Embryotransfer: Leihstute hat mehr Einfluss auf das Fohlen als bislang angenommen

Pferdezüchter haben heute eine Vielzahl von Möglichkeiten bei der Befruchtung ihrer Stuten. Dazu zählt auch der mittlerweile immer häufiger praktizierte Embryotransfer. Dabei wird der Embryo der eigentlichen Mutter (Spendertier) entnommen und in die Leihmutter, die das Fohlen austrägt und aufzieht, eingesetzt.  Diese Methode ist mit beträchtlichem Kostenaufwand verbunden, bietet aber bei sehr wertvollen Stuten und solchen, die im Turniersport erfolgreich laufen, große Vorteile. Während Embryotransfer in Ländern wie USA, Argentinien, Belgien oder Frankreich längst keine Seltenheit mehr ist, greifen deutsche Züchter eher zögerlich zu dieser Methode. Und es gibt dabei durchaus mehr zu beachten als nur den ‚zuchttechnischen‘ Aspekt, wie ein Artikel im Equine Chronicle zeigt.

Die Leihmutter ist beim Embryotransfer die eigentliche ‘Mutter’ des Fohlens, da sie die Aufzucht übernimmt und damit direkt auf sein Verhalten Einfluss nimmt. Daher genügt es nicht, nur darauf zu achten, wie gut der Zyklus der Leihmutter zum Zyklus des Spendertieres passt und dass sie leicht aufnimmt. Das bestätigt in dem Artikel auch eine bekannte Züchterin, Amy Gumz vom Gumz Farms: „Wenn die Stute schlechte Manieren hat, lernt das Fohlen auch diese von ihr, es sei denn, es wird extrem früh abgesetzt“, so Amy Gumz. „Je länger das Fohlen bei der Leihstute bleibt, desto mehr nimmt es ihre guten bzw. schlechten Angewohnheiten oder Eigenschaften an. Ein Fohlen kann lernen, dass man sich nicht einfangen lässt oder sich aggressiv gegenüber Pferden und Menschen verhält. Das ist ganz normales erlerntes Verhalten.“ Auch das Halfterführig machen oder Imprinting kann sehr viel schwerer werden, wenn die Leihstute schlecht erzogen ist oder aber schlechte Erfahrungen gemacht hat.

David B. Scofield, DVM, MS, DACT von Select Breeders Services in Maryland geht sogar noch weiter: “Es ist zwar nur eine Theorie, aber meiner Ansicht nach beeinflusst die Leihstute in bestimmter Weise auch schon die DNA des Embryo im Uterus – allein dadurch, dass die Umgebung ganz anders ist.“

Fazit: auch die Leihstute sollte extrem sorgfältig ausgewählt werden. Sie muss nicht nur gesund, eine gute Mutter und in bestem Ernährungszustand sein, sondern auch gut erzogen und problemlos im Umgang sein.

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