Das passende Pferd finden: Tipps und Tricks

Keine Frage: Das richtige Pferd ist vor allem eines, das den Reitkenntnissen des zukünftigen Besitzers entspricht. Das erste, eigene Pferd darf hinsichtlich des Anspruches ruhig „eine Nummer zu groß“ sein, vielleicht auch eineinhalb Nummern, wenn eine solide Begleitung bei der weiteren Ausbildung gewährleistet ist. Wird das Pferd nämlich nicht „auf Zuwachs“ gekauft, ist der Reiter bald unterfordert; ist es allerdings gleich mehrere Nummern „zu groß“, überfordert dies den Reiter.

Richtig ist das Pferd auch, wenn es langfristig bezahlbar bleibt, ohne den Geldbeutel des Besitzers zu überfordern. Unsere Pferde sind uns lieb und teuer und das ist richtig so, bei allzu großem finanziellem Stress aber bleibt der Reitspaß irgendwann auf der Strecke.

Beim Ausbildungsstand gilt: Das erfahrene, ältere und solide ausgebildete Pferd passt zum unerfahrenen, jüngeren und nicht immer souverän agierenden Reiter. Verfügt der Reiter aber schon über ein gerüttelt Maß an Erfahrung mit ganz unterschiedlichen, teilweise auch jungen und/oder nicht ganz einfach zu reitenden Pferden und lässt er sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen, darf es auch ein noch wenig ausgebildetes oder anspruchsvolles Pferd sein.

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Ein Pferd sollte bezüglich Exterieur, Interieur und Gangwerk zum Reiter passen. Sehr große Pferde sind von kleinen, aber auch von ein wenig kurzbeinigen Reitern oft nicht gut – nicht effektiv, nicht schön – zu sitzen und zu reiten. Reicht das Beinchen eines sehr jungen Reiters nicht einmal über das Sattelblatt seines riesigen Freundes hinaus, erschwert dies die Hilfengebung erheblich. Das Größenverhältnis hat auch eine psychologische Komponente; so fühlen sich unsichere oder kleine bzw. junge Reiter auf wahren Reit-Elefanten oft hilflos, ausgeliefert, einfach unsicher. Langbeinige oder sehr große Reiter passen oft nicht auf mit wenig Stockmaß und/oder einem runden Rumpfquerschnitt ausgestattete, schmale Pferde, ein Umstand, der nicht zuletzt auch geeignet ist, bestimmte Sitzfehler zu begünstigen.

Breite Pferde für breite Hüften

Vor allem auf sehr elegant gebauten Sportponys sieht man häufig langbeinige Reiter mit stark hochgezogenen Fersen und offenen Knien reiten, nicht nur ein wenig schöner Anblick, sondern auch ein gravierendes Problem hinsichtlich guter, effektiver Hilfengebung. Sehr breit gebaute Pferde sind von schmalhüftigen Reitern oder älteren Reitern mit Hüftproblemen oft nur unter Schmerzen oder in unbequemer Haltung zu sitzen. Allerdings rufen kalibrige Pferde, die im Exterieur in Richtung Kaltblut tendieren, beim ängstlichen Reiter Vertrauen hervor, während schmale, blütige Pferde oft ein „wackeliges“ Sitzgefühl und damit eine gewisse Unsicherheit des übervorsichtigen Reiters verursachen können. Es versteht sich von selbst, dass auch das relative Gewicht von Reiter und Pferd in einem vertretbaren Rahmen liegen muss.

Im Interieur sucht man möglichst nach Übereinstimmungen: Fröhliche Pferde mit hohem Laufbedürfnis und sprudelndem Temperament mögen noch so gut ausgebildet und artig sein, der ängstliche, unerfahrene und unsichere Reiter fühlt sich auf ihnen wie auf einem Pulverfass. Ihre spritzigen, schnellen Reaktionen werden missverstanden und führen nicht selten zu ungerechten Strafen und Angst. Das lässt kein harmonisches Reiten zu. Diese Reiter sind auf coolen, eher ruhigen Pferden besser aufgehoben, wobei trotzdem immer auf genügend Vorwärtsdrang zu achten ist. Sensible und mit feiner Hand agierende Reiter kommen mit dünnhäutigen Pferden gut zurecht, weit ausgebildete Reiter sind der bekannten Mischung aus Genie und Wahnsinn beim hoch veranlagten Pferd gewachsen.

Eine oft unterschätzte Rolle spielt das Gangwerk eines Pferdes. Es entscheidet nicht nur über eine eventuelle Eignung für bestimmte reitsportliche Disziplinen sondern auch darüber, ob der Reiter sich im Sattel wohl fühlt oder nicht. Je aufwändiger das Gangwerk eines Pferdes, desto stärker das Ausmaß an Bewegung, das es über den eigenen Rücken auf den Reiter überträgt. Schwungvolle Gänge, die das Auge des Dressurfans beglücken, überfordern viele Reiter: Etwa unsichere, ängstliche Einsteiger oder Spätberufene, die aus Altersgründen nicht mehr so elastisch mitschwingen können. Auch, wer lieber lange, gemütliche Stunden im Sattel verbringt statt intensive Trainingseinheiten in der Bahn zu absolvieren, ist mit einem mit eher flachen, ökonomischen Gängen ausgestatteten Pferd besser bedient. Rein müssen die Gänge aber auf alle Fälle sein, und ausreichend raumgreifend ebenso. Unklare Gänge wie etwa ein Schritt mit deutlicher Passtendenz sind mehr als bloße Schönheitsfehler, sie künden von Verspannungen und können ebensolche hervorrufen – ein Teufelskreis.

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