Appaloosa

Die drittbeliebteste Rasse in Nordamerika nach den Quarter und Paint Horses ist der Appaloosa. Wie seine zwei Western-Kollegen entstammt er der Geschichte der Besiedelung der Neuen Welt, stand jedoch nicht auf der Seite der Siedler und Cowboys, sondern ist das Produkt einer bemerkenswerten indianischen Zucht. Berühmt ist er vor allem für sein getupftes Fell, seine Beliebtheit verdankt er aber auch seinem wendigen und schnellen Bau und nicht zuletzt seinem ausgeglichenen Wesen.

Wie Quarter und Paint ist der Appaloosa ein Produkt aus Kreuzungen von europäischen Pferden, die seit dem 16. Jahrhundert nach Nordamerika importiert wurden, wo Pferde zu dieser Zeit völlig ausgestorben waren. Ihre Basis hat die Rasse im spanischen Pferd, später kamen zahlreiche weitere Pferdetypen hinzu. Eines jedoch hatten sie gemein: ihre getupfte Färbung. Eine Zeitlang wurden massenhaft gefleckte Pferde aus Europa in die Neue Welt verschifft, da diese in ihrer Heimat plötzlich unmodern geworden waren. Sie brachten ihre Farbvielfalt mit und drückten dem Appaloosa so den heute noch sichtbaren Stempel auf.

Zu einer unverkennbaren Rasse wurde der Appaloosa durch den Indianerstamm der Nez Perce, der im 18. Jahrhundert – begeistert von den ungewöhnlich gefärbten Pferden – begann, einzelne Tiere zu kaufen, einzutauschen oder zu stehlen und sie systematisch zu einem besonders leistungsstarken Partner zu züchten. Die Nez-Perce-Indianer lebten in einem Gebiet, das sich heute über die Staaten Idaho, Oregon und Washington erstreckt. Sie kannten schon zu einem frühen Zeitpunkt die Grundprinzipien einer erfolgreichen Pferdezucht, kastrierten ungeeignete männliche Pferde und tauschten weniger erwünschte Individuen ein. Schon im frühen 19. Jahrhundert waren sie weithin als exzellente Pferdekenner bekannt und erzielten für ihre Pferde im Tausch hohe Preise. Der Name „Appaloosa“ soll auf den Palouse River im ehemaligen Siedlungsgebiet der Nez Perce zurückgehen. Aus „a Palouse horse“ wurde wohl im Laufe der Zeit über „a Palouse“ irgendwann „Appaloosa“.

Die Erfolgsgeschichte des Appaloosa aber nahm mit der zunehmenden Verdrängung der indianischen Bevölkerung ein jähes Ende, das die Pferderasse beinahe völlig von der Bildfläche verschwinden ließ: Der zunehmende Druck weißer Siedler und Aktionen der Armee zwangen den Stamm, seine angestammten Siedlungsgebiete zu verlassen. Bei der sich anschließenden 1400 Meilen langen Flucht wurden die Indianer von ihren treuen Pferden begleitet, doch nach der fast unvermeidlichen Kapitulation mussten sie einen großen Teil des Pferdebestands an die Armee abtreten, die erschoss, was sie nicht verkaufte. Nur wenige Pferde blieben erhalten und mussten auf Druck der Armee mit Zugpferden gekreuzt werden, um Arbeitspferde zu schaffen.

Lange Zeit stand es danach schlecht um den Appaloosa, die Rasse war fast vergessen. Erst 1937 wurde in einem Artikel an das gefleckte Pferd der Nez Perce und seine Geschichte erinnert und engagierte Pferdefreunde machten es sich fortan zur Aufgabe, es vor dem endgültigen Untergang zu retten. Wegen der engen Zuchtbasis war in der Anfangszeit der massive Einsatz von Fremdblut notwendig, zunächst von Vollblutarabern (so geht einer der Stempelhengste des modernen Appaloosas, Red Eagle, auf ein Arabisches Vollblut zurück), später auch von American Quarter Horses und Englischen Vollblütern – auch heute noch ist der allerdings sparsame Einsatz von Englischem und Arabischem Vollblut sowie Amerikanischem Quarter Horse in der Zucht erlaubt.

Die Rettung gelang und so gehört der Appaloosa heute in den USA zu den beliebtesten Pferderassen. Auch in Europa baut er auf eine treue Anhängerschaft von Reitern und Züchten und ist eine feste Größe auf Westernturnieren. Der „Appaloosa Horse Club Germany e.V.“ (ApHCG) führt das Ursprungszuchtbuch der Rasse im Geltungsbereich der Europäischen Union. Er arbeitet eng mit dem US-amerikanischen Mutterverband ApHC zusammen, bei dem mittlerweile 635 000 Appaloosas und 33 000 Mitglieder registriert sind. Die Verbände informieren über Rasse und Zucht und organisieren Turniere und Shows.

Die Zuchtgeschichte des Appaloosas wird indes fortgeschrieben: Einige weitere Rassen wie das Appaloosa Pony oder der Colorado Ranger haben ihren Ursprung im gefleckten Pferd der Nez Perce und der Stamm selbst entwickelt seit 1995 auf der Basis von Appaloosa und Achal Tekkinern das Nez Perce Horse.

Standard: Exterieur und Interieur

Das auffälligste, wenn auch nicht einzige Merkmal der Appaloosas ist ihre auffällige, getupfte Fellzeichnung, ein Resultat zahlreicher Kombinationsmöglichkeiten zwischen Grundfarbe (der Verband erkennt 14 Grundfellfarben an) und verschiedenen Scheckmustern. Der Mutterverband ApHC nennt sieben Grundmuster: Blanket, Spots, Blanket with Spots, Roan, Roan Blanket, Roan Blanket with Spots und Solid.

Aber bei Weitem nicht jedes getupfte Pferd ist ein Appaloosa. Andere Merkmale müssen hinzukommen, um ein Pferd in die Herkunftslinie aus der Zucht der Nez Perce Indianer einordnen zu können. Dazu gehören eine gefleckte Haut, gestreifte Hufe und ein „Menschenauge“, in dem bei normaler Position des Auges die weiße Sklera sichtbar ist. Nicht jeder Appaloosa weist alle vier Merkmale – Scheckmuster, gefleckte Haut, weiße Sklera, gestreifte Hufe – auf, doch solange ein Nachkomme registrierter Eltern mindestens die gefleckte Haut und ein weiteres rassetypisches Merkmal zeigt, wird er wie seine bunteren Kollegen registriert. Erfüllt ein genetischer Appaloosa diese Grundbedingung allerdings nicht, wird er bei der Registrierung als „nicht charakteristisch“ gekennzeichnet.

Das klassische Exterieur ist den historischen Anforderungen entsprechend auf ein besonders schnelles, handliches, ausdauerndes und athletisches Pferd ausgerichtet. Es ist gekennzeichnet durch ein Stockmaß von etwa 142 bis 162 Zentimetern und einen quadratischen, gut bemuskelten Körperbau. Der Kopf ist edel mit gerader Nasenlinie, großen, klaren Augen und mittelgroßen Ohren. Der typische Appaloosa hat einen schlanken Hals mit guter Ganaschenfreiheit, eine lange, schräge Schulter, einen kurzen Rücken und eine schräge Kruppe. Der Rumpf ist tief und das Fundament stabil mit eher kurzen Röhren und einer schrägen Fessel. Charakteristisch ist ein ausgeglichener, leichtfüßiger und weicher Gang.

Idealer Freizeitpartner

Das Wesen des Appaloosas ist ausdauernd, leistungsbereit und menschenbezogen. Seine Gelassenheit und Zuverlässigkeit machen ihn zu einem idealen Freizeitpartner, aber auch zu einem erfolgreichen Sportpferd: In erster Linie wird der Appaloosa für alle Sparten des Westernreitens eingesetzt.

In Anlehnung an die Geschichte der Rasse spielen vor allem Wettbewerbsklassen mit Pferden und Reitern im indianischen Outfit eine große Rolle – außerdem Disziplinen, die ursprünglich auf das „O-Mok-See“ zurückgehen, ein Ritual bei manchen berittenen Indianerstämmen, bei denen die Krieger eines Stammes sich zu Reiterspielen trafen. Diese Tradition wird heute in Wettkämpfen fortgeführt, bei denen gegen die Uhr bestimmte Muster etwa um Fässer oder Stangen geritten werden.

 

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