Sie hat viele Namen, doch alle stehen für dieselbe erschreckende Krankheit: Chronisch obstruktive Bronchitis (COB) in ausgeprägter Form auch als Dämpfigkeit bezeichnet. Im Englischen wird sie auch COPD („Chronic Obstructive Pulmonary Disease“) genannt oder RAO, was für „Recurrent Airway Obstruction“ steht. Sie tritt auch in der leichteren Verlaufsform IAD („Inflammatory Airway Disease“) auf, bei der die Atemwege lediglich entzündet sind. IAD wird oft vom Besitzer unterschätzt weil es sich lediglich durch Schleimansammlung in den Bronchien und verringerter Leistungsfähigkeit äußert. Meist ging dem eine Viruserkrankung, z.B. eine Erkältung voraus, die nicht abgeheilt ist.
Bei Pferden, die zum Winter hin wieder öfters aufgestallt werden, kommen zu den Viren noch Staub, Ammoniak, Milben und Pilzsporen hinzu, was die Atemwege zusätzlich belastet. Eine ausgeprägte COB ist meist nicht mehr weit. Verschleimter Husten, Nasenausfluss und angestrengte, teilweise rasselnde Atmung mit geblähten Nüstern bis hin zur gefürchteten „Dampfrinne“ sind dann die deutlichen Symptome. Die sogenannte „Dampfrinne“ zeigt sich zwischen Rippenbogen und Bauchmuskel, welche durch permanente Anspannung der Bauchmuskulatur entsteht, die das Pferd zur Unterstützung seiner Atmung einsetzt.
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Genaue Diagnose entscheidend
Die Dampfrinne ist grundsätzlich ein sicheres Indiz für das Vorliegen einer COB. Ein Tierarzt sollte aber bereits konsultiert werden, bevor diese sich ausprägen kann, also bereits dann, wenn das Pferd regelmäßig hustet. Er muss zunächst herausfinden, ob der vorliegende Husten akut, chronisch oder durch eine Allergie bedingt ist. Um eine sichere Diagnose zu stellen, wird der Veterinär das Pferd sowohl in Ruhe als auch nach Belastung abhören und abklopfen. Zusätzlich schafft eine Blutprobe oder eine Probe des Bronchialschleims Gewissheit über möglicherweise vorhandene Viren und Bakterien. Eine Endoskopie kann Auskunft darüber geben, wie stark die Bronchien angegriffen sind, eine Blutgasanalyse über den Sauerstoffgehalt im Blut. Je früher eine COB bemerkt wird, desto höher sind die Chancen, die Lebensqualität des betroffenen Pferdes nachhaltig zu erhöhen.
Die Behandlung beginnt mit Verbesserung der Haltung
Um Pferden mit chronischen Atemwegserkrankungen zu helfen, muss in erster Linie ihre Haltung optimiert werden. Auf einer Weide ist die Staubpartikelbelastung 16-mal niedriger als in einem Stall mit Stroheinstreu und Heufütterung. Ist eine Offenstallhaltung nicht zu realisieren, sollte zumindest die Einstreu auf entstaubte Sägespäne, Torf, Rindenmulch oder Gummimatten umgestellt und das Heu vor der Verfütterung bedampft werden. Während des Ausmistens und beim Einstreuen sollte das Pferd aus dem Stall gebracht werden, da dabei die Staubbelastung um das 100-fache ansteigt. Achten Sie darauf, dass stets frische Luft im Stall zirkulieren kann und die Ammoniak-Konzentration möglichst niedrig gehalten wird (keine Matratzen-Einstreu!).
Bewegung an der frischen Luft tut der Lunge und dem Kreislauf gut. Langsames Spazierengehen im Wald bringt die Selbstheilungskräfte der Lunge in Schwung.
Der Tierarzt behandelt meist über entzündungshemmende Cortisonpräparate sowie bronchialerweiternd mit Salbutamol. Schleimlösende Mittel fördern das Abhusten. Viele dieser Medikamente werden als Injektion oder in Tablettenform verabreicht.
Inhalation unterstützen den Heilungsprozess
Immer mehr setzt sich auch die Therapie durch Inhalieren mit einem Ultraschall-Inhalator durch. Wichtig: Diese teuren und technisch ausgefeilten Geräte vernebeln die Medikamente in kleinste Bestandteile, die so tief in die Bronchien vordringen. Ein selbstgebautes oder billig erworbenes „Inhalationsgerät“ taugt nicht als Ersatz.
Seit einiger Zeit gibt es zudem auch Inhalier-Hilfen (Spacer) für Pferde, die nach demselben Prinzip funktionieren wie Medikamentensprays für Menschen. Damit wird das Präparat direkt in die Nüstern gesprüht. Wegen ihres geringeren Preises sind diese auch für den Privatpferdehalter einfacher zu erwerben.