Das Pferd ist ein Dauerfresser, darauf angewiesen über den Tag verteilt stetig kleine Mengen rohfaserreiches Futter aufzunehmen. In der Natur verbringen Pferde bis zu 20 Stunden pro Tag nur mit Fressen. Für ein Fluchttier ist das durchaus sinnvoll. Auch unsere domestizierten Pferde besitzen noch ihren Urinstinkt und müssen viele Stunden des Tages mit Futteraufnahme verbringen. Zu lange Fresspausen sollten vermieden werden, denn dadurch sterben im Darm wichtige Mikroorganismen ab. Kommt es hier zu einem Ungleichgewicht, führt das nicht selten zu toxischer Hufrehe, Kolik oder anderen Verdauungsproblemen. Auch Koppen und Weben oder der verzweifelte Versuch, alles erreichbare anzufressen, können weitere Folgen sein.
Bei der meist üblichen Fütterung, zwei- oder dreimal täglich, besteht die Gefahr, dass die Pferde große Mengen Heu innerhalb kürzester Zeit verschlingen. Gesättigt sind sie dann nicht, weil das tatsächliche Sättigungsgefühl beim Pferd von der Anzahl der Kauschläge abhängig ist und nicht von der Menge, die es zu sich nimmt. Ein Pferd ist also erst dann satt, wenn es über einen längeren Zeitraum gekaut hat. Wichtig ist ausreichend langes Kauen auch für die Einspeichelung des Futters um es optimal verwerten zu können. Kann das Pferd nicht lange genug kauen, kommt es häufig zu einer Überproduktion von Magensäure – Schätzungen zufolge leiden etwa 80 Prozent aller Pferde unter Magengeschwüren.
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Die Futteraufnahme verlängern
Eine gute Alternative um ein Pferd möglichst lange Zeit mit Fressen zu beschäftigen, bietet die Verwendung von engmaschigen Heunetzen, aus denen das Raufutter nur in kleinen Mengen herausgezupft werden kann. Beobachtungen zeigen, dass sich die Fressdauer dadurch um ein Drei- bis Vierfaches verlängert. Im Gegensatz zur Bodenfütterung gibt es kaum Verluste und das Heu wird nicht verschmutzt.
Das Heunetz sollte im befüllten Zustand etwa ein bis zwei Handbreit über dem Boden hängen. Zu hoch darf es nicht angebracht werden, weil die Pferde dann beim Fressen eine gesundheitsschädliche Körperhaltung einnehmen müssten: Pferde, die gezwungen sind, mehrere Stunden lang in unnatürlicher Haltung Heu zu fressen, leiden häufig unter Verspannungen, Rücken- oder Gelenkproblemen. Bei einer optimalen Futteraufnahme sind Kopf und Hals gesenkt. Das Heunetz sollte aber auch nicht so tief angebracht werden, dass es auf dem Boden liegt, oder die Pferde auf den unteren Teil treten können.
Engmaschige Heunetze gibt es in unterschiedlichen Größen und Ausführungen: Für Pferde, die in Boxen gehalten werden, für den Hänger, für unterwegs oder zum Tauchen des Heus in Wasser eignen sich Sackheunetze mit einer Füllmenge von etwa zwei bis 13 kg Heu. Für mehrere Pferde im Offenstall, Paddock, Auslauf oder auf der Weide gibt es Großraumheunetze, in Standardmaßen von ein bis fünf Meter Breite. Befestigt werden sie an einer Wand, oder frei hängend zwischen zwei Pfählen, mithilfe von verschraubbaren Anbinderingen oder Karabinerhaken. Für große Raufen, aus denen gleichzeitig mehrere Pferde fressen können, gibt es sogenannte Raufen- oder Abdecknetze, die ebenfalls in vorgefertigten Größen erhältlich sind und einfach über die Heuraufe gespannt werden. Weiter gibt es Netze, in denen ein kompletter Rundballen Platz findet. Einige Hersteller fertigen auf Wunsch auch individuelle Sondergrößen.
Gewöhnung ans Heunetz
Wichtig bei der Wahl des richtigen Heunetzes ist die passende Maschenweite, die es in Größen zwischen 3 x 3 und 7 x 7 cm gibt. Erfahrungsgemäß kommen die meisten Pferde mit einer Maschenweite von 4,5 cm sehr gut zurecht. Da es aber je nach Rasse und Größe individuelle Unterschiede gibt, sollte man sein Pferd besonders in der Anfangszeit erst einmal beobachten. Gegebenenfalls beginnt man mit einer etwas größeren Masche und wechselt nach der Gewöhnungsphase auf eine kleinere. Um Verletzungsgefahr zu vermeiden, gilt es zu beachten, dass die Maschenweite kleiner sein muss als der Durchmesser des Hufes.
Auch das Fressverhalten des einzelnen Tieres kann ein Auswahlkriterium sein – für ein schnell fressendes Pferd wählt man eher engere Maschen, ebenso wie für Ponys oder Pferde mit kleinen, schmalen Hufen. Auch die Beschaffenheit des Heus kann eine Rolle spielen für die Wahl des richtigen Netzes: Weiches Heu mit dünnen Stängeln kann einfacher herausgezupft werden als grobes mit harten Stängeln. Geachtet werden sollte auch auf eine stabile Materialbeschaffenheit, weil die Pferde oft heftig am Netz rupfen. Eine lange Lebensdauer haben Heunetze aus Polyamid oder Polypropylen, einem UV- und witterungsbeständigem Material (meist grün oder schwarz).
Verletzungsgefahr für beschlagene Pferde
Mit ein wenig Geschick lassen sich stabile Heunetze, beispielsweise für die Befestigung an der Wand, auch leicht selber anfertigen. Im Fachhandel erhältlich sind sogenannte Anhängerabdecknetze in unterschiedlichen Maßen. Diese werden in der gewünschten Größe zusammengelegt und an den Seiten mit Kordel verknüpft. Die obere Öffnung wird mit Gurtschnellverschluss oder Karabinerhaken verschlossen, was ein schnelles und einfaches Befüllen ermöglicht. Befestigt werden die Seiten des Netzes mit entsprechenden Ösen oder Ringen. Da das Netzmaterial großen Belastungen ausgesetzt ist, sollte es regelmäßig auf Schäden kontrolliert werden. Sind einzelne Maschen zerrissen, besteht die Gefahr das die Pferde mit den Hufen darin hängen bleiben. Solche Schäden lassen sich mit stabilem Seil wieder verknoten.
Wählt man das engmaschige Heunetz passend zum Pferdebestand, der Haltung, Größe und dem Charakter des Tieres, trägt dies maßgeblich zu seinem Wohlbefinden bei. Nicht unerwähnt bleiben soll aber das Risiko der Verletzungsgefahr für beschlagene Pferde, die mit den Hufeisen im Netz hängen bleiben können. Aus Sicherheitsgründen empfehlen die Hersteller den Einsatz nur für Barhuf-Pferde.