Das Grundfutter, also Heu, Stroh, Silage und Weidegras, ist und bleibt die wichtigste Basis der Fütterung. Von diesen Futtermitteln nimmt das Pferd am meisten auf, deshalb ist hier die Qualität und Menge ganz entscheidend. Gutes Grundfutter für Pferde muss hygienisch einwandfrei sein, also darf kein Schimmel oder Ähnliches zu finden sein. Es sollte so verfüttert werden, dass alle Pferde der Gruppe die angemessene Menge fressen können.
Lange Fresspausen sollten unbedingt vermieden werden, trotzdem dürfen die Tiere nicht verfetten. Im Idealfall hat das Heu bzw. Weidegras wenig Energie und Zucker, dann können die Pferde mehr davon fressen, ohne dick zu werden. Sie haben dann längere Fresszeiten und eine gleichmäßige Darmfüllung, was Koliken vorbeugt.
Immer mehr dicke Pferde
In den letzten Jahren haben die LAG-Inspekteure eine massive Zunahme von fetten Pferden beobachtet. Das ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, denn über kurz oder lang sind dicke Pferde kranke Pferde! Eine ganze Reihe „Wohlstandskrankheiten“ folgt direkt auf dauerhafte Überfütterung, vor allem im Zusammenhang mit Bewegungsmangel. Beispielsweise Equines Metabolisches Syndrom (EMS) und Hufrehe werden durch zucker- und stärkereiche Futtermittel ausgelöst und führen zu Veränderungen im Stoffwechsel, die oft bleibend sind und auch mit optimaler Fütterung nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Diese Pferde bleiben ihr Leben lang Diätpatienten!
Deshalb bitte die Rationen der Pferde systematisch auf Zucker und Stärke überprüfen: Kraftfutter, also Hafer, Gerste, Mais, Dinkel und jede Form von Müsli ist für die meisten Freizeitpferde mehr oder weniger überflüssig. Erst ab „mittelschwerer Arbeit“ ist eine zusätzliche Versorgung mit Energie aus Kraftfutter überhaupt notwendig.
Bei Heu und Gras den Zuckergehalt im Auge behalten, bei Futtermitteluntersuchungen wird der Zuckergehalt (auf Wunsch) mit angegeben. Bei hochgezüchteten Energiegräsern kann der Zuckergehalt im Gegensatz zu zuckerarmen Gräsern und Grassorten doppelt so hoch sein! Die Werte schwanken etwa zwischen 50 g und 100 g Zucker pro kg Heu. Deshalb bitte keine zuckerreichen Weidelgräser und Schwingelsorten auf Pferdeweiden nachsäen. Diese Gräser sind für Milchkühe gezüchtet worden, aber unsere Pferde haben weder einen Pansen, noch geben sie 35 Liter Milch am Tag! Auch das Heu sollte von entsprechenden Flächen stammen und erst während oder nach der Blüte geschnitten worden sein.
Bewegung ist das A und O
Auch im artgerechten Laufstall oder Offenstall reicht die Bewegung im Stall und auf der Weide allein nicht aus. Bewegung durch Reiten, Fahren (oder was sonst noch Spaß macht) ist ein Muss! Je weniger ein Pferd läuft, umso empfindlicher reagiert es auf Fütterungsfehler und schlecht angepasste Rationen. „Arbeit“ mit erhöhtem Energiebedarf beginnt erst über fünf Stunden Bewegung pro Woche, alles andere wird über den Erhaltungsbedarf gedeckt und sollte keinesfalls mit Kraftfutter ergänzt werden. Wer mit seinem Warmblüter eine Stunde im Schritt ausgeritten ist, hat nicht mehr als 700 g Heu verbrannt!
Während die Versorgung der Pferde mit Energie und Protein meist zu hoch ist, bewegen sich die Gehalte an Mineralstoffen und Spurenelementen oft an der Grenze zum Mangel. In Deutschland sind die meisten Spurenelemente in den Böden verarmt. Analysen zeigen, dass die Gehalte an wertvollen Inhaltsstoffen in Heu und Getreide in den letzten Jahren deutlich gesunken sind. Damit ist die Versorgung der Pferde im Sommer auf der Weide oder bei reiner Heufütterung nicht immer sichergestellt und sollte ergänzt werden. Bodenproben, Grundfutteranalysen und Blutproben geben Aufschluss, was in welchem Maße vorhanden ist.
Mineralstoffe sind der Motor des Stoffwechsels! 80% aller Enzyme, sei es im Darm, der Leber oder im Gehirn, brauchen einen spezifischen Mineralstoff, um überhaupt zu funktionieren! Hierzu bietet die Futtermittelindustrie eine große Auswahl verschiedener Mineralfutter. Als grobe Richtlinie gilt: Je größer der Anteil organisch gebundener Mineralstoffe ist, desto hochwertiger ist das Futter.
Viele kleine Portionen füttern!
In der Gruppenhaltung ist es immer eine Herausforderung, alle Tiere in der Gruppe optimal zu versorgen und der Überfütterung einen Riegel vorzuschieben. Viele kleine Portionen sind ideal und helfen bei den „Dicken“ gegen die schlechte Laune, die aufkommt, wenn selbst die Karnickel mehr Heu bekommen als die Ponys.
Wie Beobachtungen bei „Wildpferden“ (Liebenthaler Pferde in der Schorfheide/Brandenburg) gezeigt haben, sind sechs Fütterungen im Abstand von vier Stunden ideal, dies entspricht dem natürlichen Tages- und Nachtrhythmus der Tiere. Zu häufige Fütterungen führen oft zu Unruhe in der Gruppe, zu lange Wartezeiten ohne Futter zu Verdauungsproblemen und Aggression in der Gruppe.
Damit die Arbeit nicht überhand nimmt, gibt es viele innovative Lösungen, um zusätzliche Portionen automatisch freizugeben. Von der High-End-Lösung mit transpondergesteuerten Automaten über Selbstbau-Automaten mit Zeitschaltuhr bis zu Toröffnern aus der Hühnerhaltung sind findige Pferdehalter mit jedem Budget erfolgreich geworden und geben ihre Erfahrungen meist gerne im Internet weiter. Wer suchet, der findet!
Mobile Pferdewaagen nutzen!
Und welches Gewicht ist ideal für mein Pferd? Hier kann man die Angebote der mobilen Pferdewaagen nutzen und sich auch gleich beraten lassen. Zusätzlich hilft ein Maßband, vor allem um festzustellen, ob das Pferd zunimmt oder abnimmt (einfach regelmäßig in der Gurtlage messen). Und immer Körperzeichen beobachten: die Rippen sollen zu fühlen sein, die Kruppe darf nicht gespalten sein (außer bei echten Arbeitspferden), der Mähnenkamm über dem Halsmuskel sollte weniger als 10 cm Stärke messen (gut zu sehen, wenn das Pferd vom Boden frisst).
„Das Auge des Herrn mästet das Vieh“ – und Besitzer haften für ihre dicken Pferde! Wir Menschen verteilen unsere Liebe gerne mit dem Futter, aber für unsere Pferde sollte mehr Liebe oft weniger Futter bedeuten.