Auf der Reitanlage Andreas Meir in Thierhaupten-Ötz stehen 80 Pferde und drei Traktoren. Zwei riesige MB tracs mit Frontlader für Bauarbeiten, Heuernte, Mistschieben und Bodenaustauschen in der Reithalle und ein kleiner Fendt Traktor zum Abziehen der Halle und zum Heuwenden. Betriebsleiter Thomas Meir sagt: „Ohne unseren Fuhrpark ginge absolut nichts!“ Dafür kostet die Stunde MB trac Fahren aber bei Umlegung aller Anschaffungs-, Versicherungs-, Unterhalts- und Spritkosten um die 100 Euro. Ein teurer Spaß – wenn es denn einer wäre. Thomas Meir muss als landwirtschaftlicher Betrieb 80 Prozent seines Grundfutters selbst herstellen und fährt selbst dann noch mit Mähwerk, Kreisel-Schwader und Rundballenpresse über 15 Hektar Grünland, wenn sich die Heuernte wegen niedriger Preise gar nicht lohnt. „Wer kein Heu machen muss, der braucht auch keinen großen Traktor“, findet der Betriebsleiter.
Besser der Gebrauchte aus der Zeitung?
Dennoch spielen viele kleine Ställe mit dem Gedanken, sich durch den Kauf eines motorisierten Stallburschen Zeit und Arbeit zu sparen. Es muss ja keine PS-Schleuder sein. Meistens wird eher ein Gebrauchter aus der Zeitung oder der alte Radlader vom Nachbarbauern angeschafft. Werner Marquardt, der in Königsfeld im Schwarzwald eine Anlage mit momentan drei Pferden betreibt, hat sogar einen richtigen Fuhrpark: „Wir haben einen Traktor mit Frontlader, einen Hoflader und mehrere Mähmaschinen“, zählt er auf. Den Traktor kaufte er zur Renovierung der früheren landwirtschaftlichen Hofstelle. Außerdem hilft das Allrad-Gerät, im bergigen Schwarzwald Holz zu machen. „Für die Pferde brauchen wir ihn überhaupt nicht“, gibt Marquardt zu. „Außer wenn wir die Miste entleeren – aber da kommt er leider nicht ran, weil er nicht wendig genug ist.“
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Also schafften Marquardt und Sohn vor einigen Jahren einen gebrauchten Hoflader für damals 2.500 Euro an. „Für das bisschen Arbeit zweimal im Jahr taugt der schon“, sagt der Hofherr. Auch wenn man jedes Mal vor dem Start ein Überbrückungskabel dranhängen muss. Misten, Mähen und Mulchen geschieht weiterhin von Hand, weil die Hänge der Koppeln so steil sind, dass der alte Hoflader schlichtweg umkippen würde. Dazu haben sich die Marquardts entsprechende Handmähgeräte angeschafft.
Eine Frage des Heus
Also aus der Traum vom Trekkerfahren für all diejenigen, die keine 15 Pferde beherbergen?
Nicht unbedingt. Das sei tatsächlich eine Frage des Heus, findet Wilko Bümann, Produktspezialist für Traktoren bei John Deere. Er hält selbst fünf Pferde und bewirtschaftet 2,5 Hektar Grünland. Seinen 55-PS-Traktor nutzt er zum Heumachen, zusätzlich hat er einen Hoflader zum Ausmisten seines Offenstalls. Für die Heuernte auf einer Fläche zwischen zwei und fünf Hektar empfiehlt er Traktoren von 40 bis 60 PS. Wird die Maschine auch vor einer Rundballenpresse eingesetzt, so sind 80 PS besser – abhängig von der Leistungsanforderung der Presse.
Die Firma John Deere bietet zum Beispiel eine Traktoren-Serie der leichten Kompaktklasse an, die sich nicht nur zur Feldarbeit, sondern durch den Frontlader auch zum Ausmisten eignet. „Die 5015er werden sehr gerne von Pferdebetrieben gekauft. Es gibt sie in vier Leistungsklassen zwischen 55 und 80 PS“, sagt Bümann.
Auch kleinere Maschinen können sinnvoll sein
Die gute Nachricht: Auch für Leute ohne Heu lohnt sich die Motorisierung. Wenn schon kein Traktor, dann kommt für Sie vielleicht ein Hoflader oder eine kleinere Maschine in Frage. Ob sich eine solche Anschaffung lohnt, kann man mit einer Stoppuhr feststellen.
„Zunächst sollte man die Arbeitsmengen auf dem eigenen Betrieb schriftlich erfassen“, sagt Georg Fink, der in Aufkirchen das Ingenieurbüro für Reitanlagen „Fink Planung“ betreibt. Dazu sei es nötig, sämtliche Versorgungs- und Servicearbeiten im Stall akribisch mitzustoppen und aufzuschreiben. Ebenso die „aperiodischen Arbeiten“ wie das Entleeren der Dunglege, Reitplatz-, und Weidepflege, Pflege der Außenanlagen, Abladen und Einlagern von Einstreu und Futter, etc. „Wenn Sie alle Arbeitszeiten erfasst haben, können Sie sich überlegen, wie Sie sie durch den Einsatz einer Maschine reduzieren können und ob sich das lohnt“, sagt Fink.
Bei der Berechnung Ihre Eigenleistung dürfen Sie 15 bis 20 Euro die Stunde ansetzen. Durch Technikeinsatz lassen sich die Arbeitszeiten pro Tier und Tag von 21 auf etwa 10 Minuten reduzieren, bei Gruppenhaltung von 15 auf sieben Minuten. Also jeweils um rund die Hälfte! Bei einem Stundenlohn von 18 Euro bedeutet das einen Betrag von 1204,50 Euro jährlich pro Tier (Einzelhaltung) oder 876 Euro (Gruppenhaltung). Bei diesem Betrag sind die Unterhaltskosten der Geräte bereits berücksichtigt. „Vergessen Sie außerdem nicht die Arbeitserleichterung“, sagt Fink. „Sie wollen ja auch noch was von Ihrem Leben haben und Ihre Knochen schonen.“
Oder eine motorisierte Schubkarre
Über den Daumen gepeilt kommt bei den meisten Kosten-Nutzen-Rechnungen folgendes heraus: Für kleine Betriebe bis sechs Pferde empfiehlt sich die Anschaffung einer motorisierten Schubkarre. Elmar Metzler vom Pferdehof Metzler in Leutkirch hat eine und ist damit hoch zufrieden. Die Schubkarre läuft elektrisch, ihre Geschwindigkeit wird über den Handgriff reguliert. So ausgerüstet spart Metzler sich vorerst die Anschaffung einer teuren Entmistungsanlage, die für die Zukunft geplant ist. „Ich bin Rentner. Aber so lange ich es noch machen kann, nehme ich die Schubkarre“, sagt er.
Bei einer Betriebsgröße von 6 bis 15 Pferden ist laut Georg Fink ein kleiner Hoflader die richtige Wahl. In dieser Kategorie gibt es zahlreiche Maschinen auf dem Markt, bei denen man sich einen genauen Überblick verschaffen muss, was für die eigenen Bedürfnisse am besten passt. Die einen sind sehr geländegängig, andere stärker, wieder andere können größere Lasten hochheben. Mit dem geeigneten Zubehör können Sie damit auch Ihre Halle abziehen und Stallgassen und Hofflächen kehren. Selbst Mähen, Mulchen und Pfostenlöcher bohren geht mit diesen Geräten. „Überlegen Sie sich vor dem Kauf ganz genau, wofür Sie die Maschine einsetzen und was Sie in welcher Höhe erreichen wollen“, rät Fink.
Erst ab 15 Pferden und mehr empfiehlt er tatsächlich den Kauf eines Traktors. Zusätzlich zum Hoflader sollte dann ein 30 bis 50 PS starker Kompaktschlepper vorhanden sein, um auch mal im Außenbereich Sand zu schieben oder größere Lasten zu bewegen. Bei stark profiliertem Gelände und in Regionen mit viel Schnee ist ein Allradschlepper besser.
Wer solche Maschinen kauft, sollte vor dem ersten Einsatz auf jeden Fall einen Fahr-Lehrgang machen, findet der Diplom-Agrar-Ingenieur. „Unfallverhütung ist dabei von großer Bedeutung. Man muss lernen, mit Last zu fahren, oder am Hang.“ Verschiedene Landwirtschaftskammern und Hersteller bieten entsprechende Kurse an. Eine erste fachkundige Einweisung geben auch seriöse Händler, die ihre Maschinen dem Kunden oft sogar zum Probefahren auf den eigenen Hof bringen. Am besten fährt laut Georg Fink, wer vor dem Kauf mit mehreren anderen Pferdebetrieben spricht, die bereits mit den unterschiedlichen Technologien arbeiten: „Sie haben die Erfahrung und können aus dem Nähkästchen plaudern“.
Checkliste für den Gebrauchtmaschinenkauf
- Ist der Allgemeinzustand gepflegt?
- Passen die Abnutzungserscheinungen an Reifen, Sitz und Kupplung zur angegebenen Betriebsstundenzahl?
- Wurden die bisherigen Betriebsstunden schriftlich festgehalten?
- Gibt es eine Werkstatt mit anerkanntem Kundendienst und sicherer Ersatzteilversorgung in der Nähe?
- Ist die Maschine ein Markenprodukt?
- Passen vorhandene oder anzuschaffende Geräte an die Maschine (Zapfwellenantrieb vorhanden)?
- Bei Frontlader: Reicht die Hubkraft für die von mir zu bewegenden Gegenstände?
- Lief der Motor beim Probefahren rund?
- Stimmen die Angaben in den Fahrzeugpapieren mit denen des Traktors überein?