Projekt zur Förderung der biologischen Vielfalt in Reitvereinen und Pferdebetrieben: Beispiel Söderhof

„Schon der erste Blick auf das am Waldrand zwischen alten Eichen gelegene Gestüt hat uns beeindruckt und begeistert“, sagt Dr. Stefan Rösler, der Biodiversitäts-Experte des Projektteams. „Stallungen, Koppeln und Weiden bilden in ihrer Gesamtheit einen in sich geschlossenen Biotopverbund, der aus Naturschutzsicht vorbildlich ist. Besonders die hohe Anzahl an Bäumen und Baumarten, Hecken, Gehölzen und verschiedenen Kleinlebensräumen, darunter mehrere kleine Feuchtgebiete, tragen zur Förderung der biologischen Vielfalt bei“. Dass aufgrund günstiger Umfeldbedingungen sowie dank der zahlreichen von Familie Lehnhardt angebrachten Nisthilfen an und in den Gebäuden Schleiereule, Turmfalke, Rauch- und Mehlschwalbe erfolgreich brüten können, ist nicht erstaunlich, aber sehr erfreulich. „Es zeigt, wie bei gutem Willen mit wenig Aufwand gefährdeten Vogelarten konkret geholfen werden kann. Zudem können mit der Ansiedlung von Eulen und Falken gleichzeitig die Mäuse und Ratten auf dem Betriebsgelände wirkungsvoll dezimiert werden“, erklärt Gerlinde Hoffmann, die Umweltexpertin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.

Schwerpunkte von Birgit und Dr. Frank Lehnhardts Söderhofs sind die Zucht, Aufzucht und Ausbildung hoch im Blut stehender Pferde. 60 Stuten, Fohlen und Jungpferden stehen etwa 30 Hektar arrondierte Weiden zur Verfügung. Zum Betrieb gehören moderne Boxen- und Laufställe, Winterausläufe, Reithalle, Reitplatz und eine Galoppierbahn. In der EU-Besamungsstation stehen aktuell sieben Edelbluthengste im Deckeinsatz, zwei englische Vollblüter, zwei Angloaraber und drei Trakehner. Dabei kümmert sich der Hausherr als Tierarzt selbst um alle Fragen der Fortpflanzung und Stutengynäkologie und widmet sich zudem der Rehabilitationsbehandlung von Sehnenschäden. Tochter Maria, die ihre Lehrjahre bei den Spitzenvielseitigkeitsreitern Andrew Nicholson und Ingrid Klimke absolviert hat, bildet junge wie erfahrende Pferde und Reiter nach klassischen Grundsätzen aus.

Zu seinem Biotopverbundkonzept erläutert Dr. Lehnhardt: „Wir haben versucht, durch Anpflanzung von Hecken, Baumgruppen und Obstbäumen mehr Natur in die Kulturlandschaft zurückzubringen und neue Lebensräume zu schaffen. Nach fast 30 Jahren können wir bilanzieren, dass die Vielfalt der Tierwelt deutlich zugenommen hat. So profitieren z.B. Hasen, Igel, Rehe, Kraniche, Greifvögel und zahlreiche Insektenarten von der erhöhten Biotopvielfalt.
Pferdesportberater Rolf Berndt registrierte anerkennend den Mut zur naturnahen Gestaltung im Bereich der Außenanlagen: „Dass am Rande der Pferdeweiden Dornensträucher als Vogelschutzgehölze angepflanzt, naturbelassene Baumstämme und Äste als feste Hindernisse im Gelände integriert und Bracheflächen mit spontaner Vegetation einfach sich selbst überlassen werden, zeugt von einem vorbildlichen Naturverständnis und ist beispielgebend für andere Betriebe“.

Die Projektgruppe „Pferde und biologische Vielfalt“ arbeitet im Rahmen des Projekts „Pferde bewegen – biologische Vielfalt erkunden, erhalten und fördern“, das vom Deutschen Olympischen Sportbund im Rahmen eines bundesweiten Wettbewerbs zur Förderung ausgewählt wurde. Dieser Wettbewerb wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt seitens des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Bauen (BMUB) gefördert und fachlich durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) begleitet.

Die auf dem Söderhof durchgeführten Maßnahmen münden gemeinsam mit den bereits bei der Besichtigung der anderen Vereine und Betriebe gewonnenen Erkenntnissen in einen sogenannten „Biodiversitäts-Quick-Check“, der dazu beitragen soll, sich einen schnellen Überblick über mögliche Positiv- und Negativauswirkungen von Pferdehaltungen auf die biologische Vielfalt verschaffen zu können. Darauf aufbauend wird ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, der konkrete und praktische Möglichkeiten zur Förderung der biologischen Vielfalt aufzeigt. Nicht zuletzt dienen die Vor-Ort-Erfahrungen dem bundesweiten Austausch von Best-Practice-Beispielen in Pferdeställen und Reitanlagen.


 

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