Für Pferde ist die Winterzeit eine harte Bewährungsprobe, wenn kein Offenstall zur Verfügung steht, sondern nur ein viel zu dunkler Stall ohne Außenbox und Fenster. Verhaltensstörungen werden in der Box sehr schnell ausgebildet und manifestiert. Wenn der zugehörige Mensch dann auch noch lange arbeiten muss und nur im Dunkeln zum Pferd fahren kann, macht der Winter keinem mehr Spaß. Das gewohnte Pensum an Bewegung und Lebensfreude bleibt dabei auf der Strecke.
Bewegung für Pferde im Winter besonders wichtig
Trotz allem finden sie sich noch: Die begeisterten Reiter, die bei jedem Wetter zu ihrem Pferdchen fahren, eine Thermoskanne Tee oder Kaffee mit sich führen, liebevoll in der Stallgasse putzen oder im beheizten Reiterstübchen ihr Lederzeug pflegen. Gerade dann, wenn sie in einer Box gehalten werden und wenig sozialen Kontakt mit anderen Pferden pflegen können, brauchen die Tiere ihre Besitzer dringend. Nur im Offenstall ist das anders, wenn ein Pferd sich seinen Platz aussuchen und jeweils das tun kann, was ihm am Herzen liegt.
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Wer seinem Pferd viel Bewegung in frischer und klarer Luft gönnt und dies auch bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit durchhält, braucht keinerlei Revitalisierungspülverchen oder Tropfen zur Beruhigung. Und dies gilt für Mensch ebenso wie fürs Tier. Winterspeck kann ein fleißiger Reiter ebenso vergessen wie den Arzt.
Trainings-Möglichkeiten im Winter
Das Gelände ist eine Rutschbahn und der gefrorene Reitplatz taugt nicht für schnellere Gangarten? Eine gut in der Hand liegende Longe oder – wer damit umgehen kann – die viel feiner wirkende Doppellonge können in den Wintermonaten die Basis für eine alternative Freizeitbeschäftigung darstellen, wenn Eis und Schnee andere Möglichkeiten verhindern. Doch schleudern Sie bitte ihren geliebten Vierbeiner nicht sinnlos an der langen Leine um sich herum. Feinfühlige Tempiwechsel, langsames Aufwärmen und immer wieder feine Übergänge schulen das Pferd an der Hand ebenso wie in den Sommermonaten unter dem Sattel – prinzipiell geht das sogar komplett im Schritt.
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Wenn der Vierbeiner dann beim ersten Sonnenstrahl nach langem Stehen mit viel zu viel Energie den Stall verlässt, bestimmen Sie das Tempo und bestehen Sie auf der Grundgangart Schritt. Erst wenn zehn Minuten vergangen sind, darf langsam abgetrabt werden. Immer wieder dabei auf exakte Übergänge und feine Bewegungen achten, damit das Pferd lernt, auf Sie und Ihre Stimme zu achten. Sie sind der Chef und nicht umgekehrt und das in jeder Jahreszeit! Schwachstellen können in den einzelnen Gangarten gezielt angegangen werden. Diese auf den ersten Blick langweilig wirkende Übung birgt so viele Möglichkeiten, die nicht zu unterschätzen sind. Muskeln können dauerhaft und auch an den richtigen Stellen aufgebaut werden. Dies funktioniert allerdings auch umgekehrt, wenn kein Gefühl vermittelt werden kann und stumpf und monoton gearbeitet wird.
Pimp your hoofs
Schuster bleib bei deinen Leisten hieß es früher. Schuhe mit glatten Sohlen bleiben jetzt im Schrank. Hufeisen dürfen in den Wintermonaten mit kleinen Vidia-Stiften versehen werden, damit die Pferde nicht rutschen oder auf dem vereisten Boden stürzen. Bevor der Ausritt zum Schlittschuherlebnis mutiert, bitte den Schmied des Vertrauens befragen, ob die Schneegrips noch up to date und die Eisen noch tauglich sind. Wenn Pferde gerne streifen oder sich mit Stiften verletzen, ist die sinnvollere Alternative eine Barhufzeit in den Wintermonaten. Bei Eis und Schnee vertragen Pferde dies oftmals sehr gut. Die Hornstruktur kann sich dann wieder revitalisieren und der Hufmechanismus ohne Einschränkung arbeiten. Bitte hier einen Hufschmied wählen oder einen testen, der damit und auch mit der dezenten Umstellung Erfahrung hat, damit nichts schief geht und der Vierbeiner nicht fühlig reagiert.
Vorsicht und Rücksicht beim Ausritt
Wer einen flotten Galopp über Wiesenflächen vorzieht, sollte die Bodenbeschaffenheit zuvor im Schritt testen. Wenn die Wiese sehr weich ist, reagieren die Landwirte mit berechtigtem Unwillen. Viel zu tiefe Löcher machen ihnen im Alltag das Leben schwer und stören das gute Verhältnis zwischen Bauer und Reiter nachhaltig. Maulwurfshügel entstehen auch in den Wintermonaten und bei entsprechender Schneelage fallen diese nicht mehr auf. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste auch bei Betätigung im Gelände. Achten Sie auf alles, was sich ihrem Auge bietet und üben Sie den Umgang mit den Unbillen der Natur. Ein Sturz kann schnell das Aus für viele Monate bedeuten, wenn ein Gelenk ohne Schutz auf vereisten Boden knallt, Schotter sich ins Fleisch bohrt oder das Tier mit voller Wucht gegen ein Hindernis kracht. Pferde sind und bleiben Fluchttiere – das darf in keinem Moment vergessen werden.
Achtung Schneefallen!
Oftmals stehen Erntemaschinen am Waldrand, Eggen wurden vergessen und liegen an einer Stelle, die im Sommer bekannt, jetzt aber vergessen oder verschneit ist. Steine wurden an den Rand gelegt und lagen früher im hohen Gras. Es gibt so viele Kleinigkeiten, die rasch übersehen werden und für böse Überraschungen sorgen. Nach einem Sturm sind Äste abgebrochen, liegen am Boden unter der Schneedecke. Hochwasser hat tiefe Pfützen gebildet, hier können heimtückische Fallen entstehen. Das gilt auch für bekannte Wege, die immer wieder geritten werden und von heute auf morgen nach einem kräftigen Regen oder Tauwetter ihre Beschaffenheit verändern können. Schneeverwehungen sind vertrackte Hindernisse, die schnell einmal auch über einem Graben entstehen. Es sind schon ganze Pferde in Gräben verschwunden, weil im Schnee bekannte Strecken absolut verändert wirken. Abstände, die aus dem Effeff geritten wurden, verschwimmen und irritieren Mensch und Tier. Vertrauen Sie im Winter nichts mehr, was ihnen ungewöhnlich vorkommt. Das innere Gefühl sollte dann der Gradmesser für das sein, was Sie riskieren oder unterlassen. Und oftmals ist der nächste Weg der bessere.