EHV- Equines Herpesvirus

1 Gesundheit MBölts (1)In Deutschland gibt es mehrere Herpesviren, von denen  EHV-1 und EHV-4 die größte Bedeutung für Pferde haben. Primär handelt sich dabei um Erkrankungen der oberen Luftwege (Nasengänge, Rachen, Luftröhre und Bronchien). An EHV können Tiere jeden Alters erkranken, betroffen sind aber oft Jungtiere, Zuchtpferde und alte Tiere. Nachweisen lässt sich EHV mittels einer molekularbiologischen Untersuchung (Polymerase-Kettenreaktion/PCR-Verfahren), wozu der Tierarzt Blut und einen Nasenabstrich entnimmt. Außerdem kann eine serologische Untersuchung zur Bestimmung des Antikörpertiters, ein Maß für die Konzentration von Antikörpern gegen den Erreger im Blut, vorgenommen werden. Gegen Herpesviren sind zurzeit verschiedene Impfstoffe erhältlich. Eine Impfung bietet keinen zuverlässigen Schutz vor einer Herpesinfektion, der Nutzen soll darin bestehen, die Menge an ausgeschiedenen Viren zu reduzieren. Bei einer tragenden Stute kann sie aber ein Verfohlen verhindern.

EHV Verlaufsformen

Typische Anzeichen einer Herpesviren-Infektion sind, wie bei einer Rhinopneumonitis, Fieber, wässriger Nasen- und Augenausfluss, Husten oder geschwollene Lymphknoten. Die Symptome ähneln denen bei Influenza, in der Regel aber in abgemilderter Form. Unter ungünstigen Bedingungen (z.B. Haltungsfehler/Stress) kann das Virus die Schleimhäute angreifen und auf Bronchien und tiefe Atemwege übergreifen. Meist sind die Symptome bei Jungpferden, deren Immunsystem noch nicht ausgereift ist, heftiger als bei erwachsenen Pferden.

Bei der neurologischen Verlaufsform kann eine Infektion mit Herpesviren auch zu Schädigungen des zentralen Nervensystems (Equine Herpesvirus Myelitis/EHM) führen, in deren Folge es zu Lähmungserscheinungen und Koordinationsstörungen (Ataxie) kommt. Dann ist die Genesungsphase manchmal sehr langwierig und die Prognose schwierig.

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Besonders gefürchtet ist das Herpesvirus als Erreger von Virus Aborten bei Zuchtstuten: Greift das Virus die Schleimhäute der Gebärmutter an, führt dies zu einer Mangelernährung des Ungeborenen. In der Folge kommt es zum Spätabort oder der Geburt eines nicht lebensfähigen Fohlens. Die Diagnose wird erschwert weil die tragende Stute oftmals keine Warnzeichen oder Krankheitssymptome zeigt. Für tragende Stuten ist eine Impfung angeraten.

Verbreitung und Übertragung

Das Herpesvirus kann auch in der Umgebung bis zu 6 Monaten infektiös bleiben. Im erkrankten Pferd vermehrt es sich relativ schnell und wird dann durch Schnauben oder Husten (Tröpfcheninfektion) verbreitet – durch den direkten Kontakt können sich andere Pferde anstecken. Oft erkranken aber nicht alle Tiere eines Bestandes. Ob ein Pferd erkrankt, hängt nicht nur von der aufgenommenen Menge der Viren ab sondern auch von dessen individuellen Abwehrkräften.

Herpesviren sind latente Erreger, die sich in Körperzellen einnisten und dort still verhalten.

Schätzungen zufolge tragen etwa 70 % aller Pferde den EHV-Erreger oft jahrelang in sich. Zu einer Aktivierung des schlummernden Virus kommt es oft erst, wenn das natürliche  Gleichgewicht des Pferdes, beispielsweise durch Stress, aus den Fugen gerät. Ein Pferd kann also auch Virusträger sein ohne jemals Symptome zu zeigen.

Vom Pferd auf den Menschen ist EHV nicht übertragbar – letztere können den Erreger aber verbreiten wenn sie Kontakt mit infizierten Pferden hatten. Ratsam ist daher das Einhalten von üblichen Quarantäneanordnungen wie eine Desinfektion der Ställe und Ausrüstungsgegenstände mit Desinfektionsmitteln, sowie ein Kleidungswechsel und das Händewaschen nach Kontakt mit EHV Pferden. Übertragen werden kann EHV auch beim Deckakt oder nach einem Verfohlen der Stute, denn auch das abortierte Fohlen enthält große Mengen des infektiösen Virus. Um eine Ausbreitung einzudämmen, sollten infizierte Pferde isoliert werden. Wechselnde Bestände, Kontakte zu fremden Pferden, Transporte und Stress sind zu vermeiden.

Behandlung und Diagnosefindung

Aktiv EHV infizierte Pferde sollten nicht belastet werden da es sonst zu Sekundärinfektionen mit Bakterien (Streptokokken) kommen kann. Wichtig ist eine seriöse schulmedizinische oder naturheilkundliche Behandlung sowie ausreichend Ruhe. Stress wirkt sich negativ auf die Heilung aus. Bei Husten werden schleimlösende und entkrampfende Medikamente verabreicht, Vitaminpräparate und Aufbauspritzen stärken die Abwehrkräfte. Homöopathische Medikamente werden entsprechend der jeweiligen Symptomatik verordnet.

Da viele Pferde das Herpesvirus inaktiv in sich tragen, ist ein gutes Immunsystem der effektivste Schutz. Artgerechte Aufzucht, Haltung und Fütterung, Hygiene, Bewegung, Sozialkontakte und viel frische Luft tragen wesentlich dazu bei.

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