Gendefekt: OLWS

Horse and colt Saskatchewan CanadaEin von OLWS betroffenes Fohlen kommt mit weißer Fellfarbe, einer rosa gefärbten Haut und blauen Augen zur Welt. In der Regel kann es noch aufstehen und Muttermilch aufnehmen, aber es ist nicht in der Lage, die Nahrung zu verdauen, und hat daher keinerlei Überlebenschance. Der Grund für die Erkrankung ist eine Mutation des Endothelin-B-Rezeptors, der für die korrekte Entstehung von Melanozyten (Pigmentzellen) und enterischen Ganglien (Nervenknoten des Darms) aus Zellen der Neuralleiste verantwortlich ist. Eine medizinische Hilfe gibt es nicht, das Fohlen wird innerhalb der ersten vier Lebenstage sterben.

Verbreitung und betroffene Rassen

Das OLWS-Gen findet sich hauptsächlich bei Pferden mit einer Frame-Overo-Scheckung, wie sie vor allem im American Paint Horse und vereinzelt im American Quarter Horse vertreten ist, aber zum Beispiel auch im Shetlandpony, Pony of the Americas und im Pinto. Studien zufolge sind bis auf sehr seltene Ausnahmen alle Pferde mit der beliebten Färbung Träger des OLWS-Defektgens.

Vorsicht ist allerdings auch bei Pferden geboten, die zwar keine Frame-Overo-Scheckung aufweisen, in deren Pedigree sich aber ein Frame-Overo findet: Die Scheckung ist dann zwar äußerlich oft durch andere Schecktypen überdeckt oder das Pferd ist sogar scheinbar einfarbig – es kann aber ebenfalls OLWS-Einzelgenträger sein!

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Vererbung

Das OLWS-Gen wird autosomal-rezessiv vererbt. Das heißt, in heterozygoter Form (nur eine der zwei Gen-Kopien ist betroffen) ist das Pferd vollkommen gesund, in homozygoter Form (beide Gen-Kopien sind betroffen) allerdings kommt es zum OLWS und das Fohlen hat keine Überlebenschancen.

Für die Zucht bedeutet das: Ist nur eines der Zuchtpferde OLWS-Einzelgenträger, besteht für das Fohlen keine Gefahr – mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ist es allerdings ebenfalls ein OLWS-Einzelgenträger. Sind hingegen Stute und Zuchthengst von dem Gen betroffen, wird bei ihrer Verpaarung mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent ein Fohlen mit dem tödlichen OLWS-Doppelgen geboren.

Die Beliebtheit der Overo-Frame-Scheckung scheint dazu zu führen, dass einige Züchter dieses Risiko hinnehmen und mit zwei Einzelgenträgern züchten. Die gezielte Verpaarung zweier bekannter OLWS-Träger gilt aber als Qualzucht und ist damit ein Verstoß gegen §11b des deutschen Tierschutzgesetzes. Die Scheckung und die damit auch oft verbundenen wertvollen Leistungsgene in einer Rasse können über einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Erbfehler allerdings durchaus erhalten werden, wenn OLWS-Genträger ausschließlich mit OLWS-Nichtträgern verpaart werden.

Testmöglichkeiten

Seit 1998 gibt es für den Nachweis des OLWS-Gens einen Test, der schon beim neugeborenen Fohlen angewendet werden kann. Der Test anhand von Blutproben oder Haarwurzeln wird von verschiedenen Laboren in Deutschland angeboten (Laboklin, Certagen, Biofocus, Genecontrol). Das Partnerlabor der AQHA ist die Universität von Kalifornien, deren Tests man unter anderem über die DQHA beziehen kann.

Um das Risiko eines an OLWS erkrankten Fohlens auszuschließen, ist der Gentest vor der Verpaarung von möglicherweise betroffenen Pferden unbedingt notwendig. Erhöhte Vorsicht ist vor allem geboten, wenn ein Pferd bereits ein nicht lebensfähiges weißes Fohlen in seiner Nachkommenschaft hat – in diesem Fall ist es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit OLWS-Träger. Ganz besonders solche Stuten- und Hengstbesitzer müssen sich vor der Verpaarung über einen OLWS-Gentest beider Pferde Sicherheit verschaffen, Testergebnisse eindeutig hinterfragen und selbst korrekte Angaben machen, um das Risiko einer wiederholten Totgeburt zu umgehen. Nicht lebensfähige weißgeborene Fohlen sollten einem Zuchtverband außerdem konsequent gemeldet werden.

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