Pferdezähne brauchen die richtige Pflege

Die Kontrolle der Zähne durch einen Experten sollte bereits bei jungen Pferden erfolgen. Gerade in dieser Zeit ist ein regelmäßiger Blick ins Pferdemaul besonders wichtig, da die Pferde mit zweieinhalb Jahren beginnen, ihre Zähne zu wechseln. Bis sie etwa fünf Jahre sind, ist ganz schön was los im Pferdemaul. Insgesamt verlieren die Tiere in dieser Zeit insgesamt 24 Milchzähne und bekommen 36 bis 44 neue Zähne. Da hat auch der Organismus des Pferdes allerhand zu tun. Während des Zahnwechsels sind Begleiterscheinungen wie Fieber, Mattigkeit oder Müdigkeit durchaus möglich. In den rund zweieinhalb Jahren des Zahnwechsels ist es durchaus ratsam, das Gebiss sogar alle sechs Monate kontrollieren zu lassen. Anschließend reicht es aus, wenn die Zähne einmal pro Jahr überprüft werden.

Kontrolle vor dem Anreiten

Besonders wichtig ist aber eine gesonderte Kontrolle vor dem Anreiten des Pferdes, denn gerade junge Pferde haben häufig sehr scharfe Zahnkanten. Zudem kann so vor dem Einsatz des ersten Gebisses geprüft werden, ob das Pferd Wolfszähne hat. Sie sind zwar nicht bei allen Pferden angelegt, können aber, selbst dann, wenn sie nicht durch den Kiefer durchbrechen, starke Schmerzen beim Einsatz von Trensen und Kandaren verursachen,. Diese kleinen, stiftförmigen Zähne liegen im Ober- und Unterkiefer vor dem ersten Backenzahn und können mit einem kleinen Eingriff meist problemlos entfernt werden.

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Regelmäßige Kontrolle verhindert Krankheiten

Eine regelmäßige Kontrolle auch im höheren Alter ist aber auch gerade deshalb so wichtig, weil andernfalls viele Zahnkrankheiten schlichtweg übersehen werden. Viele Pferde leiden stumm und ihre Zahnprobleme bleiben deshalb unentdeckt. Karies, Zahnstein oder Paradontose – ganz wie beim Menschen auch – können sich unbemerkt ausbreiten. Zahnfehlstellungen wie Überbiss, Wellen oder Treppengebisse werden nicht erkannt und nicht korrigiert. Auch eine kranke Zahnwurzel bleibt ohne regelmäßige Kontrolle möglicherweise unentdeckt, die Entzündung breitet sich über den Kiefer weiter aus.

Auf Anzeichen für Zahnprobleme achten

Ob das Pferd ein Problem mit den Zähnen hat, können Besitzer mithilfe einer kleinen Checkliste gut überprüfen:

Fressverhalten:
Ein Pferd mit einem gesunden Gebiss kaut ruhig und gleichmäßig, außerdem ist ein konstantes Mahlgeräusch zu hören. Gibt es allerdings ein Problem mit den Zähnen, schiebt es das Futter häufig im Maul hin und her oder Kraftfutter, Gras und Heu fallen aus dem Maul wieder heraus. Häufig findet man dann Heuwickel im Einstreu, auf dem Paddock oder der Koppel. Zudem weigert sich ein Pferd mit Zahnproblemen häufig, kaltes Wasser zu trinken. Auch der Kot kann ein Hinweis darauf sein. Finden sich hier lange Fasern oder zum Beispiel nicht komplett zerkaute Haferkörner? Dann ist der Besuch eines Zahnexperten dringend notwendig.

Tipp:

Spezielles Kraftfutter für Pferde kann indirekt für bessere Zähne sorgen. Denn ein
ausgewogenes Kraftfutter sorgt für ein mineralisches Gleichgewicht beim Pferd, was
auch den Zähnen zu Gute kommt. Hier lautet die Devise: Vorsorgen ist besser als Heilen.
Achten Sie daher immer auf eine gut abgestimmte Ernährung.

Probleme beim Reiten:
Schlägt das Pferd beim Reiten mit dem Kopf? Kann nur mit Mühe vorwärts-abwärts geritten werden? Lahmt das Pferd oder wirkt es beim Reiten unkonzentriert, vielleicht gar apathisch? Auch dann können Zahnprobleme die Ursachen sein. Von scharfen Kanten im Ober- oder Unterkiefer, Unebenheiten auf der Kaufläche bis hin zu Haken oder Stufen in den Zähnen, eine kranke Zahnwurzel oder eine festhängende Milchzahnkappe im Zahnwechsel – vieles kann dahinter stecken. Deshalb gilt auch bei ungeklärten Rittigkeitsproblemen: Der Besuch eines Zahnexperten ist ratsam. Sind Zahnprobleme die Ursachen, kann das Problem so schnell behoben werden, damit Pferd und Mensch beim gemeinsamen Training oder einem schönen Geländeritt wieder zusammen Spaß haben können.

Fühlen, tasten, riechen:
Wer ein Zahnproblem bei seinem Pferd vermutet, kann durch Abtasten außen am Pferdekopf – rechts und links entlang der Zahnleiste – erkennen, ob das Pferd schmerzempfindlich reagiert. Wichtig ist, das Innere des Pferdemauls nicht auf eigene Faust zu überprüfen. Dies kann zu schweren Verletzungen an den Fingern führen, wenn sich etwa eine scharfe Kante im Maul gebildet hat. Hilfreich ist darüber hinaus eine regelmäßige Geruchsprobe von Nüstern und Maul. Übler Geruch kann hier auf eine Entzündung hindeuten.

Qualität der Behandlung wichtig

Doch nicht nur die regelmäßige, sondern vor allem auch die fachkundige Behandlung durch einen Experten ist wichtig. In ganz Deutschland gibt es nur ein Qualitätssiegel für den Zahnbehandler. Dieses wird von der Internationalen Gesellschaft zur Funktionsverbesserung der Pferdezähne e.V. (IGFP) ausgestellt und kann ein Anhaltspunkt bei der Suche nach einem Zahnbehandler sein. Sowohl Pferdedentalpraktiker als auch Tierärzte können dieses Siegel erhalten. Pferdebesitzer sollten zudem immer darauf achten, dass der Dentalpraktiker einen ruhigen Umgang mit dem Pferd pflegt, auf eine behandlungsfreudliche Umgebung mit ausreichend Licht und Ruhe zur Behandlung Wert legt und genügend Zeit für eine Behandlung mitbringt. 45 bis 60 Minuten sollten Kontrolle und Behandlung von Zähnen in jedem Fall dauern, die Ausrüstung sollte sauber sein und der Behandler sollte eine Lampe und ein Maulgatter verwenden.

Sedierung macht Behandlung fürs Pferd einfacher

Für einen guten Dentalpraktiker spricht auch die Sedierung des Pferdes. Denn: Eine gewissenhafte Untersuchung und das Erstellen eines Befundes sowie die Behandlung sind ohne Sedierung kaum möglich, da das Pferd dafür völlig ruhig stehen muss. Zudem wird so die Verletzungsgefahr für das Pferd und den Behandelnden minimiert. Wichtig ist, dass die Sedierung immer durch einen Tierarzt erfolgen muss, der den Zustand des Pferdes dann auch überwacht. Hierin liegt auch der wesentliche Unterschied zur Zahnbehandlung durch Tierärzte. Sie können das Pferd selbst sedieren. Ob der Tierarzt oder der Dentist am Ende die bessere Wahl ist, lässt sich dabei nur im Einzelfall beantworten. Gerade deshalb ist es wichtig, den Behandler kritisch zu beobachten und zu beurteilen – zum Wohle des Pferdes.

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