Pferde sind von Natur aus Bewegungstiere. Sie sind auf der Weide beim Fressen ständig in Bewegung. Regelmäßiges Bewegen erhält die Muskulatur und die Beweglichkeit. Bei Inaktivität verkümmern die Muskeln und es leidet die Sensorik des Gleichgewichtssinnes. Damit steuert das Pferd die Bewegung der Gliedmaßen bei unebenem Boden. Deshalb ist zum Beispiel bei einem älteren Pferd die Gefahr des Stolperns und einer Verletzung deutlich höher.
Reiten, wie lange geht das?
Sofern keine Lahmheit vorliegt, kann auch das alte Pferd geritten werden. Sicher sollte man keine Höchstleistungen mehr verlangen, aber gegen ein bisschen Gymnastizierung nach einer guten Aufwärmphase spricht erstmal nichts. Selbst ein Ausritt im Schritt ist eine Bereicherung des normalen Tagesablaufs für ein Pferd. Die Bewegung sollte tagesformabhängig und dem Gesundheitszustand des Pferdes angepasst werden. Was heute geht, kann morgen zu einem Problem für das alte Pferd werden.
Wer noch Reiten will, muss immer den muskulären Zustand seines Pferdes beobachten. Hat das Pferd bereits Arthrose-Schmerzen in den Gelenken, sollte man bedenken, dass das Pferd beim Reiten noch zusätzlich das Reitergewicht tragen muss. Spätestens wenn das Pferd anfängt vermehrt zu stolpern, sollte man sich in jedem Fall überlegen, ob man noch unbedingt Reiten muss. Hier muss schon das Wohlergehen des Pferdes und die eigene Sicherheit vorgehen.
Bodenarbeit mit Stangen verbessert die Balance
Bodenarbeit ist auch Bewegung für das Pferd, ohne dass es das Reitergewicht tragen muss. Es ist aber auch Kopfarbeit. Übungen, wie sie bei der Bodenarbeit verwendet werden, schulen die Koordination und sind gut für das Gehirn. Gleichzeitig kann man besser beobachten, in welchen Bereichen das alte Pferd die körperlichen Einschränkungen hat.
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Lässt man den Oldie über die Stangen treten, trainiert es, die Beine zu heben, denn viele alte Pferde fangen an zu schlurfen. Oft haben sie bereits Bewegungseinschränkungen in den Gelenken, so dass die Oldies die Beine nicht mehr als nötig anheben möchten. Deswegen sollte man es hier nicht übertreiben, Bodenstangen sind ausreichend, um das zu trainieren, was noch geht und die alten Knochen so beweglich wie möglich zu halten. Als Gasse geben die Stangen auch eine gute Begrenzung nach rechts und links, das alte Pferd wird so ermuntert, sich besser auszubalancieren.
Pylone oder alte Reifen können so gestellt bzw. gelegt werden, dass man sanfte Biegungen laufen kann, so dass der Oldie ein bisschen gymnastiziert wird und aufmerksam bleibt. Wichtig ist bei allen Arbeitseinheiten, ob vom Boden oder vom Sattel aus, die Bögen sollten so groß wie möglich sein, da zu enge Wendungen aufgrund der eventuell bestehenden eingeschränkten Beweglichkeit in den Gelenken zu Schmerzen führen können.
Wellness tut auch dem Oldie gut
Fellpflege und Fellkraulen sind die Wellness-Programme, die sich Pferde untereinander gönnen. Daher sollte man aus dem Putzen eine erste Wellness-Einheit für das alte Pferd machen. Weiche Gummistriegel, kreisförmig bewegt, fördern den Lymphfluss und lockern die Muskulatur auf.
Bei kalten und nassen Tagen hilft Wärme generell dem Oldie. Wärme bewirkt eine gute Durchblutung, eine Entspannung der Muskulatur und die Lösung von Verkrampfungen sowie eine Schmerzlinderung. Ein Solarium im Stall tut in diesem Fall gut und spart etwas Zeit. Man kann aber auch während des Putzens eine Wärmflasche unter einer Decke auf die Kruppe legen. Dann kann sich während des Putzens die Wärme unter der Decke ausbreiten und diesen Bereich ein bisschen lockern. Darauf achten, dass die Wärmflasche nicht ohne ein Zwischentuch auf das Pferd gelegt wird, damit es nicht zu Verbrennungen kommt.
Da alte Pferde oft im Lendenwirbelsäulenbereich anfangen zu verknöchern (das sieht dann häufig so aus, dass sich die Lendenwirbelsäule leicht nach oben wölbt) ist dieser Bereich bei Kälte, Wind und Nässe, dankbar für jede Wärmebehandlung.
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Massage, manche Oldies lieben es
Massagen vor der Arbeit oder morgens bevor es auf die Weide oder Paddock geht, helfen dem Oldie besser in Bewegung zu kommen. Es wird alles schon mal ein bisschen vorgewärmt und gelockert. Macht man als Besitzer die Massagen regelmäßig, hat man gleich einen Überblick, ob sich alles gut anfühlt oder sich etwas verändert hat. Es dauert ein bisschen, bis die Hände „fühlen lernen“, aber wer fleißig übt, hat meistens bald ein gutes Gefühl dafür und kann Probleme frühzeitig erkennen. Man sollte in jedem Falle darauf achten, wie sich die Muskulatur anfühlt.
Eine gute Muskulatur ist kräftig, aber elastisch. Wenn die Muskulatur verspannt ist, fühlt es sich eher an, als ob man ein Stück Holz oder Beton unter der Haut hat. Findet man solche Stellen bei einem alten Pferd, muss man vor allen Dingen schauen, ob das Pferd darüber versucht, Schmerzen zu kompensieren. Man kann dem Pferd durch Massagen helfen, die verspannten Muskeln zu lockern, sollte es aber nicht übertreiben.
Helfende Massagegriffe zum selbst Ausprobieren
Ein guter Massagegriff, mit dem man sich einen Überblick über den Zustand des Pferdekörpers verschaffen kann und der gleichzeitig den gesamten Muskelstoffwechsel anregt, sind die Streichungen.
Man streicht mit den flachen Händen, beginnend hinter den Ohren, über den gesamten Hals, den Rumpf und die Kruppe das gesamte Pferd ab. Dabei sollte man darauf achten, dass immer eine Hand am Pferd bleibt. Der Griff sieht ein bisschen wie streicheln aus. Man stellt sich am besten vor, dass man Öl unter der Haut hat, das man wegstreichen möchte. Dann ergibt sich automatisch der richtige Druck. Auch hier gilt: Weniger ist oft mehr. Das Pferd sagt, ob alles in Ordnung ist. Wenn es entspannt ist, ist alles gut, zappelt es, legt die Ohren an oder ähnliches, ist es nicht etwa schlecht erzogen, sondern will damit sagen, dass ihm etwas unangenehm ist. Da wir Menschen dazu neigen, zu viel zu machen, sollte man dann seinen Druck kontrollieren und ihn verringern.
Jetzt noch etwas für die Extremitäten: An den Gelenken und Knochenvorsprüngen wird kein Druck ausgeübt. Man beginnt mit der Gliedmaße nahe am Rumpf. Arbeitet sich dann etappenweise nach unten zum Huf, mit Ausstreich-Richtung immer zum Rumpf hin, vor. Beide Hände schmiegen sich um das Bein und umfahren es kreisend, insbesondere die Gelenke. Es ist wichtig, dass man immer Richtung Rumpf streicht, damit die Lymphe nach oben abfließen kann und nicht im Huf gestaut wird.
Mit diesen Massagegriffen können Sie nichts verkehrt machen, insbesondere nicht, wenn Sie auf das Pferd hören und die Signale realisieren, wie es sich fühlt.