Besonders für die Aufzucht von Pferden braucht es optimale Umwelt- und Haltungsbedingungen mit viel frischer Luft, Bewegung, Sozialkontakten und artgerechter Fütterung. Stress wirkt sich immer negativ auf die natürlichen Abwehrkräfte von Stute und Fohlen aus. Um den folgenden Krankheiten vorzubeugen, ist ein intaktes Immunsystem daher ein effektiver Schutz.
Equines Herpesvirus (EHV)
EHV ist eine für Stute und Fohlen gefährliche Vireninfektion, die während der Trächtigkeit einen Spätabort auslösen kann. Das Virus greift die Schleimhäute der Gebärmutter und der Plazenta an und führt zu einer Mangelernährung des Ungeborenen. Dadurch kann es zwischen dem siebten und zehnten Trächtigkeitsmonat zum Virusabort kommen. Häufig fohlt eine an EHV erkrankte Stute vor dem errechneten Geburtstermin und ohne vorher erkennbare Anzeichen komplikationslos ab – das Fohlen aber ist tot oder lebensschwach.
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EHV ist in Deutschland weit verbreitet, verursacht häufig Atemwegserkrankungen und gilt beim Pferd als einer der wichtigsten Aborterreger. Nach Schätzungen tragen etwa 70 % aller Pferde das Virus jahrelang inaktiv ohne Krankheitsanzeichen in sich. Aktiviert wird es erst unter ungünstigen Umständen (z.B. Stress) – ein gutes Immunsystem ist daher von enormer Bedeutung (Haltung kritisch prüfen).
Eine Impfung gegen Herpesviren ist möglich, sie bietet allerdings keinen zuverlässigen Schutz vor einer Infektion. Vielmehr soll die Menge des ausgeschiedenen Virus reduziert werden um die Ansteckungsgefahr für andere Pferde zu verringern.
Besonders in den letzten Trächtigkeitsmonaten einer Zuchtstute sind häufige Stallwechsel, Transporte oder wechselnde Bestände möglichst zu vermeiden. Auch Weiden, an denen regelmäßig viele fremde Pferde vorbei kommen, sind für tragende Stuten nur bedingt geeignet. Nach dem Kontakt mit fremden Pferden, sollte sich das Stallpersonal vorsorglich gründlich die Hände reinigen und möglichst die Kleidung wechseln.
Equine infektiöse Anämie (EIA)
EIA ist eine virusbedingte Erkrankung des Blutes und der blutbildenden Organe, bei der es durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen zur lebensgefährlichen Anämie kommt. Blutsaugende Insekten gelten als Hauptüberträger, das eigentliche Übertragungsmaterial ist aber virushaltiges Blut. Übertragen werden kann das Virus auch von Pferd zu Pferd, beim Deckakt vom Hengst auf die Stute oder von der Stute auf das Fohlen intrauterin (im Mutterleib) oder über die Milch. Es kann zu Spätabort oder Geburt eines nicht lebensfähigen Fohlens führen.
Auch bei diesem Virus handelt es sich um einen „schlummernden“ Erreger. Ein infiziertes Tier kann also lebenslang Träger und Ausscheider der Viren sein, muss aber nicht zwangsläufig Symptome zeigen. Die tatsächliche Ansteckungsgefahr in Deutschland ist relativ gering.
EIA lässt sich über den Nachweis von Antikörpern im Blut (Coggins-Test) feststellen. Da es sich um eine anzeigepflichtige Seuche handelt, müssen positiv getestete Pferde nach der „Verordnung zum Schutz gegen die ansteckende Blutarmut der Einhufer“ vom 4.10.2010 mit Änderung Art.33 vom 17.4.2014 (BGBl. I S. 388) getötet werden und betroffene Ställe sind unter Quarantäne zu stellen. Es gibt derzeit keinen Impfstoff gegen EIA und die Behandlung ist nicht zulässig.
Fohlenlähme – Fohlenseptikämie
Die Fohlenlähme ist eine bakterielle (häufige Auslöser sind Streptokokken), die den gesamten Körper des Fohlens betreffen und verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen kann. Betroffen sind oftmals Atemwege, Darm und Gelenke. Die Erkrankung äußert sich durch Fieber, Durchfall, Mattigkeit, Saugunlust und Schwellungen der Gelenke. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Überlebenschancen für das Fohlen. In der Regel werden hohe Antibiotikagaben verabreicht, ratsam ist die Erstellung eines Antibiogramms um den genauen Erreger zu bestimmen. Weitere Laboruntersuchungen wie Messung des Antikörper-Spiegels im Fohlenblut, der Nachweis von Entzündungsparametern im Blut, sowie der Nachweis von Bakterien im Blut mittels Blutkultur können eine Diagnose erleichtern.
Eine vorbeugende Impfung der Mutterstute ist möglich, deren Wirkung ist aber nicht garantiert. Nutzen und Risiko einer Impfung des Fohlens kurz nach der Geburt wird seit Jahren kontrovers diskutiert.
Isoerythrolyse – Hämolytischer Ikterus (Gelbsucht)
Damit bezeichnet man eine Unverträglichkeit des Immunsystems der Stute mit dem des Fohlens während der ersten vier Lebenstage. Aufgrund einer Intoleranz zwischen den Blutgruppen von Hengst und Stute kommt es zu einer fehlgeleiteten Immunreaktion. In der Folge zerstören die Antikörper im Kolostrum der Mutterstute die Erythrozyten (roten Blutkörperchen) des Fohlens und verursachen eine lebensgefährliche Anämie. Das Fohlen scheint kurz nach der Geburt munter, wird aber nach wenigen Stunden zusehends schwächer. Typische Krankheitsanzeichen sind blasse Schleimhäute, bis hin zur Gelbfärbung, beschleunigter Herzschlag, rotbrauner Harn sowie Untertemperatur. Erkrankte Fohlen müssen während der ersten drei Tage am Trinken der Muttermilch gehindert und mit dem Kolostrum einer anderen Stute oder Milchaustauschern gefüttert werden. Meist tritt die Isoerythrolyse bei dem ersten Fohlen einer solchen unpassenden Anpaarung verhältnismäßig schwach auf und die Überlebenschancen sind gut. Bei jeder weiteren
gleichen Anpaarung erhöht sich die Antikörperproduktion im Kolostrum, sodass der Tod des Fohlens vorprogrammiert ist. Mittels Blutgruppenuntersuchungen von Zuchtstute und Hengst vor der Anpaarung kann die Gefährdung erkannt werden.