Beregnungsanlagen für Halle und Platz

„Die Auswahl des optimalen Beregnungssystems hängt in erster Linie von den jeweiligen Licht- und Belüftungsverhältnissen in der Halle ab“, sagt Egon Schöppler, Inhaber der Schöppler Reithallen-Beregnung. „Daneben spielen auch ästhetische Aspekte, sowie die Kosten eine wesentliche Rolle.“ Schöppler baut mobile Beregnungsanlagen auf einem Schienensystem an der Decke. Daneben sind Düsenrohr-Anlagen und Düsenbalken-Systeme auf dem Markt. Verpönt sind hingegen Beregnungstechniken, bei denen das Wasser seitlich aus der Wand oder der Bande kommt.

Friedhelm Ackermann vom Appentalerhof in Weibern entschied sich vor einigen Jahren für diese „billige Variante“. Mehrere Hersteller bieten im Internet für etwa 1500 Euro eine „Beregnungsanlage als Bausatz“ an, die der Betriebsleiter selbst installieren kann.

„Die einzelnen Sprenger haben sich überschnitten. Deshalb gab es immer Stellen, die zu nass und rutschig waren“, erzählt Ackermann. Deshalb entschied er sich am Ende doch für eine Beregnung von oben. Die Firma Bowe-Beregnung baute ihm für knapp 5000 Euro eine Düsenrohr-Anlage, inklusive einer optimierten Hufschlagberegnung, ins Dach seiner Halle ein. Bei diesem System verlaufen sechs Hart-PVC-Rohre längs zur Reitfläche. Im Abstand von 90 Zentimetern versprühen Nebeldüsen das Wasser fein und gleichmäßig über den Boden. Eine Düsenrohr-Anlage ist günstiger als ein mobiles System, da sie von der Technik her einfacher aufgebaut ist. Dadurch ist sie auch weniger Verschleiß-gefährdet. „Wenn überhaupt, geht da mal eine Kunststoffdüse kaputt, die man leicht selbst austauschen kann“, sagt Bowe-Geschäftsführer Thomas Wertgen.

Der Nachteil: „Beim Düsenrohrsystem bin ich strangweise gebunden. Man kann durch die einzelnen Stränge zwar sektionell beregnen, jedoch immer nur längs zur Reitfläche.“ Über dem mitgelieferten Steuerungs-Computer kann man zum Beispiel gezielt den Hufschlag länger oder kürzer beregnen, nicht aber einen Zirkel.

Für die Reithalle von Friedhelm Ackermann ist das nicht von Bedeutung. Sie hat nur eine Sonnenseite und die verläuft ebenfalls längs. „Deshalb schalten wir den ersten Strang immer länger an, als die anderen vier“, sagt der Betriebsleiter.

Mobile Beregnungsanlagen mit Computer-Steuerung

Dringt die Sonne aber vermehrt an einer kurzen Seite ein oder gibt es dort einen stärkeren Lichteinfall durch ein Tor, so empfiehlt sich eher die Installation einer mobilen Beregnungsanlage. Alle modernen Anlagen sind ebenfalls mit einem Steuerungs-Computer versehen, der es möglich macht, ganz gezielt bestimmte Punkte in der Halle länger oder kürzer zu beregnen. Mobile Beregnungsanlagen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Meist werden zwei verschiedene Preisklassen angeboten. Bei der günstigeren Variante verläuft die Energieführung über ein Schlauchpaket. Immer wieder aber gebe es Kunden, die „diesen hässlichen gelben Schlauch“ nicht in ihrer schönen neuen Reithalle sehen wollen, weiß Sandra Bröhl-Högn, Geschäftsführerin der Magerkurth GmbH. „Wer stark auf die Optik achtet, entscheidet sich eher für eine Energieführungskette.“ Dennoch sei nach wie vor eine Nachfrage nach dem Schlauchpaket vorhanden. Gerade Vereine, die auf ihre Vereinskasse achten müssen, drücken bei der Optik ein Auge zu.

Egon Schöppler sieht jedoch noch andere Nachteile am Schlauchsystem: „Die schlechte Entleerbarkeit bei Frostgefahr, die kurze Lebensdauer der Schläuche, Verschleiß und Störungsanfälligkeit bei Ausführungen mit Weiche und die Instabilität des Wasserverteilers, da dieser sich ca. 1,5 Meter unterhalb des Antriebs befindet“, zählt er auf – und bietet deshalb nur noch Anlagen mit Energiekette an. Dabei verlaufen Elektroleitung und Wasserschlauch in einer Art „Kette“, versteckt über der Führungsschiene. Das Wasser kommt beim „Rain-Train-Plus“ der Firma Magerkurth aus einem Sprühbaum oder Sprühbalken mit Magnetventilen, beim „Rainmaker-System“ von Bowe und dem Schienensystem der Firma Schöppler aus einem Sprühkreuz, das von einer Elektrolok von Giebel zu Giebel gefahren wird. Die Bowe-Steuerung gibt dem Betriebsleiter fünf mögliche Teilbereiche vor, die Schöppler-Steuerung 14 und das Magerkurth-System wird vom Betriebsleiter selbst programmiert. Dafür stehen 99 Speicherplätze zur Verfügung.

Das Schöppler-System ist darüber hinaus noch mit einer besonders raffinierten Spielerei ausgestattet: Gegen einen Mehrpreis baut die Firma eine funkgesteuerte Verstellung der Düsen ein. „Dabei können von einem Sender in Handygröße während der Fahrt die Stellungen der Düsen verändert werden“, erklärt Schöppler.

Balkenberegnung – sinnvoll aber teuer

Eine dritte Variante ist die Beregnung über einen Düsenbalken mit Präzisionsdüsen. Die Buchholz Maschinen und Pumpen GmbH stattet Hallen bis 40 Meter Breite und 180 Meter Länge mit diesem System aus. Doch auch bei normal großen Hallen hat der Balken Vorteile, weil er eine besonders gezielte Beregnung möglich macht. Durch Präzisions-Randdüsen mit einem Neigungswinkel von 45 Grad wird zum Beispiel ganz gezielt die Hufschlagkante beregnet – eine Benetzung der Bande mit Wasser kommt nicht vor. Diese Form der Präzisionsstrahlung kann gegen einen Aufpreis auch in der Bowe-Düsenstrahl-Anlage eingebaut werden.

Die Balken-Beregnung vereint jedoch die Präzision und Flexibilität von Düsenstrahl- und mobiler Anlage. Dafür ist sie auch teurer als die beiden anderen Varianten. Norbert Buchholz, Inhaber der Buchholz Maschinen und Pumpen GmbH hat die beiden Reithallen seines eigenen Betriebs mit seinem Balken-System Buchholz Comfort Aqua mobil ausgestattet. Auch die 15 x 15 Meter große Longierhalle. Dennoch rät er Kunden mit ähnlich kleinen Hallen eher zu seiner Düsenrohr-Anlage. „Da rechnet sich die teure Anlage nicht.“

Der 12 Meter breite Balken fährt ebenso wie ein Sprühkreuz auf einer Schiene mit Energiekettensystem. Über die Computersteuerung sind 12 Bewässerungsprogramme wählbar. „Am Fahrwerk regelt ein Tempomat die Geschwindigkeit des Balkens. Dadurch bleibt die Fahrgeschwindigkeit konstant“, sagt Buchholz. Auf diese Weise wird vermieden, dass der Balken mehrere Sekunden lang über derselben Fläche hängt und diese stärker beregnet als andere.

Was tun bei Frost?

Alle Anlagen können im Winter weiter betrieben werden. Je nach Hersteller müssen dazu jedoch verschiedene Frostschutzmaßnahmen ergriffen werden. Generell gilt, dass alle Beregnungsanlagen einschließlich Zuleitung bei Frostgefahr entleert werden müssen. Die Stränge einer Düsenrohranlage hingegen müssen nicht entleert werden, da sie mit einem leichten Gefälle verlegt sind und deshalb ohnehin nach jeder Beregnung von selbst leer laufen. Die Firma Schöppler hat diesen Mechanismus auch für ihr mobiles System genutzt. „Unser System läuft von selbst aus, da die gesamte Anlage mit einem stetigen Gefälle montiert ist. Um den Entleerungsvorgang zu aktivieren, genügt es, einen Schalter am Steuerungskasten umzulegen und einen Entleerungshahn in der Zuleitung zu öffnen“, sagt Schöppler.

Bowe bietet optional eine automatische Frostentleerung an. Die Buchholz Comfort Aqua mobil ist für den Winterbetrieb sogar mit einem Kompressor ausgestattet. Dieser wird nach jeder Beregnung für etwa 10 Minuten angeschaltet und bläst mit Luftdruck die Leitungen frei. Gerhard Schröter, Geschäftsführer der Reitanlagen am Olympiastation Berlin, hat mit drei Buchholz-Anlagen schon ebenso viele Winter durchgemacht. „Das Entwässerungsprogramm ist sehr einfach und zuverlässig. Es funktioniert mehr oder weniger auf Knopfdruck“, sagt er.

Vor dem Kauf einer Beregnungsanlage sollten Sie sich erkundigen, ob Ihr vorhandener Wasserdruck ausreichend ist. Meist wird mindestens ein Druck von 3 bar vorausgesetzt. Ist der vorhandene Druck zu niedrig, besteht aber bei vielen Anlagen die Möglichkeit, den Beregnungsvorgang in zwei Abschnitte aufzuteilen, bzw. mit weniger Düsen zu arbeiten.

Andere Gesetze gelten für Bewässerungsanlagen im Außenbereich. Hier ist es im Gegensatz zur Halle erlaubt, von seitlich außen zu beregnen, auch wenn sich die entsprechenden Sprühkreise überschneiden. „Durch den ständigen natürlichen Ausgleich von Regen und Sonnenbestrahlung regelt sich fast alles von selber“, weiß Magerkurth-Geschäftsführerin Sandra Bröhl-Högn. „Durch die unterschiedliche Unterkonstruktion des Reitplatzes im Vergleich zur Reithalle können hier keine Schmier- und Rutschstellen entstehen.“ Das Wasser darf in größerer Menge und groberer Form auf den Reitplatz auftreffen, ohne dass deswegen die Tretschicht leidet. Die Magerkurth GmbH bietet für den Außenplatz ein Bewässerungssystem aus selbst aufsteigenden Getrieberegnern, die in den Boden an den langen Seiten des Platzes eingelassen werden. Bei einem 20 x 40 Meter großen Platz benötigt man sechs Regner, die computergesteuert nacheinander in Betrieb genommen werden. Für einen gemeinsamen Betrieb reicht meist der Wasserdruck nicht aus (4 bis 5 bar pro Regler).

Ein anderes System sind mobile Beregnungsmaschinen. Diese empfiehlt Bowe-Geschäftsführer Thomas Wertgen jedoch nur für sehr große Reitplätze über 40 Meter Breite. Sie sind kostengünstiger als eine stationäre Beregnung, wurden jedoch ursprünglich für die Bewässerung von Fußballplätzen und anderen Rasenflächen konzipiert. „Generell funktioniert eine stationäre Bewässerung besser“, weiß Wertgen.

Während die meisten mobilen Beregnungsmaschinen einen Regenwagen über Wasserdruck an sich heranziehen, vertreiben die Firmen Buchholz und Bowe ein Gerät, das sich an einem Seil selbstständig über den Platz zieht. Der „Typ 3T Compact“ benässt auf diese Weise Plätze bis zu einer Größe von 40 x 140 Meter in einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 Metern pro Stunde. Dabei verwirbelt er rund drei Kubikmeter Wasser in der Stunde.

Ebbe-Flut-Systeme

Ein Außenreitplatz kann auch über ein so genanntes „Ebbe-Flut-System“ be- und entwässert werden. Bei Hallenböden wird durch das System nur bewässert. Ist der Reitboden zu nass, wird ihm das überschüssige Wasser vollautomatisch entzogen. Ist er zu trocken, wird das Wasser ebenso automatisch zugeführt. Dadurch hat die Tretschicht immer die gewünschte Grundfeuchte, der Boden ist fest und elastisch.

Ein solches Bewässerungssystem – „Risohorse®2000“ – baut zum Beispiel die Dammann Reit- u. Sportplatzbau GmbH. Auch die Firmen bowe-beregnung GmbH und Semper Equitare aus den Niederlanden haben ein ein Ebbe-Flut-System in ihrem Programm.

Das Dammann-System funktioniert folgendermaßen: Mit einer Spezialerdfolie wird ein wasserdichtes Becken erstellt. Darauf werden nach einem berechneten System Drainagerohre verlegt. Das Sammelrohr wird an einen außenstehenden Schacht angeschlossen. Über die sich im Schacht befindlichen Sensoren kann der Wasserstand unter dem Reitplatz vollautomatisch gesteuert werden.

„Die Qualität des Reitbodens ist individuell gestaltbar. Je höher der Feuchtigkeitsstand unter die obere Tretschicht gefahren wird, desto härter wird der Reitboden“, sagt Damman-Mitarbeiter Wolfgang Thiel. „Man kann ihn also für Springreiter härter und für Dressurreiter nachgiebiger gestalten.“

Schon während eines Regenschauers arbeitet ein Ebbe-Flut-Platz an der Entwässerung. „Auf zahlreichen internationalen Turnieren war unser Platz auch während des schlimmsten Regens noch bereitbar“, sagt Wolfgang Thiel. Spitzenreiter aus dem Spring- und Dressursport wie Isabell Werth, Otto Becker, Christian Ahlmann und Ludger Beerbaum nennen daher einen Risohorse®2000-Reitplatz ihr eigen.

Als Lebensdauer gibt Thiel „eigentlich unbegrenzt“ an, sofern der Boden täglich mit einem Bahnplaner gepflegt wird. Deshalb gibt der Hersteller beim Kauf eines Ebbe-Flut-Reitplatzes einen Bahnplaner als Serviceleistung obendrauf. Die Kosten für das System sind bei der Firma Dammann Reit- u. Sportplatzbau GmbH zu erfragen.

Neu: das HIT-Tropf-Bewässerungssystem

Für Ausläufe, Paddocks und Reitplätze hat die Firma HIT ein Bodenrastersystem ins Programm genommen, das Firmeninhaber Thorsten Hinrichs zu neuen Ideen inspirierte. „Diese Gitter sehen aus wie mehrere Becher nebeneinander“, beschreibt Hinrichs. „Zwischen den einzelnen ‚Bechern’ sind Kanäle frei. Dadurch bekam ich die Idee, ein Tropf-Bewässerungssystem zu erfinden.“ Dabei werden Bewässerungsschläuche durch die Aussparungen an der Unterseite der Bodenraster geführt. Der sonstige Aufbau von Reitplatz oder Halle bleibt gleich. Anders als bei Ebbe-Flut-Systemen liegen die Bewässerungsschläuche beim HIT-Tropf-Bewässerungssystem nur in 13 Zentimeter Tiefe. Durch die Verankerung in den festen Bodenplatten sind sie trotzdem vor Trittschäden durch die Pferde geschützt.

Im September 2007 wurde der erste Betrieb mit diesem System ausgestattet. Danach folgten noch zwei weitere. Bisher funktioniert alles bestens. „Wir haben nirgendwo Stellen, die nasser sind als andere“, sagt Thorsten Hinrichs. Je nach Körnung und Art ziehen einfach manche Sande mehr, andere weniger Wasser. Eine Entwässerungsfunktion wie bei den Ebbe-Flut-Systemen gibt es nicht. Bei Außenplätzen funktioniert die Entwässerung über den ganz normalen Schotter-Feinsplit-Aufbau des Reitplatzes.

Ein kompletter Reitplatz inklusive Bodengitter, Bewässerungsschläuchen und Aufbau kostet rund 25 bis 30 Euro pro Quadratmeter.

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