Die Pferdehaut weist wesentlich mehr Nervenenden auf, als die des Menschen – auch in der Epidermis, in der das Schmerzempfinden hauptsächlich stattfindet.
Bei ihren Untersuchungen fand Dr. Lydia Tong aus New South Wales heraus, dass die Pferdehaut kaum dicker ist als jene des Menschen – die Differenz beläuft sich auf weniger als einen Millimeter. Der größte Unterschied fände sich vor allem in der tiefen Kollagenschicht, die unterhalb der oberflächlichen schmerzempfindenden Fasern liegt.
„Die Pferdehaut – also die oberste Schicht der Haut, in der sich die Schmerzrezeptoren befinden – ist genau genommen sogar dünner als die menschliche Epidermis“, sagte Tong in der Wissenschaftssendung Catalyst des australischen Fernsehsenders ABC. Dies bedeute, dass beim Pferd weniger Hautzellen zwischen einem Schmerzauslöser – wie beispielsweise einer Gerte – und den empfindlichen Nervenenden lägen. „In Anbetracht dessen könnte man folgern, dass das Pferd, wenn es einem Schmerzreiz ausgesetzt wird, dünnhäutiger ist.“
Das TV-Wissenschaftsmagazin Catalyst hatte Tong mit den Untersuchungen beauftragt um herauszufinden, ob es irgendeine anatomische Voraussetzung für die Annahme gibt, Pferde seien nicht in der Lage Schmerzen genauso zu empfinden, wie wir. „Unsere kleine Pilot-Studie hat gezeigt, dass die Pferdehaut keinerlei Polsterung aufweist, wie man es häufig von größeren Tieren annimmt. Besonders aufschlussreich ist die Erkenntnis, dass die Haut in dem Bereich, wo eine Gerte zum Einsatz kommt, möglicherweise sogar ein größeres Schmerzempfinden hat, als unsere“, sagte Tong, die ihre Untersuchungen an einem Gewebestück aus dem Flankenbereich eines Pferdes durchführte. Unter dem Mikroskop entdeckte die Veterinärin in der Pferdehaut wesentlich mehr Nervenenden als in ihrem menschlichen Pendant – auch in der Epidermis, in der das Schmerzempfinden hauptsächlich stattfindet. „Diese Entdeckungen haben uns sehr erstaunt“, so Tong.
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Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten vor allem für den Galoppennsport Folgen haben. Der (mitunter beträchtliche) Gerteneinsatz gibt immer wieder Anlass für hitzige Diskussionen zwischen Tierschützern und Rennsportverantwortlichen.
“Ich bin überzeugt, dass uns die Wissenschaft alle nötigen Informationen in die Hand gibt um eine auf Fakten basierende Entscheidung über den Peitscheinsatz im Pferdesport treffen zu können. Setzen wir gezielt Schmerz ein, damit Pferde schneller laufen? Derzeit sieht es ganz danach aus”, ist Tong überzeugt.
Anders sieht man das im Galopprennsport. Peter McGauran vom Australischen Rennsportverband sagte im Gespräch mit Catalyst, dass die Pferde keinerlei Schmerz ausgesetzt seien, solange sich ein Jockey an die im Rennsportreglement vorgegebenen maximalen Peitschenhiebe hielte. Zudem sei die Gerte der Jockeys gepolstert. „Es gibt strenge Regeln wie oft ein Jockey ein Pferd mit der Peitsche schlagen darf und auf welche Weise. Ich meine, dass dem Pferd dabei keine Schmerzen zugefügt werden“, sagte McGauran, räumte jedoch ein, dass man den Einsatz der Gerte generell abschaffen würde, wenn das Gegenteil bewiesen würde.