Vergleich zwischen Silage/Heulage und reiner Heufütterung für Pferde

Silage/Heulage bieten folgende Vorteile:

Schnelle Ernteabwicklung 
innerhalb von etwa zwei Tagen gegenüber wenigstens vier bis sechs Tagen bei der Heuernte,

Verringertes Witterungsrisiko, da zwei bis drei Tage trockenes Wetter in allen Klimagebieten eher wahrscheinlich sind, als die zur Heuernte notwendigen vier bis sechs Tage,

Geringere Nährstoffverluste (wenig Bröckel- und Auswaschungsverluste, verringerte Oxydation löslicher Kohlenhydrate),

Oft um 10 bis 20 % höherer Energiegehalt in der TS, dadurch Zusatzfutterersparnis (= weniger Kraftfutter).

Allerdings setzt die Nutzung dieser Vorteile voraus, dass

  • bereits bei der Ernte handwerklich und hygienisch einwandfrei gearbeitet und zügig agiert wird (z. B. schnelles Einwickeln nach dem Pressen) sowie
  • Lagerung und Entnahme so gestaltet werden, dass Folienbeschädigungen, Fehl- und Nachgärungen sowie Ungezieferbefall und -verunreinigungen vermieden werden. Erntefehler sind nicht korrigierbar und können das Futter für die Pferdefütterung total unbrauchbar machen.
  • Die Kreuzkrautproblematik beachtet wird.

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Bei Zukauf von Heulage für Pferde muss aktuell äußerste Vorsicht gelten. Man sollte berücksichtigen, dass Giftpflanzen (u. a. die sich stark ausbreitenden Kreuzkrautarten) in der Heulage ihre Giftwirkung (Folge: gravierende Leberschäden) behalten. Besonders sog. Bio-Heulage, wenn sie denn von unkundigen Herstellern bezogen wird, kann (nicht muss) Kreuzkrautarten enthalten (ebenso wie Heu), weil auch sog. Nebennutzungsflächen (Flugplatzrasen, Deiche, stillgelegtes Grünland usw.) von diesen Anbietern zur Ernte genutzt werden. Am einfachsten ist es, wenn man den Anbieter gezielt nach Kreuzkraut befragt und sich die Ernteflächen konkret zeigen oder beschreiben lässt. Weiß er von diesen Giftpflanzen nichts oder weicht ablenkend im Gespräch aus, dann kann man nur vom Kauf abraten.

Heu ist immer vorzuziehen

Außer Frage steht, dass Heu als Raufutter außerhalb der Vegetationszeit für Pferde grundsätzlich immer vorzuziehen ist. Das kann man ernährungsphysiologisch sehr gut begründen. Doch kann dieser Grundsatz aus pragmatischen Gründen sehr wohl „aufgeweicht“ werden – ohne dass bei jedem mit Heulage gefütterten Pferd nun unbedingt Folgeschäden auftreten. Zu raten ist, wenn nicht genügend Heu vorhanden ist, Rationen aus 50 % Heu und 50 % Heulage zusammenzustellen. Dies ist ein tragbarer Kompromiss. 100 % Heulagefütterung sollte allerdings immer die Ausnahme in „Notfällen“ darstellen!

Bei Berichten, die Nieren- und Leberprobleme sowie angelaufene Beine und Hufrehe auf Heulagefütterung zurückführen, spielen vermutlich immer Qualitätsmängel (toxische Bestandteile wie Schimmelpilze) als Ursache die entscheidende Rolle. Untersuchungen (empirisch-faktische Erhebungen in einer Dokumentation von 2010) des Verfassers deuten darauf hin, dass sog. Robustrassen (Shetland, Isländer, Fjord) im Vergleich zu hochblütigen Rassen (u. a. Vollblutaraber, Vollblüter) in der Tendenz weniger Probleme mit Heulageverdauung und -verwertung aufweisen. Die genauen Ursachen sind nicht umfassend erforscht. Von außen sichtbare Zeichen für eine gestörte Verdauung sind bei Equiden u. a. weicher Kot und Kotwasserabgang. Bei vollblütigen Pferden zeigten sich bei 78 % der Pferde nach Heulagefütterung (= 60 % der Tages-Raufutterration bestand aus Heulage mit ca.-TS 45 %) mindestens etwas breiiger Kot und signifikant vermehrt Kotwasserabgang. Dies traf bei den Robusten nur auf 30 % zu. Die Symptome verschwanden weitgehend nach dreitägiger 100%-Heufütterung. Diese Erhebung mag allerdings nur einen ersten Hinweis darstellen; sie zeigt aber in jedem Fall, dass gutes Heu ernährungsphysiologisch das beste Raufutter ist und Heulage als Kompromiss anzusehen ist.

Bei Renn-Vollblütern scheint in vielen Fällen eine Silage/Heufütterung wenig sinnvoll, ja, schädlich zu sein, weil eine durch hohen Kraftfutterverzehr bedingte Schädigung der Magenschleimhaut und des Darmmilieus durch Verfütterung von Silage/Heulage verstärkt werden kann. Die Folge sind Leistungseinbußen.

Daraus könnte man vorsichtshalber als praktische Konsequenz herleiten, an Leistungspferde (wozu z. B. auch Turnier-Tölter oder Distanzpferde jeder Rasse zählen) so wenig wie möglich angesäuerte Futtermittel wie Heulage zu verfüttern. Andererseits zeigen Experimente, dass bei Rennpferden die Zufütterung von milchsäurehaltigem Brottrunk durchaus vorteilhaft sein kann. Die Zusammenhänge sind vermutlich nur durch größere (kostenträchtige!) Feldversuche vollständig detektierbar.

Ausblick

Einerseits aufgrund verschiedener Vorteile, verbunden mit wichtiger Aufklärung über die hohen Ansprüche des Pferdes an die Qualität dieses nährstoffstabilen Grundfutters „Heulage“, wird die Fütterung von Silage/Heulage – und der Absatz von praktischen „Mini-Ballen“ – weiter zunehmen und das traditionell übliche Heu noch stärker verdrängen, bzw. aus Gründen mangelnden Heuangebotes am Markt ersetzen müssen. Zu hoffen ist, dass aufgrund höherer Stückzahlen und neuerer Erntemaschinen die „Mini-Heulage-Ballen“ von Herstellern und vom Handel preisgünstiger angeboten werden können, da schließlich die meisten Pferdehalter unter der sich seit 2010 ausweitenden Kostenlawine aufgrund Verknappung des Heus leiden.

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