Outfit: Western Slinkys und andere Turnierbekleidung selber machen

Britta Stechele startet mit ihrem Quarterhorse-Wallach „AH Skipper Tag“ in Reining und Trail in der LK4 auf regionalen Turnieren. An ihrer grünen Reiningbluse sucht man vergebens den Schriftzug eines bekannten Western-Outfitters. Das Teil ist nämlich von H&M und hat schlappe 14,95 Euro gekostet. Am Kragen, an den Ärmeln und am Rücken hat Britta Strasssteine in verschiedenen Grüntönen aufgebügelt – 300 Glitzis, bestellt bei ebay, für 4,95 Euro. Dazu trägt sie grüne Chaps, die sie zwar günstig für 50 Euro, aber leider unpassend auf einer Messe erworben hat. Eine Schneiderin nähte sie ihr für wenig Geld enger.

„Not macht erfinderisch“, gibt Britta zu. „Teure Turnierklamotten kann sich eigentlich nur leisten, wer entweder einen dicken Geldbeutel hat oder den Sport profimäßig betreiben will. Ich bin ‚nur’ eine ambitionierte Einsteigerin.“

Außerhalb der Saison bei ebay steigern

Nachdem das erste Outfit fertig war, erstand die Reiterin aus Niedersachsen auf einem Flohmarkt einen goldenen Rolli für einen Euro. Der sollte als Slinky herhalten. Britta krempelte den Kragen nach innen und kaufte sich einen passenden Stoff in hellem grün mit goldenem Blumenmuster. Daraus schneiderte ihr die Mutter einer Bekannten für 70 Euro eine Weste und klettbare Manschetten für den Rolli-Slinky. Fertig war das Trail-Outfit. In diesem Jahr will Britta noch eine weitere Bluse machen. Außerdem schaute sie gezielt im Winter nach Superslinkys im ebay. „Zu der Jahreszeit kann man schon mal ein Schnäppchen machen!“ Und Bingo: Seit Dezember ist sie Besitzerin eines cremefarbenen MD Westernwear Superslinkys mit blauem Alcantara-Kragen, viel Strass und Silber – für 65 Euro.

Kirsten Krüger aus Hamburg hat sich zwei Slinkys selbst geschneidert. Ihre Vorkenntnisse: „Ich hatte schon mal ohne Muster einen Sesselüberzug genäht. Das hat schließlich auch geklappt“. Für 4 Euro pro Meter kaufte sie sich einen Stoff in lime-green und weiß und einen anderen in weiß-pink. „Ich dachte, wenn ich sowieso schon am Nähen bin, kann ich auch gleich eine zweite Farbe mitnehmen.“ Von beiden Stoffen kaufte sie 1,5 Meter.

Im Internet fand sie schnell ein Schnittmuster für einen Slinky. Laut Kirsten war das Zusammennähen einfach: Vorlagen ausschneiden, in 1 bis 2 Stunden zusammennähen, Reißverschluss rein, noch ein paar Strasssteine an den Kragen, fertig! Für völlig ungeübte Näher empfiehlt sich dennoch, einen Nähkurs zu machen oder sich fachmännische Unterstützung bei Freunden – oder deren Müttern – zu holen.

Weitere Schnitte will Kirsten sich künftig einfach von gut sitzenden Kleidungsstücken abpausen. „Inzwischen schwirren mir dutzende neue Ideen im Kopf rum, so dass ich wohl noch das ein oder andere mal schneidern werde. Es liegt immer noch ein orangefarbener Stoff hier bei mir. Daraus will ich eine Weste mit Cuffs zu nähen, vielleicht noch einen Slinky – und mal schauen, was mir so einfällt.“

Strasssteine und Seidentücher

Kirstens Geheimtipp für all diejenigen, die blitzschnell ein Outfit brauchen: Eine ganz normale Bluse anziehen und diese mit einem Seidentuch um den Hals aufmöbeln. Bei ihrem ersten Turnierbesuch trug Kirsten eine schwarz-weiß gestreifte Bluse und ein schwarzes Seidentuch mit selbst gemachter Strass-Verzierung.

Mit Strasssteinen hat auch Melanie Brühl aus Frankenberg in Hessen ihre Showbluse aufgepeppt. „Ich habe mir eine ganz einfache Bluse für 15 Euro bei Takko gekauft“, erzählt sie. „Sie ist schwarz und hat senkrecht verkaufende silberne Fäden. Da ich gerne mit Farben hantiere, habe ich auf den Kragen bunte und durchsichtige Strasssteine aufgeklebt. Genauso an den Ärmelenden.“ Anstelle von aufbügelbaren Steinen verwendete sie kleine Strasssteine für Fingernägel aus dem Drogeriemarkt. 40 Glitzis kosteten 1,50 Euro. Diese kann man mit Sekunden- oder Tipkleber auf Blusen oder anderen Ausrüstungsgegenständen dauerhaft befestigen. Die Idee übertrug Melanie auch aufs Pferde-Outfit und beklebte die Stallhalfter ihrer Vierbeiner mit einem chicen Namenszug aus Strass. Das funktioniert auch bei Leder-Kopfstücken.

Ihre Freundin Lisa Möller griff bei den Halftern ihrer Pferde sogar zu Window-Colors. „Ich hatte erwartet, dass das keine zwei Wochen übersteht“, sagt Lisa. „Meine Pferde haben die Halfter aber auch auf der Wiese auf und es hält echt gut. Noch besser sogar auf den Fliegenbändern, die ich ebenfalls bemalt habe.“ Mittlerweile denkt die Reiterin aus Hessen auch darüber nach, ein Westernpad oder andere Ausrüstungsgegenstände zu bemalen: „Wichtig ist, das man mehrmals drüber malt, sonst sieht man nichts. Am besten man verwendet flüssigeres Window-Color, das zieht besser ein, und verankert sich schön im Gewebe. Das dickflüssige steht eher ab und ist dann natürlich auch einfacher abzurubbeln. Auch mit Melanies ‚Swarovski-Steinen’ kann man es verbinden, da diese auf einem Halfter ja auch schön aussehen und das Window-Color wie ein Kleber ist.“

Drei Reiter, ein Pferd, ein Hut

Neben Strassteinen und Window-Colors gibt es im Internet und in Bastelläden noch zahlreiche weitere Verschönerungs-Mittel: Pailletten, Aufbügelnieten, Bänder und Borten, Stickmotive, Seidenblüten zum Aufnähen am Kragen, Brokatapplikationen und vieles mehr. Britta Stechele ist sich sicher: „Ein sorgfältig selbst gemachtes Showoutfit ist auf den ersten Blick nicht von einem teuren Teil zu unterscheiden.“

Dieser Grundsatz gilt allerdings nicht für Hüte. Deshalb haben die LK4-Reiter Doris Pütz, Anita Mattler und Anja Lippe sich letztes Jahr fürs Turnier den 20X-Rodeo-King-Hut von ihrer Reitlehrerin ausgeliehen. Sie teilten sich an einem Tag sechs Starts, ein Pferd und einen Hut. Dieser passte allen Trägern leidlich und wurde zwischendrin mit immer neuen Materialien ausgestopft. „Wir hatten viel Hektik mit Umsatteln, Startnummern umstecken, Fender verlängern und Hut ausstopfen“, geben die drei bayerischen Cowgirls zu. Dafür machten Sie mit ihrem Hut in der LK4 aber mächtig was her.

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