American Paint Horse

Die Geschichte des Paint Horses ist logischerweise eng mit der des Quarter Horses verbunden, zumal lange Zeit nicht zwischen den beiden Rassen unterschieden wurde.

Europäische Eroberer brachten ab dem 16. Jahrhundert Pferde mit nach Nordamerika, die dort zu diesem Zeitpunkt vollständig ausgestorben waren. Aus der Kreuzung von Arabern, Berbern, Andalusiern, irischen Ponys, Englischen Vollblütern, Percherons und anderen Rassen entstand  im 18. Jahrhundert das Quarter Horse als die erste und älteste Pferderasse Nordamerikas, die genau auf die Anforderungen der harten und arbeitsreichen Zeit der Besiedelung des Wilden Westens abgestimmt war. Durch die einzigartige Kombination spanischen Blutes mit Englischen Vollblütern und die harte, zweckorientierte Auslese in den Gründerjahren der Neuen Welt entstand ein Pferd, das wie die meisten Arbeitsrassen vielfältig einsetzbar, anpassungsfähig und unkompliziert zu handhaben ist und eine partnerschaftliche Beziehung zum Reiter eingeht.

Ein besonderes und züchterisch gefördertes Merkmal dieser Pferde war und ist unter anderem eine ausgesprochene Begabung für die Arbeit mit Rindern – der „Cow-Sense“ – wie auch das unwahrscheinliche Beschleunigungsvermögen, das der Rasse später ihren Namen geben sollte. Nach Feierabend vergnügten sich die Cowboys mit Kurzstreckenrennen auf der Dorfstraße, die über eine Distanz von ungefähr einer Viertel Meile – Quarter of a Mile – führten und in der die schnellsten Pferde gegeneinander antraten. Über diese Distanz sind Quarter Horses auch heute noch schneller als Englische Vollblüter.

Von der Quarterzucht ausgeschlossen

Unter den in die Neue Welt importierten Pferden fanden sich dabei auch einige Schecken: Zwei der sechzehn Pferde etwa, die mit Hernando Cortez 1519 nach Amerika kamen, waren gescheckt. Auch der Vollblüter Janus, der 1752 aus England eingeschifft wurde und der später zu einem der Stempelhengste der Quarterzucht wurde, brachte zwei gescheckte Söhne. In ihrer Frühzeit umfasste das American Quarter Horse deshalb sowohl einfarbige Pferde mit oder ohne Abzeichen als auch gescheckte Tiere. Die Unterscheidung etablierte sich erst mit der Entstehung der geregelten Zucht – 1940 wurde die „American Quarter Horse Association“ (AQHA) gegründet –, im Zuge derer alle gescheckten Pferde von der Quarterzucht ausgeschlossen wurden.

Da aber die farbige Variante des Quarter Horses dieselben gefragten Eigenschaften besitzt wie die einfarbigen Pferde und außerdem auch aus einfarbigen Quartereltern immer wieder gescheckte Fohlen fallen, sogenannte Cropouts, fanden sich viele Züchter nicht lange damit ab, dass plötzlich viele ihrer Pferde wertlos und züchterisch nicht nutzbar sein sollten. 1962 gründeten sie ein eigenes Stutbuch für gescheckte Quarter Horses, die „American Paint Stock Horse Association“, die sich 1965 mit der „American Paint Quarter Horse Association“ zusammenschloss und seither unter dem Namen „American Paint Horse Association“ (APHA) arbeitet.

Systematische Zucht mit Quarter und Vollblut

Seitdem werden Quarter Horses und Paints parallel gezüchtet, wobei nach wie vor enge Verbindungen zwischen den beiden Varianten der alten Cowboypferde aufrecht erhalten werden: Cropouts einfarbiger Quartereltern werden als Paint Horses registriert und anerkannt, Paints systematisch mit Quarter Horses angepaart. So wird auch eine einseitige Fixierung auf das Scheckmuster verhindert, die zur Verarmung des Genpools führen könnte. Quarterblut wird der Rasse Paint ständig zugeführt, da viele Paintzüchter ihre Zucht auf – preiswerteren – Quarterstuten aufbauen, die sie Scheckhengsten zuführen. So können auch begehrte und erfolgreiche Blutlinien der Quarters in der gescheckten Variante gezielt gezüchtet werden. Nach wie vor werden auch Vollblüter in der Zucht eingesetzt.

Neben den „normalen“, also deutlich gescheckten Paints registriert der APHA außerdem sogenannte „Breeding Stock Paint Horses“: Paints aus gescheckten Paint-Eltern, die selbst zu wenig Weiß für eine Registrierung als Paint mitbekommen haben, aber trotzdem oft besonders gute Farbvererber sind. Sie sind günstiger als reguläre Paint Horses und werden in einem eigenen Register geführt.

In Deutschland sind Züchter, Halter und Liebhaber im „Paint Horse Club Germany“ (PHCG) zusammengeschlossen, einem Regionalverband des Mutterverbandes in Fort Worth. Die deutsche Paintzucht baut auf Pferden auf, die aus den USA und Kanada importiert wurden. Inzwischen verfügt man aber auch in Deutschland über eine Reihe erstklassiger Hengste und ein aktives Turnierwesen.

Standard: Exterieur und Interieur

Bis auf die Färbung entspricht das Exterieur der Paint Horses dem der Quarter Horses. Dank eines Stockmaßes von durchschnittlich circa 1,50 bis 1,55 m und seines quadratischen Körperbaus ist das Paint Horse extrem schnell und wendig und trägt auch gewichtigere Reiter ohne Probleme. Es hat einen kleinen, keilförmigen Kopf mit kleinen Ohren, breiter Stirn, wachen Augen, einer kleinen, festen Maulpartie und ausgeprägten Ganaschen. Der Hals ist lang und schlank mit einem leichten Genick und guter Ganaschenfreiheit. Die schräge Schulter, die Brust und die Hinterhand sind stark bemuskelt. Der Widerrist ist gut ausgeprägt, der Rücken kurz mit einer schrägen Kruppe. Eine sehniges, klares Fundament, kurze Röhren und feste, kleine Hufe sind weitere Merkmale der Rasse.

Auch das Wesen der Paint Horses ist dem des Quarter Horses gleich: Ausgeglichen, nervenstark und menschenbezogen, wie sie sind, eignen sie sich nicht allein für alle Sparten des Westernreitsports, sondern ebenso gut für Freizeitreiter ohne Turnierambitionen, Wanderreiter oder als Familienpferde. Trotz ihrer Leistungsbereitschaft verfügen sie über ein angenehm regelbares Temperament und einen unkomplizierten Charakter.

Die Scheckung: Tobianos, Overos und Toveros

Vom Quarter Horse abzugrenzen ist das Paint Horse also nur über seine gescheckte Färbung. Die Zucht gescheckter Pferde ist eine wahre Wissenschaft. Gestaltet sich die Farbzucht schon sehr schwierig, so wird die Scheckzucht durch die vielen Möglichkeiten der Scheckvererbung noch komplizierter. Beim Paint unterscheidet man grob zwei Formen der Scheckung, die unterschiedlich vererbt werden: Tobiano und Overo. Die Kombinationsmöglichkeiten der beiden Scheckvarianten und der verschiedenen Muster (Patterns) mit unterschiedlichen Fellfarben sind beinahe unbegrenzt, was jedem Schecken ein unverwechselbares Aussehen verleiht. Als Grundfarbe treten Fuchs (Sorrel) und Brauner (Bay) am häufigsten auf, es gibt allerdings auch viele gescheckte Rappen oder sogar Palominos.

Bei der dominant vererbten Tobianovariante ist die Scheckung eher ruhig, plattenförmig und scheint von der Rückenlinie auszugehen. Die Beine des Tobianos sind immer weiß, weitere Abzeichen gehen oft vom Widerrist oder der Kruppe aus und kreuzen die Rückenlinie. Die weißen Abzeichen können fast den ganzen Körper bedecken, wobei der Kopf häufig dunkel gefärbt bleibt und einfache Abzeichen wie Blesse oder Stern trägt. Da die Tobianoscheckung dominant vererbt wird, treten keine Tobiano-Cropouts auf, denn mindestens ein Elternteil des Scheckfohlens muss ebenfalls ein Tobiano sein. Die Veranlagung für diese Form der Scheckzeichnung kann also nicht versteckt weitergegeben werden, allerdings können Tobianoschecken zusätzlich eine Overoveranlagung tragen.

Besonders begehrt: Overos

Die Overoscheckung tritt in drei verschiedenen Ausprägungen auf: Frame-Overo, Sabino und Splashed White. Beim Frame-Overo, dem beliebtesten Muster, scheint das Weiß vom Bauch auszugehen und kreuzt die Rückenlinie in der Regel nicht, wodurch die Flecken wie gerahmt wirken (Frame = Rahmen). Die Scheckung wirkt unruhig und wie zerrissen. Charakteristisch sind außerdem dunkle Beine, blaue Augen und viel Weiß im Gesicht. Der Erbgang und ist unvollständig dominant. Sabinos hingegen sind vor allem gekennzeichnet  durch ihre „Roan-Färbung“, eine stichelhaarige Aufhellung der dunklen Fellpartien, mit meist einigen weißen Flecken am Bauch. Häufig ist eine sehr breite Blesse oder andere große Abzeichen im Gesicht. Unter Umständen sind sie auch einfarbig mit vereinzelten stichelhaarigen Flecken oder aber fast komplett weiß mit wenigen farbigen Stellen. Der Erbgang ist wahrscheinlich intermediär bis dominant. Die dritte Gruppe, die Splashed-White-Pferde, sind äußert selten. Sie sehen aus, als wären sie mit Kopf, Beinen und manchmal auch Bauch in weiße Farbe geraten.

Man kennt außerdem auch Kombinationen beider Schecktypen, die dann als Tovero bezeichnet werden: Die Overoanlage kann zusätzlich zur Tobianoanlage vererbt werden, wodurch das dominante Tobianomuster spektakulärer ausgeprägt ist.

 

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