Die Tretschicht ist das Wichtigste auf dem Reitplatz, weil Sie oder Ihr Pferd damit ständig Kontakt haben“, sagt Markus Medick, Geschäftsführer der Firma Ridcon, die Bodengitter und Tretschichten für Reitplätze, Hallen und Ställe anbietet. Deshalb lohnt es sich, vor dem Bau eines Reitplatzes die Herkunft von Sand und Zuschlagstoffen genau zu überprüfen.
Je nachdem, für welche Reitweise der Boden taugen soll, muss die Tretschicht sehr unterschiedliche Werte aufweisen, was Trittfestigkeit, Elastizität und Scherfestigkeit angeht. Trittfestigkeit bedeutet: Wie stark wird der Sand durch einen Huftritt komprimiert. Elastizität: In wie weit ist der Boden in der Lage, Druck abzufedern. Und Scherfestigkeit: Wie stark weicht der Sand durch einen Huftritt zur Seite. Soll der Untergrund zum Beispiel zum Reiningreiten geeignet sein, und das Pferd rutschen können, so braucht es dazu eine Tretschicht mit mittlerer Trittfestigkeit und niedriger Scherfestigkeit. Elastizität spielt in diesem Fall keine Rolle.
Jeder Sand ist anders
Diese Mischung findet sich nicht in jeder x-beliebigen Sandgrube. Markus Medick weiß das, denn er kennt sie fast alle, die Sande aus Deutschen Gruben. Seit 12 Jahren analysiert er Proben verschiedener Reitplätze. Daher kann er den meisten Kunden schon im Voraus sagen: „Für Ihre Zwecke gibt es keinen geeigneten Sand in Grube X, dafür aber in Grube Y.“
Die Sande unterscheiden sich durch die Zusammensetzung ihrer Korngrößen. Werte zwischen Null und zwei Millimeter sind laut Medick geeignet. „Wenn eine Bewässerungsanlage vorhanden ist, können mehr Nullanteile vorhanden sein“, sagt er. Als Nullanteil gilt jeder Wert unter 0,063 Millimeter. Ohne Bewässerung machen sich diese winzigen Sandkörner als genau das selbstständig, was wir Reiter so hassen: Staub. Die Nullanteile haben jedoch nicht nur Nachteile. Sie können zum Beispiel Wasser speichern. So ironisch es auch klingt: Ein Reitplatz ohne Staub trocknet also aus.
Wer sich für eine reine Sand-Tretschicht ohne Nullanteile und Zuschlagstoffe entscheidet, muss davon ausgehen, dass sie stärker austrocknet und eine geringere Scher- und Trittfestigkeit hat. Dadurch sinken die Pferde beim Reiten tiefer ein. Es entsteht ein erhöhter Abrieb am Sand selbst sowie am Huf.
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Für die Reining: Stark zerkleinerte Zuschlagstoffe
Zuschlagstoffe wie Hackschnitzel oder Vlies verringern den Abrieb, lockern den Sand auf und speichern darüber hinaus auch Wasser. Im Winter sorgen sie dafür, dass der Boden weniger schnell gefriert. Im Reiningboden müssen sie entsprechend klein verarbeitet sein, damit sie das Pferd beim Sliding Stop nicht übermäßig bremsen. Generell werden organische und synthetische Zuschlagstoffe unterschieden. Organische Stoffe wie Holzspäne oder Hackschnitzel haben den Vorteil, dass sie günstig sind und leicht zu entsorgen. „Prinzipiell kann man so eine Mischung auch irgendwo auf dem Feld ausbringen, wenn sie nicht mehr gebraucht wird“, sagt Medick. Die Nachteile: organisches Material reibt sich schneller ab und verrottet schneller. Rindenmulch ist übrigens absolut ungeeignet für Reitplätze, da es sehr schnell verrottet und rutschig ist.
Synthetische Stoffe wie Vlies, Textilschnitzel oder spezielle Granulate sind in der Anschaffung zwar teurer, halten dafür aber wesentlich länger (ca. 10 bis 15 Jahre). Das einzige Problem ist, dass die Zuschlagstoffe erst umständlich ausgesiebt werden müssen, bevor der Sand entsorgt werden kann.
Wir erinnern uns: Die Tretschicht ist deshalb so wichtig, weil Pferd und Reiter ständig Kontakt zu ihr haben. Beide atmen beim Reiten nicht nur den Staub, sondern auch Kleinstteile der Zuschlagstoffe ein. Deshalb grenzt es an Körperverletzung, die nächstbesten billigen Teppichschnitzel einzumischen.
„Achten Sie auf alle Teile, die aus Abfallmaterial kommen. Da kursieren oft dubiose Quellen“, rät Medick. Selbst wenn das Material ein Siegel hat, das es als geeignet ausweist, kann es gesundheitsschädlich sein. Und zwar dann, wenn es dem Abrieb der Hufe unterliegt und sich auf den Weg durch die Luft in die Lungen macht. Verpönt ist heute auch Ledermehl, was noch vor wenigen Jahren einen „riesigen Hype“ auslöste, erinnert sich Medick. „Es war zwar unheimlich elastisch und wasserbindend, aber stark krebserregend.“ Ebenso rät der Ridcon-Geschäftsführer von Magnesiumchlorid als Wasserspeicher ab, da es die Hufe und Fesselbeugen der Pferde zu stark angreift.
Eine nicht zu verachtende Gesundheitsgefährdung geht von Tretschichten aus, die nur selten abgemistet werden. Durch das Reiten mischt sich der Pferdemist unter die Tretschicht und ist mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Dennoch wimmelt es auf solchen Reitplätzen vor Bakterien. Medick: „Wer bei einer Auslastung von 20-40 Pferden am Tag nicht abäppelt, hat nach zwei Jahren eine Tretschicht, die zu 50 Prozent aus Mist besteht.“
Sogar Westernreiter kommen sich in die Quere
Eine Tretschicht ist nach Meinung von Markus Medick immer so individuell wie der Stall selbst. Es gebe keine universell passende Schicht für alle Reitweisen. Auch Reiningreiter und Pleasure- oder Cutting-Liebhaber kommen sich diesbezüglich in die Quere. Deshalb macht es Sinn, sich vor der Anschaffung von Sand und Hackschnitzeln gründlich beraten zu lassen. Wer einen Platz oder eine Halle bauen möchte oder die Tretschicht seines bereits bestehenden Platzes untersuchen lassen möchte, kann sich an die Firma Ridcon wenden.
Nicht nur die Beratung ist umsonst (Markus Medick kennt an die 1700 verschiedene Sande und deren Herkunft), auch die Analyse einer bestehenden Tretschicht kostet nichts. Dabei testet Ridcon die Probe auf Korngröße und -form, Wasserhaltevermögen, Stand- und Scherfestigkeit. Ebenso wird eine Verunreinigung durch Kot erkannt. Auf diese Weise können Sie erfahren, welche Sandarten oder Zuschlagstoffe Sie Ihrer Tretschicht beimengen müssen, um den für Sie passenden Untergrund zu erhalten.