Durch Stress Magengeschwüre beim Pferd. Beugen Sie vor!

Das Sprichwort „Das schlägt mir auf den Magen“ trifft es auf den Punkt: Stress macht krank. Grund dafür ist, dass der Organismus eines gestressten Tiers sich zur Flucht bereit macht. Das Blut wird aus dem Verdauungstrakt abgezogen, um im Notfall die Muskeln besser versorgen zu können. So wird der Verdauungsprozess verlangsamt. Dennoch produziert das Pferd weiterhin Magensäure, die nun fast ungehindert die empfindliche Magenschleimhaut angreifen kann.

Dazu kommt, dass sich bei anhaltendem Stress das Hormon Cortisol im Körper verbreitet. Von Natur aus ist das erst einmal sinnvoll, denn Cortisol hebt nicht nur den Blutzuckerspiegel an und baut Fette ab, sondern es wirkt auch entzündungshemmend, um vorzubeugen, dass das betroffene Tier während einer möglichen Flucht mit Krankheiten zu kämpfen hat. Langfristig jedoch kommt das Immunsystem mit einem erhöhten Cortisol Spiegel nicht klar und wird geschwächt. Das ist der Grund, warum Erkrankungen oft genau dann auftreten, wenn der Stress nachlässt. Als Folge stellen sich noch mehr Krankheiten und dadurch weiterer Stress ein.

Stress verhindert das Lernen

Die verminderte Durchblutung bei Stress betrifft nicht nur das Verdauungssystem. Auch alle anderen Körperteile, die nicht zwingend zum Flüchten benötigt werden, werden in solchen Fällen schlechter vorsorgt. Dazu gehören auch die Geschlechtsorgane (verminderte Fruchtbarkeit!) und das Gehirn. Dauerhaft gestresste Pferde können deshalb – genau wie Menschen auch – schlechter lernen. Wird der Reiter im Training dann ungehalten, so landet man gemeinsam in einem Teufelskreis: Mehr Druck erzeugt mehr Stress. Mehr Stress verhindert das Lernen.

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Wie stark ein Pferd leidet und welche Stressoren ihm besonders viel ausmachen, ist von Tier zu Tier unterschiedlich. Der Wissenschaftler Hans Seyle fand heraus, dass es nicht nur schädliche, sondern auch positive Umweltreize gibt. Solche „Stimuli“ halten den Körper aktiv und in Schwung. Dagegen führen negative Reize, genannt „Noxe“, zu den bereits beschriebenen Stresssymptomen. So gibt es durchaus Pferde, für die ein Turnierbesuch nur ein anregender Stimulus ist. Andere sind jedoch völlig überfordert davon. Welche Art von Stress – und wie viel davon – das eigene Pferd aushalten kann, muss man als Halter erst herausfinden. Genaues Beobachten ist also angesagt.

Reiter können Anzeichen erkennen

Leider sprechen neueste Zahlen aus dem Bereich der Tiermedizin dafür, dass die meisten Pferdebesitzer Anzeichen von Stress bei ihrem Pferd nicht erkennen. 30 Prozent der Freizeitpferde, 60 Prozent der Turnierpferde und unglaubliche 90 Prozent der Rennpferde sollen unter Magengeschwüren leiden. Selbst jedes zweite Fohlen ist schon davon betroffen. Dazu muss man allerdings sagen, dass Magengeschwüre nicht nur durch Stress, sondern auch durch falsche Fütterung oder Haltung, durch Schmerzen und andere Erkrankungen ausgelöst werden. Bezeichnend ist jedoch, dass ihr Auftreten häufiger wird, je exzessiver ein Pferd im großen Sport eingesetzt wird.

Ob ein Pferd Magenprobleme hat oder nicht, erkennt man letztendlich nur durch eine Magenspiegelung. Anzeichen sind jedoch auffällige Verhaltensänderungen, Neigung zu Kolik, Mundgeruch, Zähneknirschen, schlechte Futteraufnahme und/oder -verwertung und eine verminderte Leistungsfähigkeit.

Vorbeugen ist besser als Heilen

Ist ein Magengeschwür diagnostiziert verabreicht der Tierarzt in der Regel ein Medikament. Empfohlen wird zudem die Zufütterung eines Futtermittels, das überschüssige Magensäure bindet und die schleimbildenden Stoffe der Magenwände schützt, wie beispielsweise Kristallkraft Coolly. Damit es nicht soweit kommt, kann man dieses Ergänzungsfuttermittel auch vorbeugend verabreichen.

Anschließend müssen die Stressfaktoren analysiert und beseitigt oder zumindest abgeschwächt werden. Besonders wichtig sind dabei all diejenigen Faktoren, die zum artgerechten Leben von Pferden beitragen: Ein Pferd ist von seinem Ursprung her ein Bewegungstier. Ständig im Schritt unterwegs auf Futtersuche. Für unsere domestizierten Pferde ist daher möglichst täglicher Weidegang oder im Winter Freilauf auf einem Paddock eine eminent wichtige „Lebensgrundlage“. Dazu gehört auch die Möglichkeit der dauerhaften Aufnahme geringer Mengen Futter, also lieber kleine Mengen Heu und Kraftfutter öfters am Tag, als eine große Menge auf einmal. Als Herdentier braucht es auch Sozialkontakte zu andern Pferden. Das alles ist dann auch Balsam für einen angeschlagenen Magen.

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