Kaum ein Reiter kennt ihn nicht, den unliebsamen Tanz der Vampire. An manchen Tagen reagieren Pferde auf Mücken mit bloßen Schweifschlagen und Muskelzucken. An anderen findet man sich im nächsten Graben wieder, während das Ross augenrollend und buckelnd Richtung Stall durchgeht. Doch warum dreht ein Pferd plötzlich wegen einer einzigen surrenden Mücke durch, wo es gerade noch kreuzbrav durch einen tanzenden Schwarm geschlurft ist? Dr. Martin Geier vom Institut für Zoologie an der Universität Regensburg, weiß die Antwort: „Nur die Weibchen stechen. Die Männchen ernähren sich ausschließlich von Pflanzensäften. So ein tanzender Schwarm besteht zwar aus Mücken beiderlei Geschlechts, aber sie sind mit der Paarung beschäftigt und haben deshalb keine Zeit oder Lust zum Stechen.“
Geruch lockt die Mücken an
Nach der Paarung allerdings muss man auf der Hut sein. Denn dann brauchen die Weibchen Protein für die Entwicklung ihrer Eier. Triebgesteuert stürzen sie sich auf alles was nach Kohlendioxid, Milch- und Fettsäure, Schweiß und Ammoniak riecht. Je stärker der Geruch, desto mehr Insekten werden angelockt. Daraus folgt: Je weniger Wert ein Pferdebesitzer auf Stallhygiene legt, desto mehr Blutsauger machen sich breit. Auf dem Ausritt gilt das gleiche: Schwitzt das Pferd stark, so wird es höher frequentiert.
Aber weiter im Liebesleben der Mücken: Kurze Zeit nach der Paarung legt das Weibchen je nach Art zwischen 50 und 500 Eier in ein stehendes Gewässer. Oder dorthin wo sicherlich bald ein solches Gewässer auftaucht. Mücken ahnen instinktiv, wann es regnet und wo eine brauchbare Pfütze entstehen wird. Sobald das Weibchen ein Gewitter wittert, wird es also aggressiv. So schnell wie möglich will es sich paaren, Blut saugen und Eier ablegen. Je häufiger es das schafft, desto mehr trägt es zum Überleben der Art bei – die Natur hat das so programmiert.
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Am schlimmsten trifft die allsommerliche Plage natürlich diejenigen Pferde, deren Koppel sich in der Nähe eines Tümpels, Moorgebietes oder Abwasserkanals befindet. Selbst offene Regentonnen oder Pferdetränken können Brutstätten sein, die zahlreiche Blutsauger hervorbringen. Daher sollte jeder Weidebesitzer die Umgebung auf solche Brutplätze überprüfen.
Wer aber nun glaubt, an einem sprudelnden Bach mit hoher Fischpopulation sicher zu sein, der hat sich getäuscht: hier können zwar keine Stechmücken gedeihen, wohl aber die Kriebelmücken. Denn diese legen ihre Eier direkt in den Bach. „Die Larven halten sich an Steinen fest, damit sie nicht weggespült werden“, weiß Dr. Geier. „Zwar werden einige von ihnen von Fischen, Gelbrandkäfern und anderen Feinden gefressen, aber es überleben immer noch genug.“
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Bremsen fliegen auf Gruppengalopp
Im Gegensatz zu den Mücken, die hauptsächlich vom Geruch ihrer Wirte angelockt werden, sind Bremsen stark optisch orientiert. Sehen sie die Bewegung eines grasenden Pferdes, so fliegen sie an. Je schneller das Pferd ist, und je mehr Tiere sich bewegen – beispielsweise beim Gruppengalopp während des Ausrittes – desto mehr Bremsen werden angelockt. Und weil das noch nicht schlimm genug ist, können auch Bremsen ihre Wirte zusätzlich riechen. Bremsen benötigen für Ihre Entwicklung nicht einmal ein echtes Gewässer. Ihnen reicht feuchter Schlamm, in dem die Larven und Puppen bis zu drei Jahre lang schlummern.
Abwehr-Maßnahmen aus Erfahrung gut
Schutzausrüstungen wie Ohrenkappen, Fransenstirnbänder, Fliegenmützen oder -decken erleichtern dem Pferd im Sommer den Aufenthalt im Freien. Insektenschutzmittel basieren auf dem Effekt den Eigengeruch des Pferdes zu überdecken, sind aber nur für einen begrenzten Zeitraum wirksam.
Um den natürlichen Geruch des Pferdes für Insekten unattraktiv zu machen, ist eine ausgewogene Ernährung mit Mineralstoffen, Vitaminen und Mineralien besonders wichtig.
Um die Insektenpopulation möglichst gering zu halten, ist, wie bereits erwähnt, Hygiene eine wichtige Vorsorgemaßnahme: Dazu gehört das tägliche Ausmisten der Boxen, das regelmäßige Absammeln von Pferdeäpfeln auf der Weide (mindestens zweimal wöchentlich, besser täglich), die Beseitigung von Futterresten aus Trögen, das Säubern der Tränken, sowie das Trockenlegen von matschigen Ausläufen oder Wasseransammlungen auf der Weide.
Noch mehr Abwehr-Maßnahmen
Da Insekten Feuchtigkeit bevorzugen, sollten auch keine offenen Regentonnen o.ä. herum stehen, und es ist ratsam den Misthaufen möglichst weit vom Stall entfernt.
Fenster im Stall können mit engmaschigen Netzen und Eingänge mit Streifenvorhängen aus Kunststoff versehen werden. Weiß gekalkte Wände halten Insekten ab, nützlich ist auch das Versprühen von ätherischen Ölen wie Lavendel- oder Teebaumöl.
Eine weitere Möglichkeit ist das Aufhängen eines Fangbeutels im Stall oder das Aufstellen von Bremsenfallen an dem Paddock oder Weide, in dem sich ein natürlicher Duftstoff befindet, der Insekten anlockt.
Durch das Aufstellen eines Fliegenvernichters, der mit Strom und Schwarzlicht betrieben wird, können Insekten ohne Gift und Chemie vernichtet werden. Schafft man um Stall und Weide Lebensräume für Vögel und Spinnen, sorgen diese auf natürliche Art für ein geringes Insektenaufkommen.