Basis der Gesundheitsvorsorge bei Pferden

Veterinary on a farmGefahr erkannt, Gefahr gebannt! Jeder Pferdehalter weiß um die Wichtigkeit einer gut strukturierten Gesundheitsvorsorge. Wurmkuren, Impfungen und andere vorbeugende Maßnahmen machen dabei nur einen Teil aus, von großer Bedeutung ist auch das, was wir Menschen so gerne als „gesunde Lebensweise“ bezeichnen. Wir verstehen darunter eine gesunde Ernährung unter Verzicht auf allzu Fettes, allzu Süßes, Alkohol und Nikotin, viel Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf. Doch auch unsere Pferde können bei bestimmten Haltungsbedingungen gesundheitlich profitieren, unter veränderten Haltungsbedingungen körperlich wie seelisch leiden. Zur richtigen Haltung treten jedoch zwingend weitere gesunderhaltende Maßnahmen.

Muss sein: die Impfung

Wer es unterlässt, sein Pferd regelmäßig per Impfung vor einigen der verbreitetsten und gefährlichsten Infektionen zu schützen, handelt grob fahrlässig. Verglichen mit den Gefahren, die zum Beispiel von Erkrankungen wie Tetanus ausgehen, sind die mit einer Impfung verbundenen potentiellen negativen Folgen als äußerst gering einzustufen. Bei gesunden Pferden, die im Anschluss an die Impfung geschont werden, kommt es im Zusammenhang mit einer Impfung nur äußerst selten zu Problemen.

Pferde, die keine Veranstaltungen besuchen und in Betrieben mit geringer oder ohne Fluktuation leben, müssen mindestens gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) geimpft werden. Der Erreger des Tetanus lauert überall und dringt auch bei kleinen, unauffälligen und deshalb ungefährlich wirkenden Wunden in den Körper des Pferdes ein, vermehrt sich dort und bildet ein hoch gefährliches Gift, das schwere Krämpfe verursacht. Ein erkranktes Pferd ist nur in Einzelfällen noch zu retten, die meisten verenden auf qualvolle Weise.

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Turnierpferde und andere, die häufig auf Veranstaltungen in Kontakt mit Artgenossen kommen oder die in Ställen mit hoher Fluktuation stehen, sollten zusätzlich auch gegen Influenza und gegen Herpesinfektionen geimpft werden. Für viele Veranstaltungen ist ein aktueller Impfschutz sogar vorgeschrieben, der Nachweis einer Impfung im korrekten Intervall Voraussetzung für die Teilnahmeerlaubnis.

Impfungen gegen Tollwut, Druse oder gegen bestimmte Hautpilzerkrankungen sollte man selbst, mit Rücksprache des örtlichen Pferde-Tierarztes, entscheiden.

Weg mit den Würmern

Wo Pferde sind, da sind auch Würmer. Leider gibt es gegen die ebenso ekligen wie gefährlichen Biester keinen vorbeugenden Schutz im Sinne einer Impfung, vielmehr heißt das Ziel: Die Zahl der im Pferd lebenden Parasiten ebenso wie die der in der Umgebung befindlichen verschiedenen Entwicklungsstadien so zu begrenzen, dass gesundheitliche Schäden vermieden werden. Dazu müssen hygienische Maßnahmen und eine systematisch vorgenommene Entwurmung Hand in Hand gehen.

Das viermalige jährlich automatische entwurmen über den gesamten Pferde-Bestand hinweg wird zwar häufig noch gemacht, führt aber unweigerlich zu den ersten Resistenzen. Daher sollte langfristig eine individuellere Entwurmung angewendet werden.  Nachdem nicht jedes Pferd die gleichen bzw. eine relevante Anzahl von Würmern hat, kann hier die selektive Entwurmung, die ausschließlich auf die Behandlung einer bestimmten Wurmart abzielt, eine geeignetere Lösung sein. Dabei werden zu Beginn vom Pferde vier Kotproben gesammelt. Erst ab einem Schwellenwert von 200 EpG (Eiern pro Gramm Kot) gilt das Pferd als behandlungsbedürftig und erhält ein entsprechendes Präparat. Um zu überprüfen, dass keine Resistenzen vorliegen, wird 14 bis 21 Tage später eine erneute Kotprobe genommen. Eine jährliche Kontrolluntersuchung schließt sich an.

Stall- und Weide-Hygiene sind Grundlagen der Vorsorge

Pferde sind von Natur aus sehr saubere Tiere, die ihre Ausscheidungen meiden. Da sie keine Reviere bilden, sondern als Fernwanderwild ursprünglich große Gebiete durchstreiften, fehlen ihnen Verhaltensweisen wie das Verscharren von Kot. Nimmt der Mensch ihnen die Möglichkeit, sich vom Ort ihrer Hinterlassenschaften zu entfernen, stehen sie hilflos in Kot und Urin. Eine Mischung, die nicht nur eklig, sondern auch gesundheitsschädigend ist.

Besonders fatal wirkt sich dies bei Boxenhaltung aus. In der Einstreu entsteht, insbesondere bei mangelhafter Hygiene (Matratzenstreu!) in großen Mengen das Gas Ammoniak, das auf Eiweiße zersetzend wirkt. Dieses Gas reichert sich über dem Boden an. Legt das Pferd sich zum Schlafen nieder, atmet es automatisch Ammoniak ein, was langfristig zu irreversiblen Schädigungen der Atemwege führt. Sauberkeit ist also kein Selbstzweck, sondern erhält unsere Pferde gesund.

Ebenso selbstverständlich sollte im Offenstall wie auf der Weide auf Hygiene geachtet werden. Hygiene bedeutet: Die Äppel müssen weg, und zwar so schnell und so gründlich wie möglich! Damit verringert sich auch die Gefahr der Verwurmung, da jedes befallene Pferd über den Kot seine Infektion weiter verbreitet. Tägliches, mindestens dreitägig erfolgendes, Abäppeln hilft. Aber auch die wechselweise Beweidung mit Rindern oder die Praxis, abgeweidete Flächen mehrere Monate ruhen zu lassen. Hilfreich ist auch die geschickte Kopplung von Entwurmung und Wechsel der Weidefläche.

Gepflegte Hufe, gesunde Beine

Regelmäßige Hufpflege muss sein – ob Barhuf oder Beschlag, Jungpferd oder Reitpferd, nur auf gesunden Füßen geht ein Pferd auch gesund durchs Leben. Für welche Form von Hufpflege man sich entscheidet, hängt von der individuellen Hufform und Hornbeschaffenheit, der Art und Intensität der Nutzung ab, muss also aufgrund von harten Fakten entschieden werden. Was für ungerittene Pferde, die sich nach Belieben bewegen, gelten mag, darf nicht auf gerittene oder gefahrene Pferde übertragen werden. Ob man sich für einen traditionellen Beschlag, für Hufschuhe oder alternative Beschläge entscheidet oder tatsächlich ohne Beschlag auskommt, eine regelmäßige Pflege der Hufe und Kontrolle der Hufform muss sein.

Gesunde Zähne, gesunde Pferde

Nur ein gesundes Gebiss ist in der Lage, die faserreiche Nahrung zu zermahlen und dadurch für die Verdauung vorzubereiten. Doch auch bei der Arbeit unter dem Sattel spielt das Gebiss, oder besser die Maultätigkeit, eine große Rolle. Entspanntes Abkauen ist unseren Pferden nur möglich, wenn’s dabei im Maul nicht schmerzt. Die anatomische Beschaffenheit des Gebisses macht unsere Pferde besonders anfällig für Zahnprobleme. Weil die Zahnreihen von Ober- und Unterkiefer nicht genau aufeinander passen, kommt es infolge des Abriebs zur Bildung von Zahnhaken, schmerzhaften Graten auf der Kaufläche, die Zahnfleisch und Zunge verletzen und das Abkauen auch mechanisch behindern. Einmal jährlich, bei bekannter Anfälligkeit oder aktuellen Anlässen auch öfter, sollte der Tierarzt das Gebiss aller Pferde kontrollieren.

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