Im Oktober greift der Herbst mit langer Hand nach uns und erinnert mit Nachhaltigkeit an den kalten Winter. Morgens wird der Tau manchmal auch schon zu Raureif in den Wiesen, die Temperaturen werden bereits nach Sonnenuntergang merklich kühler, die Fliegenplage schwindet zusehends und unsere Pferde werden gleichzeitig munterer. Bequemlichkeit zieht schnell negative Folgen nach sich: Wer jetzt die Pferde zu lange auf einer Koppel stehen lässt, schädigt die Grasnarbe nachhaltig. Fehlende Wärme und nachlassende Einstrahlung der Sonne verhindern weiteres Wachstum des Grases. Weiden die Pferde hier dauerhaft und ohne Ausweichflächen, ist Kahlfraß die Folge und eine Schädigung, die so rasch auch im Frühjahr nicht mehr aufgeholt werden kann.
Weideplan im Herbst besonders wichtig
Während Sommerwiesen in kleinen Parzellen und/oder kurzen Sequenzen intensiv beweidet werden, sollten die Pferde auf einer großen Herbstweide gleichmäßig verteilt werden. Besonders die Trittbelastung bei den Herbstweiden erfordert ein großes Augenmerk des Betreibers in konsequenter Form, damit sie nicht durch Missmanagement zu einem bloßen Großpaddock degradiert werden.
Als optimales System hat sich die parzellierte Weide herausgestellt. Dort werden nicht alle Pferde gemeinsam auf die gesamte Weidefläche entlassen, sondern in kleinen gut zusammenpassenden Gruppen auf die einzelnen (bis zu drei) Weideflächen auf großen Koppel eingesetzt. So erreicht man ein gleichmäßigeres Abweiden und die Trittbelastung durch weniger Pferde ist geringer.
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Ob Weiden in der kalten Jahreszeit die Koppeln komplett gesperrt bleiben, um die Flächen zu schonen, ist jedem selbst überlassen. Oftmals ist zwar die Oberfläche gefroren, aber nach wenigen Zentimetern ist der Boden weich und gibt schnell nach. Und spritzige, übermütige Pferde können dann schnell eine Wiese quasi „umpflügen“. Gegen die Einrichtung einer „Winterweide“ bei gut durchlässigem Boden spricht in manchen Gegenden allerdings nichts. Diese Weide braucht aber dann im Frühjahr eine besondere Pflege und sollte im Frühjahr nicht sofort wiederbeweidet werden. Besser ist das Gras wachsen zu lassen und davon später im Jahr Heu zu gewinnen.
Mit Weidepflege gut durch den Winter
Im umgekehrten Fall ist es allerdings auch von Nachteil, wenn das Gras im Herbst zu lange unbeweidet bleibt und zu hoch wächst. Weiden sollten mit einer Bewuchshöhe von fünf bis zu sieben Zentimetern in die Winterpause entlassen werden, dies entspricht in etwa der Höhe einer aufgestellten Faust. Hat das Gras diese Höhe überschritten, sollte rechtzeitig noch einmal beweidet oder gemäht werden. Zu hohe Halme und die dichte Grasschicht behindern im Frühjahr den Austrieb und die Bestockung (= Entwicklung neuer Triebe). Je nach Höhenlage der Weide schaden auch Schneedecken, die über Monate z.B. in Senken liegen, den Grasflächen.
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Wer jetzt im Herbst Lücken in der Grasschicht entdeckt, sollte umgehend mit hochklassigen Grassamen nachsäen, damit keine Ungräser, wie Ampfer, Wiesenkerbel oder Hahnenfuß, oder Giftpflanzen diese Lücken für sich erobern. Nachsäen sollte man immer, wenn sich Lücken ergeben. Möglich ist dies prinzipiell während des gesamten Jahres. Den Erfolg behindert nur im Frühjahr ein zu kalter Boden, im Sommer eine zu lange Trockenperiode oder im Spätherbst zu starker Nachtfrost.
Wichtig ist, wie immer im Jahr, aber vor dem Winter ganz besonders, die Pferdeäpfel so weit wie möglich zu entfernen. Der Wurmbefall im folgenden Jahr bei den Pferden kann damit sehr reduziert werden. Der noch stehende Bewuchs, meist Ampfer oder Gras an Geilstellen, sollte spätestens jetzt abgemäht oder besser gemulcht werden. Nachdem viele Weiden einen zu niedrigen pH-Wert aufweisen, also übersäuert sind, hat sich das Ausbringen von Kalk oder Kalkstickstoff im Herbst besonders wirkungsvoll erwiesen. Es fördert das Wachstum des Grases im Frühjahr und der pH-Wert ist wieder im Gleichgewicht.
Jahreszeitwechsel für die Pferde gestalten
Wer feinfühlig Kolikrisiken minimieren möchte, muss spätestens im beginnenden Herbst langsam Heu zu füttern, um die Umstellung zu erleichtern. Pferde reagieren äußerst sensibel auf zu schnelle Futterwechsel. In dem Maße, in dem der Koppelgang gekürzt wird, sollte die Heuration zunehmen. Hier sehr sparsam vorgehen, da das Gros unserer Pferde oftmals etwas schwergewichtig ist und kleine Reduzierungen hier nie schaden.
Für Pferde lauern Gefahren auf der Herbstweide immer dann, wenn die Grasschicht verletzt und der blanke Boden sichtbar wird. Die Pferde können im tiefen Schlamm einsinken, sich ein Hufeisen abreißen oder auf abschüssigen Passagen ausrutschen und stürzen. Gefährliche Rutschbahnen verursachen Bänderdehnungen oder Gelenkentzündungen durch Überlastung.
Sonderstellung Obstbaumbestand
Die Vor- und Nachteile der schützenswerten Streuobstwiesen müssen in der Praxis gegeneinander abgewogen werden. Im Sommer finden die Pferde hier Erleichterung vor der Hitze im Schatten und viele unterschiedliche Kräuter, die im Wechselspiel aus Licht und Schatten optimale Bedingungen vorfinden. Die Vegetation entwickelt sich hier vielschichtig und auch sehr gesund.
Besonderes Augenmerk sollte im Herbst beim Auftreten von Fallobst und auch beim Aufnehmen von unreifem Obst direkt vom Baum gelegt werden. Nicht nur eine Kolik aufgrund von überreichem Genuss kann auftreten, sondern auch allergische Reaktionen nach einem Wespen- oder Bienenstich. Richtig gefährlich wird es, wenn Frost in der Nacht die Äpfel oder Birnen gefrieren lässt und die Pferde das gefrorene Obst aufnehmen. Verstopfung, eine Gärungskolik oder dünnflüssige Durchfälle können hier in Folge auftreten. Heimtückisch sind auch die Kerne von Pflaumen unterschiedlicher Couleur, die zwar hervorragend munden, aber den Verdauungstrakt verstopfen. Es bleibt nichts anders übrig, als die Beweidung in der fraglichen Zeit zu unterbrechen oder die Obstbäume großflächig abzuzäunen.