Pferde wirbeln beim Fressen eine Menge Heu-Staub auf, der sich direkt auf den Weg in ihre Bronchien macht. Das Problem ist umso schlimmer, wenn das Heu in einem Netz hängt und der Staub von oben in Augen und Nüstern rieselt. Dämpfigkeit und chronische Bronchitis haben als Hauptursache meist organischen Staub. Auch in qualitativ hochwertigem Heu findet sich grundsätzlich eine hohe Konzentration davon. Um Pilzsporen und Staub zu binden, wird es oft gründlich in Wasser eingeweicht, nur per Gießkanne übergießen bringt nicht die gewünschte Wirkung.
Eine britische Studie von Moore-Colyer, Lumbis, Longland und Harris fand jedoch heraus, dass reines Einweichen die Keimbelastung im Heu sogar erhöht. Stattdessen sollte Raufutter besser mit einer speziellen Maschine bedampft werden.
Einweichen fördert Bakterienwachstum
Innerhalb der Untersuchung wurde normales, trockenes Heu nach vier verschiedenen Heu-Behandlungen analysiert und verglichen:
- Heu, trocken
- Heu 40 Minuten bei 100 Grad Celsius bedampft
- Heu neun Stunden lang bei 16 Grad Celsius eingeweicht
- Heu erst 40 Minuten bedampft, dann neun Stunden eingeweicht
- Heu erst neun Stunden eingeweicht, dann 40 Minuten bedampft
Wenn das Heu eingeweicht wurde, verlor es im Vergleich zum trockenen Normalzustand ca. 1/3 seines Nährwertes (Kohlenhydrate).
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Wer ein Pferd mit Stoffwechselerkrankung besitzt, sollte zu dieser Methode greifen. Wichtig ist aber, dass es nicht nur beim reinen Wässern bleibt. Denn der wichtigere Punkt beim Wässern ist, dass die Verunreinigung des Futters durch Bakterien und Schimmelpilze nahezu vierfach anstieg. Im feuchten Heu finden diese eine perfekte Lebensgrundlage vor. Nur die generelle, abschließende Behandlung des Heus mit einem Bedampfer ist eine Garantie für eine niedrige Belastung mit Bakterien (Reduzierung von 86 bis 99%) und Schimmelpilzen (Reduzierung um nahezu 100%).
Heubedampfer reduziert allergene Bakterien und Schimmelpilze um nahezu 100%
Als beste Methode innerhalb der Untersuchung hat sich folgende Behandlung herausgestellt: Erst neun Stunden lang einweichen, dann 40 Minuten lang bedampfen. So konnte mehr als ein Drittel der für manche Pferde problematischen wasserlöslichen Kohlenhydrate herausgewaschen werden und die Schimmelpilz- und Bakterienzahl wurde um bis zu 99 Prozent verringert. Bei Pferden, die lediglich empfindlich auf Heustaub reagieren, muss das Heu nicht zuerst gewässert werden. In diesem Fall kann es direkt in den Bedampfer gegeben werden. Durch feuchte Hitze von bis zu 110 Grad Celsius verlieren viele Mikroorganismen wie Pilzsporen und Bakterien durch Veränderung ihrer Eiweißstrukturen ihre allergene Wirkung. Dennoch bleibt das Futter schmackhaft und behält einen hohen Nährwert. Immer sollte das bedampfte Heu innerhalb von 24 Stunden verfüttert sein.
Gerd Römbke aus dem niedersächsischen Walsrode brachte im Jahr 2009 die ersten professionellen Heubedampfer der englischen Marke HAYGAIN nach Deutschland. Inzwischen hat der findige Walsroder mit dem „HeuMaster“ eigene Geräte entwickelt. Als größte Vorteile im Vergleich betrachtet er die einfache Reinigung des Heubehälters, die am besten täglich gründlich durchgeführt werden sollte. Zudem sei das Gerät im Winter leicht vor dem Einfrieren zu schützen.
Gute Erfahrungen mit dem Heubedampfer
Die Dipl.-Agraringenieurin Karin Kattwinkel, Ausbilderin und Pferdetherapeutin mit eigenem Lehrinstitut, setzte jahrelang auf bedampftes Heu. „Ich bin von der Wirkung des Bedampfens absolut überzeugt. In meinem Rehazentrum für Pferde hatten wir damals immer wieder allergische Pferde und Hustenpatienten. Diese konnten uneingeschränkt mit dem bedampften Heu gefüttert werden“, sagt sie. Mit dem Einsatz von Haygain hatte sie keinen hohen Wasserverbrauch, kein Wässerungs- oder Abwasser-Problem. Zudem hatte sich die Kotwasserproblematik, die vorher oft bei Heulagefütterung auftrat, deutlich reduziert.
Schlechtes Heu wird nicht „Gut“ gedampft!
Zu beachten ist allerdings: Auch durch das Bedampfen kann verdorbenes Raufutter nicht in hochwertiges Heu verwandelt werden. Denn auch die Bedampfung mit 100 Grad kann die Stoffwechselprodukte der Pilze, die sogenannten Mykotoxine, nicht beseitigen. Diese verursachen Schäden im Magen-Darmtrakt, in der Leber und den Nieren und lösen Allergien aus. Sie sind temperaturresistent und bleiben auch dann im Heu, wenn sämtliche Sporen abgetötet werden. Bei qualitativ gutem Heu und empfindlichen Pferden macht die Entstaubung also Sinn. Qualitativ schlechtes Heu gehört weiterhin entsorgt.