Polopicknick am 26./27. Juli und Turnier der Sieger vom 7.-10. August in Münster: Dressurreiter und Polospieler im Gespräch über ihren Sport

Herr Klimke, Sie waren vergangenes Jahr zum ersten Mal beim Polopicknick. Wie hat es Ihnen gefallen?
Klimke: „Sehr gut: Eine sehr schöne, entspannte Veranstaltung mit einem angenehmen Publikum und unfassbaren Besucherzahlen für ein Poloturnier. Die liebevolle Organisation geht auf die Menschen über – das spürt man.“
Schneberger: „Wir haben vielfach festgestellt, dass das Publikum im Vergleich zu Eurem 'Turnier der Sieger' sehr ähnlich ist.“
Klimke: „Das wird in der Masse sicherlich so sein. Wir haben beim 'Turnier der Sieger' natürlich noch ein paar mehr Pferdezüchter und Reitsportaffine. Ich denke, das Polopicknick spricht ein breites Publikum an – unter anderem durch den Eventcharakter.“

Herr Klimke, würden Sie gerne mal auf einem Polopferd sitzen und den Schläger schwingen?
Klimke: „Ich bin gespannt, wie das ist. Ja, das würde ich sehr gerne. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit beim Polopicknick dieses Jahr. Wer weiß, Sebastian, vielleicht bekomme ich ja Dein Pferd dazu, eine Piaffe zu machen?“
Schneberger: „Ich glaube eher, das wird schwierig. Aber dass Michael Polo spielt, kriegen wir sicherlich hin.“

Herr Schneberger, trauen Sie sich auf ein Dressurpferd?
Schneberger: „Klar, aber damit tut man dem Pferd keinen großen Gefallen.“ (Lacht)
Klimke: „Ach, warum nicht? Ich denke, ausgebildete Reiter kommen damit schon klar. Wichtig ist, dass man Zugang zum Tier hat und generell ein Pferd halten kann. Ich bin mir sicher, Du würdest schnelle Fortschritte erzielen. Auch das sollten wir mal ausprobieren. Aber dann bitte ohne Poloschläger.“
Schneberger: „Bei der Siegerehrung des "Turniers der Sieger" vergangenes Jahr hat Meredith Michaels-Beerbaum tatsächlich auf einem meiner Polopferde gesessen. Witziger Weise hat das niemand bemerkt. Als sie in einer Kurve einreiten wollte, ist das Pferd fast stehen geblieben und wusste nicht weiter. Das muss man sich mal vorstellen: Bei einer der besten Springreiterinnen der Welt streikt das Tier einfach.“
Klimke: „Wirklich? Woran lag's?“
Schneberger: „Zwei Hände am Zügel kennt das Pferd so nicht.“
Klimke: „Na klar, Ihr habt ja den Schläger in einer Hand. Bei uns ist das Pferd eine konstante Anlehnung an den äußeren und inneren Zügel gewöhnt.“
Schneberger: „Unsere Pferde gehen auch selten seitwärts.“
Klimke: „Achso? Ich dachte, es würde Spielzüge geben, die das verlangen?“
Schneberger: „Im Gegenteil. Wir reiten in ein Foul hinein, wenn wir nicht die Linie geradeaus halten. Seitwärtsbewegungen werden so gut wie gar nicht trainiert, außer beim Abreiten, das wäre ja mal was neues in der Dressur.“

Apropos: Worin unterscheidet sich Dressur von Polo Ihrer Meinung nach am meisten?
Klimke: „Das sind schon zwei völlig verschiedene Dinge. Ich denke, beim Polo sind Spieler und Pferd gleichsam gefordert. In der Dressur ist das Pferd der Sportler. Wir arbeiten sehr intensiv mit dem Pferd, trainieren es wie einen Leichtathleten. Dafür machen wir verschiedene Übungen mit dem Ziel, möglichst ästhetische Bewegungsabläufe und Haltungen zu erzielen. Ich will dabei nicht von Kunst sprechen, aber das hat sicherlich einen künstlerischen Aspekt.“
Schneberger: „Das stimmt schon. Polo ist ein Mannschaftssport und damit grundverschieden. Die Kommunikation der Spieler ist elementar. Trotzdem sagen wir, zirka 80 Prozent der Leistung gehen vom Pferd aus. Wir trainieren sehr viel und intensiv mit den Pferden, aber nicht auf so einem feingliedrigen, formvollendeten Level wie Ihr. Dafür sind Poloponys sehr nervenstark und cool. Sie lassen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, weil sie Extremsituationen aus den Wettkämpfen kennen.“

Ein Unterschied noch: Mit Polo kann man auf Turnieren kein Geld verdienen.
Klimke (lacht): „Das ist bei der Dressur auch so. Reich wird man auf den Turnieren nicht. Wenn es um den Handel geht, lässt sich allerdings schon ein bisschen was umsetzen.“

Wie ist das mit der körperlichen Fitness der Reiter?
Klimke: „Da gebe ich gerne zu, dass Polospieler fitter sein müssen und ihren Körper stärker einbringen.“
Schneberger: „Ein durchtrainierter Spieler sieht ja auch besser aus. (Lacht) Aber bei der Dressur muss man doch auch einige körperlich anstrengende Bewegungen machen? Du siehst ziemlich fit aus …
Klimke: Nun, so ganz unsportlich sollte man nicht sein. Aber mit einem guten Pferd lässt sich vieles kompensieren. Was mich angeht: Ich habe im vergangenen halben Jahr ordentlich abgenommen. Vorher war es mit meiner Fitness nicht weit her – und da bin ich ja auch erfolgreich geritten. Ich will es so sagen: Mein körperliches Defizit hat mich dabei nicht eingeschränkt.“

Wie sieht's mit der Pflege aus? Bei der Dressur und beim Polo werden die Haare der Pferde ja zumindest ähnlich geflochten?
Schneberger: „Der Friseur ist der gleiche, der Schnitt ist allerdings anders. Beim Polo geht's beim Flechten des Schweifs eher um Sicherheit…, damit sich da kein Schläger verfängt.“
Klimke: „Bei der Dressur hat das rein ästhetische Gründe. Das Pferd soll eine möglichst schöne, formvollendete Figur hinterlassen. Das hat an der Stelle nichts mit Pragmatismus zu tun.“

Und ansonsten Pflege? Wie sieht es mit Futter aus?
Schneberger: „Polopferde sind körperlich ordentlich gefordert, daher könnte es sein, dass sie mehr fressen. Auf der anderen Seite sind sie kleiner… gut möglich, dass sich das die Waage hält. Schwarzer Hafer und Alphaalpha helfen immer.“
Klimke: „Beim Futter gibt's sicherlich keine großen Unterschiede. Ich setze eh traditionell maßgeblich ganz traditionell auf Hafer und Heu, vor einem Wettkampf auch Elektrolyte und Vitamine. Aber was die moderne Industrie da alles hervorbringt an Supernahrung, ist eh Quatsch in schönen Verpackungen. Es gibt da ja mittlerweile zig Firmen, die meinen, sie hätten das Wunderfutter entwickelt. Kann ja sein – nur wirken tut es offensichtlich nicht.“
Schneberger: „Das sehe ich auch so, mal on top Elektrolyte oder andere Zusatzstoffe, aber im Allgemeinen sind es die Basics.“
Klimke: „Am Ende ist es so wie bei uns Menschen. Ich habe, wie bereits gesagt, 15 Kilo abgenommen, weil ich weniger gegessen und mehr Sport gemacht habe. Ich glaube an diese ganzen Diät-Super-Programme nicht. Es ist ganz simpel: Du frisst weniger, Du wirst schlanker. Du frisst mehr, Du wirst dicker. Dafür muss ich keine seitenlangen Anleitungen für irgendwelche Verdauungs-Pillen lesen.“

Was sind Gemeinsamkeiten?
Klimke: „Bei uns haben Pferde die reifeste Zeit zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr. Ist das bei Euch auch so?“
Schneberger: „Ja, ich hätte aus dem Bauch heraus einen ähnlichen Zeitraum genannt, vielleicht minimal früher.“
Klimke: „Ich denke, was für uns beide wichtig ist, ist die bedingungslose Kontrolle über das Tier. In der Dressur nennt man das Durchlässigkeit, das ist aber im Prinzip das gleiche.“
Schneberger: „Und natürlich die Begeisterung zu Pferden ganz allgemein. Der Geruch des Stalls, das Schnauben, die viele Bewegung in der Natur. Ich denke, das verbindet alle Reiter.“

Aber Dressurreiten hat in Deutschland immer noch einen größeren Bekanntheitsgrad als Polo. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Schneberger: „Ich glaube, das Dressurreiten hat in der Nachkriegsgeschichte bis in die 70er sportliche Erfolge für Deutschland geschrieben, wie kaum eine zweite Sportart. Das hat Selbstbewusstsein und Identifikation enorm gefördert – und damit die Beliebtheit extrem gesteigert.“
Klimke: „Dem ist kaum was hinzuzufügen. Die Reiter sind nach dem zweiten Weltkrieg in der Öffentlichkeit nahezu mystifiziert worden: Denken Sie nur an einen Hans-Günther Winkler, Fritz Tiedemann, Alvin Schockemöhle oder auch meinen Vater.“

Herr Klimke, Hand aufs Herz: Wenn Sie sich unter Dressurreitern über Polo unterhalten – wird da schon einmal gewitzelt?
Klimke: „Ich denke, es gehört dazu, dass man sich gegenseitig hin und wieder neckt. Die Rasanz und Schnelligkeit des Spiels ist für uns ungewöhnlich. Klar kommen da schon mal Sprüche – aber ich denke, das ist eine Mischung aus Augenzwinkern und Überraschung – und vielleicht sogar ein bisschen Neid.“

Herr Schneberger, wie spricht ein Polospieler über Dressurreiter?
Schneberger:
„Eigentlich sehr respektvoll. Wir erkennen an, dass es sich um eine unglaubliche Leistung und tolle, gut trainierte Pferde handelt, nur die Hosen wären uns zu eng…“

Herr Klimke, warum würden Sie anfangen, Polo zu spielen?
Klimke: „Ich sehe es nicht kommen, aber wenn, dann sicherlich wegen der legendären Parties.“

Herr Schneberger, wann fangen Sie mit Dressur an?
Schneberger: „Wenn ich nach ein paar Drinks zu viel eine Wette verliere oder mal aus Neugier.“

Gelebte Tradition: Turnier der Sieger vom 7. bis 10. August

Das Turnier der Sieger ist eine Institution in Münster und zählt bereits seit Jahrzehnten zu den Höhepunkten im Reitsportkalender. Dazu trägt auch die imposante Kulisse bei – direkt vor dem münsterschen Schloss reitet die Elite des Dressur- und Springsports um Preise und Ehre – in diesem Jahr vom 7. bis 10. August. Der Sport wird flankiert von einem Kinderprogramm, Verkaufsständen und gastronomischen Angeboten. Freien Zugang gibt es zum Aussteller- und Gastronomiebereich; die Steh- und Sitztribünenplätze sind kostenpflichtig. Tickets gibt es unter www.turnierdersieger.de.

Eine besondere Veranstaltung: Polopicknick am 26. und 27. Juli in Münster

Der Hugerlandshof in Münster wird einmal im Jahr zu einem Schauplatz der besonderen Art: Das dort stattfindende „Polopicknick“ – in diesem Jahr am 26. und 27. Juli – bietet nicht nur Top-Polo-Sport, sondern auch eine einzigartige, gemütliche Atmosphäre bei westfälischer Gelassenheit, wenn die Wiesen rund um das Spielfeld zu einem großen Picknickplatz werden.

Die bereits zur Tradition gewordene Veranstaltung geht in diesem Jahr nunmehr in die 11. Runde. Als „eine Mischung aus Argentinien, Eishockeystadion, Chill-out-Lounge und Picknickmeile“ beschreiben die Veranstalter ihr Event.
Ein kurzes Veranstaltungsvideo vermittelt die Atmosphäre der Veranstaltung.

Direkt am Spielfeldrand werden Decken ausgebreitet und die mitgebrachten Köstlichkeiten verzehrt – die Polo-Spiele natürlich gut im Blick. Please bring your own picknick! Es ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht, das eigene Picknick mitzubringen! – Egal ob professionell mit großen Körben, Decke und kalten Sekt bewaffnet oder mit belegtem Brötchen und Sixpack.
Sollte etwas vergessen worden sein, gibt es jedoch auch vor Ort die Gelegenheit, etwas Leckeres zu erwerben. Es soll außerdem einen Picknickkorb-Service und Verleih geben.

Das Veranstaltungsgelände ist an beiden Veranstaltungstagen am 26. und 27. Juli jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Eintrittskarten für das Polopicknick 2014 kosten 9 Euro pro Person. Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt. Die Karten sind an der Tageskasse erhältlich oder können ab einer Mindestmenge von 10 Karten auch vorbestellt werden ([email protected]).
Weitere Informationen unter www.polopicknick.de oder www.facebook.com/Polopicknick.
 

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