Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) untersuchten spezielle Parameter zur Stressausschüttung bei Pferden während des Trainings. Die Pferde wurden vergleichsweise in Hyperflexion – einer Halshaltung, bei der das Pferd mit dem Kopf beinahe die Brust berührt – und in der Dehnungshaltung mit vorwärts-abwärts gestreckter Kopf-Hals-Linie bewegt. Überraschenderweise wurden nur sehr wenige Unterschiede gefunden. Diese Publikation „Cortisol release, heart rate and heart rate variability, and superficial body temperature, in horses lunged either with hyperflexion of the neck or with an extended head and neck position“ von Mareike Becker-Birck et al. ist in der Fachzeitschrift „Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition“ erscheinen.
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In Bezug auf diese wissenschaftliche Untersuchung stellt sich die Frage nach dem Sinn des Untersuchungsansatzes. Der Stress, dem die Pferde durch zwanghafte, unphysiologische Körperhaltung in Hyperflexion (Rollkur) unterliegen, ist mittels dieser einseitig gewählten Parameter nicht messbar. Für jedermann erkennbar allerdings sind die durch diese unangemessene, die Pferdepsyche verachtende Trainingsmethode verursachten Folgeschäden am Pferd. Nur durch eine vorwärts-abwärts gedehnte Oberhalslinie, die abhängig vom Alter des Pferdes, der Rasse, seiner Nutzung und dem Ausbildungsstand ist, und dem dadurch bedingten Anspannen des Nacken-Rückenbandes, kann der lange Rückenmuskel entspannen und unverkrampft arbeiten: Voraussetzung für eine gleichmäßige und physiologische Belastung des Bewegungsapparates (Muskeln, Sehnen, Bänder, Knochen) und aus reiterlicher Sicht für eine gute Anlehnung und Entwicklung des Schubs der Hinterhand.
Ob die Hyperflexion mit starker reiterlicher Krafteinwirkung oder aber mittels Hilfszügeln erzwungen wird, ist bzgl. der biomechanischen und organischen Auswirkungen auf das Pferd irrelevant: Die Rückenlinie kann nicht aufgewölbt werden und physiologisch arbeiten, die offene Beckenstellung verhindert das erwünschte Untertreten der Hinterhand. Der gesamte Bewegungsapparat des Pferdes kann geschädigt werden. Durch die negative Belastung der Wirbelsäule können Organschäden die Folge sein, das starke Abbiegen des Halses ein unphysiologisches Abknicken der Luftröhre bedingen mit Beeinträchtigung der Atmung. Von der Zerstörung der Psyche des Pferdes ganz zu schweigen.