Fit durch Zirkuslektionen: Den Rücken stärken durch Plie, Bergziege und Kompliment

Der anatomische „Gegenspieler“ des Rückenmuskels ist der Bauchmuskel. Und wie es bei allen Säugetieren der Fall ist, so sind auch beim Pferd diese beiden Muskelpartien in ihrer Funktion eng miteinander verbunden – der eine taugt ohne den anderen nichts. Wenn ich möchte, dass mein Pferd seinen Rücken aufwölbt, so muss ich dafür sorgen, dass der Gegenspielermuskel, also der Bauchmuskel, sich anspannt und zusammenzieht. Kurzum: Ein Pferd kann nur dann den Rückenmuskel aufwölben, wenn es den Bauchmuskel anspannt.
Natürlich gibt es allerlei Tricks, um dies zu bewerkstelligen, beispielsweise taktile Reize wie den Einsatz von Sporen, die das Pferd dazu bringen, den Bauchmuskel einzuziehen, um dem unangenehmen Gefühl zu weichen. Doch es gibt auch einen ganz anderen Weg wie man seinem Pferd beibringen kann, den Bauchmuskel wirklich gezielt zu benutzen.

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Das Plie / Da Capo

Es sind zwei Namen für die gleiche Lektion. Bei dieser Vorstufe des Kompliments nimmt das Pferd den Kopf zwischen die Vorderbeine und dehnt sich nach „hinten unten“, so dass es aussieht, als würde es sich verbeugen. Das Trainieren dieser Lektion ist recht einfach, man kann beispielsweise schlichtweg mit einer Möhre das Pferd in die gewünschte Haltung hineinlocken und es dann ermutigen, diese ungewohnte Position zwei bis drei Sekunden zu halten.
Hierbei kann man dann schön beobachten, wie das Pferd sich im Rücken wölbt, insbesondere in der Lendenpartie, da es zum Stabilisieren dieser Haltung den hinteren Bereich der Bauchmuskeln anspannen muss.
Man sollte es aber gerade zu Beginn des Training mit dieser Übung nicht übertreiben. Zwei bis drei Plies auf jeder Seite für maximal zwei bis drei Sekunden „Haltungsdauer“ – das genügt völlig! Selbstverständlich muss das Pferd vor dieser Dehnungsübung entsprechend aufgewärmt werden. Hierbei können bereits zehn Minuten im Schritt ausreichend sein.

Die Bergziege

Eine andere Zirkuslektion, die den Rücken aufwölbt, ist die sogenannte Bergziege. Im Gegensatz zum Plie wird bei dieser Übung aber noch viel mehr der Bauchmuskel des Pferdes angesprochen, weshalb man sich an diese doch recht anstrengende Lektion auch sehr langsam herantasten sollte. Bei der Bergziege schiebt das Pferd seine Hinterbeine soweit unter seinen Körper, dass die Hinterhufe fast schon die Vorderhufe berühren. Senkt das Pferd hierbei dann noch den Kopf, so kann im Rücken der maximale tiefe Spannungsbogen erzielt werden.

Zum Einstudieren dieser Lektion ist es hilfreich, wenn das Pferd das Heben der Beine auf Gertentouche schon kennt, weshalb ein vorheriges Trainieren des Spanischen Schritts durchaus sinnvoll ist. Nun touchiert man abwechselnd die Hinterbeine des Pferdes und ermutigt es, diese anfangs nur einen halben Huf breit weiter unter den Schwerpunkt zu setzen als zuvor. Es ist hierbei einfach, mit einem Helfer zu arbeiten der das Pferd vorne hält und ihm ggf. mit einer Möhre den Kopf in die gewünschte tiefe Position lockt.
Die Bergziege ist für ein Pferd sehr anstrengend, daher sollte man hier sehr langsam und vorsichtig vorgehen. Bereits das Untersetzen der Hinterhufe um wenige Zentimeter kann schon den Spannungsbogen im Rücken erzeugen – und die meist untrainierten Bauchmuskeln haben schon jetzt Mühe, die Position zu halten. Daher, auch hier sollte man sich am Anfang mit zwei bis drei Sekunden in der neuen Position begnügen, das Pferd dann vorwärts aus der Lektion herausführen und ein paar lockernde Schritte gehen lassen (ein halber Zirkel reicht meistens), ehe man die Übung dann maximal noch zwei Mal auf jeder Seite wiederholt. Im Lauf des Trainings wird das Pferd dann immer weiter mit den Hinterbeinen unter seinen Schwerpunkt kommen und die Lektion auch immer länger halten können.

Für Klassikreiter ist diese Übung äußerst interessant in punkto Untertritt und für Westernreiter natürlich in punkto Sliding Stop bei der Reining, da gerade beim Sliding Stop das Pferd genau die Muskeln auch statisch anspannen muss wie auch schon bei der Bergziege!

Das Kompliment

Mit Plie und Bergziege als Vorübungen lässt sich dann später im Training auch das Kompliment entwickeln, welches eine der Schlüssellektionen bei den Zirkuslektionen ist. Hierbei winkelt das Pferd ein Vorderbein an und senkt sich dann wie zum Plie wieder ab, wobei es dann aber das Gewicht auf das Röhrbein des angewinkelten Beins stützt.
Man kann gar nicht oft genug sagen, dass Gewalt beim Einstudieren dieser Vertrauenslektion nichts verloren hat. Schon das „Herunterziehen“ des Pferdes ins Kompliment über Gebiss und Rückwärtsrichten kann je nach Sensibilität des Pferdes äußerst kontraproduktiv sein. Zumal es beim „Herunterziehen“ in den meisten Fällen ohnehin den gewünschten tiefen Spannungsbogen verliert und ins Hohlkreuz fällt. Damit ist der gymnnastizierende Nutzen der Lektion nicht mehr vorhanden.
Das Kompliment fordert vom Pferd ein großes Balancegefühl und ist zu Beginn auch sehr anstrengend, weshalb man auch hier die Verweildauer in der neuen Haltung zu Beginn auf wenige Sekunden beschränken sollte.

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