Pferde mit Prothesen: Interview mit Dr. Ric Redden

Barnboox: Wann macht es Sinn, einem Pferd eine Prothese zu verpassen?

Dr. Ric Redden: Bei Pferden mit schlimmen Brüchen bis zum Karpal- bzw. Sprunggelenk oder darunter ist eine Amputation machbar. Am besten klappt es immer bei akuten Verletzungen. Die meisten meiner Fälle waren Patienten mit chronischer Lahmheit. Natürlich hängt es auch davon ab, welche Ziele und finanziellen Möglichkeiten der Pferdebesitzer hat und ob die Nachversorgung gewährleistet werden kann.

Barnboox: Wie oft treten Komplikationen auf?

Dr. Ric Redden: Wenn das Pferd am gegenüberliegenden Bein Probleme hat oder Hufrehe bekommt, ist das Risiko höher, dass die Prozedur nicht gelingt. Komplikationen gibt es auch immer wieder bei Pferden mit chronischen Krankheiten wie etwa Kolikanfälligkeit. Das muss aber nicht heißen, dass man es nicht versuchen kann.

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Barnboox: Aber Pferde sind Lauftiere…

Dr. Ric Redden: Fast alle meiner Fälle können traben und galoppieren. Einer meiner langlebigsten Patienten, die Stute Josie, wurde im Februar 1992 amputiert und galoppiert noch heute mit den anderen Pferden über die Koppel. Nur Reiten ist nicht möglich. Ich habe bisher 45 Pferden eine Prothese angepasst und kann sagen: die meisten waren nachher glücklicher als vor der Operation. Alle Pferde wollen überleben, wenn man ihnen eine lebenswerte Chance bietet.

Barnboox: Bleibt die Prothese 24 Stunden lang am Pferd?

Dr. Ric Redden: Ja. Die Pferde tragen die Prothesen permanent. Etwa alle fünf bis sieben Tage nehmen wir sie ab und reinigen den Stumpf.

Barnboox: Wird der Stumpf mit der Zeit nicht wund oder bekommt schmerzhafte Druckstellen?

Dr. Ric Redden: Nein. Schon während des Heilungsprozesses implantiere ich ein strapazierfähiges Polster aus Strahlgewebe in den Stumpf. Die Transplantation von Gewebe aus dem Strahl habe ich vor Jahren entwickelt und sie hat seither vielen Pferden viele Jahre lang Lebensqualität geschenkt.

Barnboox: Wie passen Sie die Prothese an?

Dr. Ric Redden: Ich muss oft verschiedene Ausführungen designen, bevor ich das hundertprozentig passende Kniestück finde – manche brauchen ein sehr filigranes, andere ein sehr dickes. Aber das genau macht unsere Arbeit ja so spannend: wir finden Lösungen für Probleme, die eigentlich unlösbar erscheinen.

Barnboox: Vielen Dank für das Gespräch!

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