Pferdeanhänger kaufen: Auf was muss ich achten?

PferdeanhngerBei über 61 Marken und hunderte von verschiedenen Varianten ist der Anhängermarkt immens groß und daher ist es keine einfache Aufgabe, das richtige Modell zu finden. Vor dem Kauf sollte eine genaue Eigenbedarfsanalyse nach drei wichtigen Kauf-Kriterien vorgenommen werden, um entscheiden zu können, aus welchem
Material der Anhänger bestehen soll, welche Größe und welche Ausstattung benötigt wird. Mit Hilfe der drei nachfolgenden Fragen kann eine Entscheidung leichter getroffen werden.

Transportbedarf: Anzahl und Größe der Pferde?

Was für ein Pferd soll transportiert werden? Wird auch einmal ein zweites eigenes oder fremdes Pferd mitgenommen? Die Größe der Pferde sowie deren Anzahl entscheiden maßgeblich über den zu kaufenden Anhänger. Denn auch der Anhänger selbst weist in seinen Fahrzeugpapieren ein zulässiges Gesamtgewicht aus, das nicht überschritten werden darf (Sicherheit der Fahrwerks- und Bremssysteme), sonst droht eine Strafe! Das Eigengewicht des Hängers plus der Zuladung (Ausstattung und Pferde) dürfen das zulässige Gesamtgewicht nicht überschreiten. Die Hersteller weisen neben dem Gesamtgewicht oft nur die mögliche Zuladung, Nutzlast oder Tragkraft aus; dieser Wert sollte mit der Anzahl bzw. dem Gewicht Ihrer Pferde nicht überschritten werden. Im klassischen Pferdeanhänger Angebot ist von einem bis zu vier Pferden alles realisierbar, für manche Ponyrassen sogar bis zu fünf. Die Größe des Pferdeanhängers ist natürlich auch in Abhängigkeit zum zur Verfügung stehenden Zugfahrzeug zu entscheiden.

Zugfahrzeug: Was fahren Sie, PKW, SUV oder Kleinlieferwagen?

Beim Zugfahrzeug ist die “technisch zulässige Anhängelast gebremst in kg“ die relevante Kennzahl. Dieser Wert steht im Fahrzeugschein. Mit der Anhängelast ist immer das tatsächliche Gesamtgewicht, bestehend aus dem Eigen- oder Leergewicht des Anhängers plus die Zuladung, also Sonderausstattung und Pferde, gemeint. Die Leergewichte von Pferde-Anhängern variieren zwischen 600 kg und drei Tonnen. Das ist abhängig von der Größe, den Materialien für den Aufbau und der zusätzlichen Ausstattung. Den leeren Anhänger einmal selbst bei einem Landwirtschaftsbetrieb oder Sandfuhrunternehmen zu wiegen, gibt Klarheit über das reale Gewicht! Werden dann z.B. zwei Warmblüter mit jeweils 600 kg transportiert und wiegt der Anhänger über eine Tonne. Das Zugfahrzeug je nach technischer Ausführung muss dann schon aus der oberen PKW oder SUV Mittelklasse sein, um die zulässige Anhängelast nicht zu überschreiten.

Welchen Führerschein braucht man?

Mit der alten Klasse 3 dürfen Kraftwagen und Zugmaschinen bis 7,5 t Gesamtgewicht geführt werden. Zudem konnten Anhänger bis zu einem Gesamtgewicht der Fahrzeug-Kombination bis 12 t gefahren werden. Bei einer Umschreibung der alten Klasse 3 bleibt diese Regelung erhalten, beziehungsweise wird umgewandelt in die neuen Klassen B, BE, C1 und C1E.

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Klasse B genügt, wenn der Anhänger entweder unter 750 kg wiegt, oder das Gesamtgewicht der Auto-Anhänger-Kombination 3,5 Tonnen nicht übersteigt. Das passiert bei einem Pferdeanhänger-Gespann leider sehr schnell. Dann macht ein Führerschein der Klasse B mit der Schlüsselzahl 96 Sinn. Hier darf das zulässige Gesamtgewicht des Gespanns 4,25 Tonnen erreichen. Um diese Schlüsselzahl eintragen zu lassen, muss man in einer dafür zugelassenen Fahrschule eine eintägige Schulung durchlaufen, aber keine Prüfung ablegen.

Klasse BE beinhaltet Zugfahrzeuge der Klasse B in Kombination mit einem Anhänger oder Sattelanhänger mit einem Gesamtgewicht zwischen 750 kg und 3,5 Tonnen.

Sicherheit fürs Pferd steht im Vordergrund

Nicht gespart werden darf grundsätzlich an der Sicherheit. Das Fahrwerk ist das Grundelement für sicheres Fahren. Für Vielfahrer ist der Hänger mit Einzelradaufhängung, Gummifederachse oder Drehstabfederachse und Stoßdämpfer zu empfehlen. Dies ist die Standard-Bauweise der meisten Markenanhänger. Das Pferd bekommt damit weniger Schwingungen ab, fährt deutlich bequemer und entspannter. Auch der Fahrer im Auto wird mit weniger Einflüssen durch den Hänger konfrontiert. Eine Anti-Schlingerkupplung, auch nachrüstbar, unterdrückt diese Fahreinflüsse noch zusätzlich und macht die Fahrt mit dem Gespann gerade in Grenzsituationen erheblich beherrschbarer.

Zum Pflichtprogramm gehört inzwischen nahezu bei allen Herstellern ein Aluminiumboden. Preiswertere Modelle bieten Holz-Verbund-Werkstoffböden mit mindestens 21 mm Stärke. Die Materialienwahl für die Wände bzw. für die Haube ist hinsichtlich der Sicherheit nicht so relevant, macht sich jedoch im Geldbeutel bemerkbar. Im Angebot sind alle Varianten von Holz mit Polyhaube, komplett aus Polyester oder Aluminium. Die Planen-Haube findet man nur noch bei echten Viehtransportern oder bei älteren, gebrauchten Pferdeanhängern.

Viel Wert sollte auch auf einfache, sichere und möglicherweise variable Befestigungen von Boxenstangen und Trennwänden gelegt werden. Verschiedene Systeme lassen es zu, diese schnell auf unterschiedliche Pferdegrößen anzupassen. Zudem müssen die Stangen  auch bei einem unruhigen Pferd schnell und einfach angebracht und gesichert werden können. Im Notfall sollte man durch ein Panik-Entriegelungssystem diese Elemente auch von außen wieder lösen können. Die verschiedenen Hersteller bieten hier unterschiedliche Lösungen an, selbst ausprobieren kann man nur empfehlen.

Anhängertypen mit wesentlichen Unterschieden

Der Standardanhänger in Deutschland ist für zwei Pferde ausgelegt und hat hinten eine große Klappe, über die beide Pferde vorwärts hinein und rückwärts herausgeführt werden. Die Pferde fahren mit den Köpfen voraus im Hänger.

Hersteller aus anderen Ländern haben andere Konzepte entwickelt. Mancher schwört auf zwei rückwärtige Flügeltüren und die Pferde haben nur über eine niedrige „Stufe“ in den Hänger zu steigen. Andere finden einen vorderen, seitlichen Ausgang praktisch, weil manche Pferde ungern rückwärts die Rampe runtergehen.

Wissenschaftliche Untersuchungen sollen auch festgestellt haben, dass Pferde lieber rückwärts gefahren werden wollen. Sie können sich so besser gegen die Fliehkräfte z.B. beim Bremsen, abstützen. Einige Hersteller bieten speziell für kleinere Pferde aus dem Western- oder Gangpferde-Bereich auch diese Möglichkeit an und stellen die Pferde schräg rückwärts in den Hänger. Die Typvarianten für Pferdeanhänger sind nahezu endlos.

Welche Ausstattungsmöglichkeiten sind sinnvoll

Die Möglichkeiten der Ausstattung sind bei allen Herstellern nahezu endlos. Die Liste geht von der kleinen bis zur begehbaren Sattelkammer, vom Futtertrog bis zur Panoramascheibe in der Vorderwand. Oder von den seitlichen Lüftungsfenstern bis zur Dachlüftung, von der Kopftrennwand oder -gitter (praktisch wenn man zwei Hengste im Hänger fährt) bis hin zur Videoüberwachung während der Fahrt.

Viele Details sind Spielerei und haben manchmal für den Pferdebesitzer mehr Nutzen als für das Pferd. Ohne Probleme macht man so aus einem herkömmlichen Pferdeanhänger ein Luxusgefährt. Es verwundert nicht, dass seit kurzem selbst die individuelle Außen-Farbgestaltung als Kaufargument genutzt wird. Diese Trends sind zwar nice-to-have und hilfreich als Abgrenzung zum Normalen, nutzen den Pferden meist aber wenig. An die Pferde, die den Transport so sicher und bequem wie möglich „überstehen“ sollen, muss man beim Kauf eines Pferdeanhängers aber immer zuerst denken.