medizinischer Hufschutz

100_0078Eternity ist so ein klassischer Fall. Die Oldenburger Stute hat relativ schlechte Huf-Qualität. Sie kann ohne beschlagene Hufe nicht einmal auf die Weide gehen. Sie reißt sich zwar selten ein Eisen ab, aber wenn, dann gründlich. Der benachrichtigte Schmied schüttelte den Kopf „da hau ich keinen Nagel mehr rein,“ und als er den entsetzten Blick der Besitzerin sah, die fürchtete, ihrer Stute wochenlang Boxenruhe bescheren zu müssen, fügte er hinzu: „Entweder sie bekommt vom Tierarzt einen Castverband oder wir kleben einen Hufschuh auf.“ Kurz wurden die Pros und Kontras beider Methoden besprochen, dann entschieden: Es wird geklebt. Beide Vorderhufe wurden mit geklebten Hufschuhen versehen. Eternity war am selben Tag wieder „einsatzfähig“ und konnte am nächsten Tag auf die Weide. Doch es gibt noch weit ernstere Fälle, in denen spezielle Hufschuhe weiterhelfen können.

Hufschuhe als Soforthilfe bei Hufrehe

Hufrehe ist eine Krankheit mit sehr unterschiedlichen Auslösern im Gesamtorganismus des Pferdes. Sie zeigt sich als Entzündung der Huflederhaut und speziell des Hufbeinträgers. Bei Fortschreiten des Entzündungsprozesses kommt es zur Ablösung der Huflederhaut von der Hornkapsel. Im Extremfall kann es zum Durchbruch des Hufbeins an der Sohle oder gar zum Ausschuhen kommen. Wichtig ist, neben der Behandlung der Rehe-Auslöser durch einen Tierarzt, dem Pferd den Zug der tiefen Beugesehne auf die Hufbeinspitze zu nehmen. Dieser Zug sorgt ansonsten dafür, dass das Hufbein zurückgezogen wird und sich die Spitze nach unten neigt. Die gefürchtete Rotation des Hufbeins setzt ein. Pferde mit akuter Rehe haben große Schmerzen. Das Aufnageln eines Beschlages mit einer Keilsohle um den Huf an den Trachten höher zu stellen und somit den Zug der Beugesehne zu minimieren, ist dann oft sehr problematisch.

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Andreas Hansen, Leiter von Dallmer-Hufschuhe: „Kurzfristig kann ein Hufschuh zum Schnallen verwendet werden, bei Dallmer heißt er „Rehe-Clog“. Es ist eine wirkungsvolle Sofortmaßnahme, die schnell zumindest einen Teil der Schmerzen nimmt und der Rotation entgegenwirkt. Zusätzlich kann ein Sohlenpolster eingebracht werden. Schnellstmöglich sollten aber permanent sitzende Hufschuhe mit Keilplatte, sogenannte Rehe-Cuffs, geklebt werden. Die Platte (6° oder 12° erhöht) kann man jederzeit abschrauben. So können Tierarzt und Schmied regelmäßig nach dem Rechten sehen und alle paar Tage die Sohle reinigen und das Polster austauschen.“ Ob die Behandlung erfolgreich verläuft hängt neben dem schnellen und richtigen Reagieren aber auch von der richtigen Krankheitsbehandlung, dem Krankheitsverlauf und der Intensität der Rehe ab.

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Ähnlich setzt man Hufschuhe auch bei anderen Huf-Problemen oder –Beschädigungen, wie zum Beispiel Hornsäule, Hornspalt, Hornriss oder lose bzw. hohle Wand ein. Bei solchen Hufbeschädigungen handelt es sich meist um Störungen in der Verbindung von Huflederhaut zur Hornkapsel. Die Auslöser sind sehr unterschiedlich, von einem Tritt gegen den Kronrand bis hin zum Hufgeschwür. Hier ist die Verwendung eines geklebten Hufschuhes die weit schonendere Lösung, als ein genageltes Hufeisen. So kann das Bewegungsstier Pferd weiter „auf den Beinen bleiben“.

Korrektur von Bockhuf oder Durchtrittigkeit bei Fohlen

Gelegentlich werden Fohlen mit Fehlstellungen geboren. Manche wachsen sich von selbst aus, andere erfordern ein sofortiges Eingreifen. Aber auch länger andauernde Lahmheit, beispielsweise durch Verletzungen, kann beim jungen Pferd in seinem „weichen“ Knochenapparat zu Fehlstellungen führen.

Da man den weichen Huf des Fohlens nicht beschlagen kann, haben sich geklebte Hufschuhe sehr gut bewährt. Mit Schuhen kann eine anfängliche Durchtrittigkeit ebenso korrigiert werden, wie verstellte Zehenachsen oder ein Bockhuf. Möglich wird dies durch eine extreme Verbreiterung des Schuhs, um durch die vergrößerte Auftrittsfläche einerseits Druck zu verteilen und andererseits mehr Stabilität zu geben. Andreas Hansen, von Dallmer-Hufschuhe, nennt ein Beispiel: „Bei einer Achsfehlstellung warten Züchter oft erst einmal ab, ob es sich von allein ‚zurechtwächst‘. Dies geschieht manchmal auch, doch nicht immer. Mit einem Extensionsschuh kann die Entwicklung maßgeblich beschleunigt werden und Spätfolgen reduziert werden. Je später man eingreift, umso schlechter die Prognose für die Korrektur. Bei einer Durchtrittigkeit muss zum Beispiel sofort reagiert werden. Die Fohlenschuhe bleiben wegen des schnellen Hufwachstums max. 2-3 Wochen am Huf. Danach ist das Problem in den allermeisten Fällen gelöst.“

Hufschuhe – unser Fazit

Bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen des Hufes oder Fehlstellungen können unterschiedliche Formen von Hufschuhen eine wertvolle Ergänzung der Therapie sein. Fohlen können meist trotz orthopädischer Notwendigkeit gar nicht beschlagen werden, für sie ist ein Klebeschuh oft die Rettung. Doch auch ausgewachsenen Pferden können angeschnallte oder geklebte Hufschuhe helfen, wieder gesund zu werden. Also in solchen Fällen, in denen der Huf ganz besonderen Schutzes bedarf und nicht durch Nägel weiter belastet werden sollte. Dass sich unterschiedliche Schuhe auch im alltäglichen Gebrauch bewährt haben, sollte Anlass sein, sie insbesondere im Krankheitsfall in Betracht zu ziehen.

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