Trensen bzw. Kopfstück selber machen aus Biothane

Alles begann mit einem Zufallskauf. Eine Freundin von Miriam Kranz erstand im Internet eine knallbunte Trense aus Biothane-Material und fand: „Lass uns das doch selber machen. Dann passt auch deinem Shetty mal ne Trense.“ Gesagt, getan. Die beiden Reiterinnen fackelten nicht lange, sondern bestellten gleich „eine ganze Menge“ Biothane und die nötigen Beschläge. Die ersten Trensen nieteten sie zusammen, später griffen sie zu Ahle, Nadel und Faden. „Nieten geht wesentlich schneller, aber eine genähte Trense sieht einfach besser aus“, findet Miriam Kranz. Innerhalb einer einzigen Stunde fertigt sie ein komplettes, genietetes Kopfstück an. Nähen dauert wesentlich länger: „Da sitze ich schon ein bis zwei volle Abende dran.“

Die 35-Jährige aus Weyhausen bei Wolfsburg hat mittlerweile nicht nur ihre beiden Shettys und ihr Deutsches Reitpony mit farbenprächtigem Biothane-Zubehör versorgt, sondern auch zahlreiche Freunde und Bekannte damit ausstaffiert. Für ein dunkelbraunes Dressurpferd nähte sie eine schneeweiße Trense. „Damit fällt man auf Turnier ganz sicher auf“, sagt sie.

Jetzt wird’s bunt!

Biothane ist das Produkt der US-Amerikanischen Firma Bioplastics. In Deutschland wird es seit einigen Jahren vorwiegend im Distanzsport eingesetzt, da es sehr leicht, einfach zu reinigen und UV-resistent ist. Es bleibt bei Kälte flexibel, verursacht keine Scheuerstellen am Pferd, schimmelt nicht und nimmt keine Feuchtigkeit auf. Zur Reinigung kann es einfach mit einem feuchten Lappen abgewischt werden. Bei stärkerer Verschmutzung hilft ein harter Wasserstrahl oder eine Bürste. Das Innenleben der meist quietschebunten Biothanestränge ist ein Polyestergewebe mit einer Ummantelung aus Polyurethane- oder Vinyl. Es gibt zahlreiche verschiedene Stärken, Breiten und Farben, Ausführungen mit oder ohne Nahtrillen, Narbung, transparent oder nicht, weicher oder fester. Die „Glow“-Produkte speichern sogar Licht und leuchten im Dunkeln.

Zum Nähen von Trensen, Halftern und Sidepulls empfiehlt der Hersteller die Ausführung BETA, die vom Aussehen und von der Weichheit dem Leder am nächsten kommt. Wer nicht auf grelle Farben steht, kann das Material auch in Schwarz oder Brauntönen bestellen. Miriam Kranz arbeitet gern einen bunten Kehl-, oder Stirnriemen in schwarze Trensen ein, setzt ein farbiges „Overlay“ auf den Stirnriemen oder verziert ihn mit aufnähbaren Strasssteinen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Im Handel kostet eine einfache Biothane-Trense um die 70 Euro. Bei Marke Eigenbau muss man immerhin trotzdem um die 35 Euro berappen. Das liegt weniger am Material, was im Internet für 2 bis 2,50 Euro pro laufenden Meter zu bekommen ist, sondern an den Beschlägen. „Eine Schnalle kostet meist um die drei Euro“, sagt Miriam Kranz. „Ich bestelle sie deshalb mittlerweile als Massenware in Amerika. Dann kriege ich 10 Schallen für 4 Euro.“

Zaumzeug nähen: So geht’s!

Und so wird die Biothane-Trense hergestellt: Zunächst suchen Sie sich ein passendes altes Kopfstück als Vorlage, nehmen es auseinander und messen alle Teile sorgfältig mit einem Maßband aus. Die Angaben notieren Sie auf einem Notizblock. Miriam Kranz fängt immer mit den Backenstücken an. Arbeiten Sie dabei einfach die Vorlagen nach, was die Lochung angeht, oder verändern diese entsprechend auf die Größe Ihres Pferdes. Sämtliche Löcher zur Größenverstellung können Sie ganz einfach mit einer Lochzange einkneifen. Bei der Einarbeitung der Schnallen sollten Sie zuerst ein Loch setzen, dann den Dorn durchschieben und anschließend die Schnalle einnähen oder nieten. Beim Nieten muss das vorgestanzte Loch immer minimal kleiner sein als die Niete. Zum Nähen benötigen Sie eine Ahle, mit der sie jedes Loch einzeln setzen. Als Faden benutzt Miriam Kranz ein hochwertiges Nylongarn, als Nadel eine Sattlernadel. Prinzipiell kann man auch mit einer Nähmaschine arbeiten. Diese müsste aber so stark sein, dass sie auch Leder nähen kann.
Eine weitere Schnalle, oder nach Belieben auch einen Karabinerhaken, setzen Sie unten an den Backenstücken ein, wo später das Gebiss angebracht wird.

Beim Genickstück gehen Sie ähnlich vor. Hier sollten Sie der Optik wegen die Spitzen abrunden. Am einfachsten geht das, indem Sie einen kleinen runden Gegenstand (z.B. die Nähgarnspule) über das Ende legen und die Rundung nachzeichnen. Nun können Sie Backenstücke und Genickstück zusammensetzen. Ihre Trense ist fast fertig!

Den Kehlriemen lochen Sie ebenfalls mit der Lochzange, fügen die Schnallen ein und bringen Metallschlaufen oder vorgefertigte Biothane-Schlaufen an, durch die das Ende des Riemens geführt werden kann. Ein solches Metallstück trennt auch die Enden Ihres Stirnriemens in zwei Schlaufen – durch die Innere wird das Genickstück und durch die Äußere der Kehlriemen geführt. Den Stirnriemen dürfen Sie gern doppelt nähen oder ein phantasievolles Overlay anbringen.

Der Arbeitsvorgang klingt erst einmal komplizierter, als er ist. Wenn Sie eine passende Vorlage haben, und nicht gleich beim Erstlingswerk improvisieren müssen, werden Sie gut zurechtkommen, indem Sie einfach die Vorlage nacharbeiten.

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