Jeder, der ein Pferd schon länger sein eigen nennt, kennt das: Eines Tages kommt man auf die Koppel und entdeckt die ersten weißen Haare in dem sonst schwarzen oder braunen Fell. Wer es bisher verdrängt hat, wird unsanft mit der Nase drauf gestoßen – auch bei unseren vierbeinigen Kameraden gehen die Jahre ins Land. Weiße Haare und weitere Anzeichen weisen darauf hin, dass ein Pferd alt wird. Wie schnell ein Pferd alt wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, dies führt aber zu psychischen und körperlichen Veränderungen und hat Konsequenzen für die Fütterung, die Haltung und die Bewegung.
Was im Alter passiert!
Zunächst einmal sei gesagt: Altern ist keine Krankheit, sondern ein ganz normaler Lebensprozess. Das bedeutet sowohl für das Pferd als auch für den Pferdebesitzer: Man kann es nicht ändern, muss damit leben und sich darauf einstellen und zwar sowohl in der Fütterung als auch in der Haltung und Bewegung.
Amerikanische Studien gehen davon aus, dass sich ab einem Pferdelebensalter von etwa 20 Jahren einige Parameter, vor allem der Stoffwechsel, anfangen zu verändern. Der Stoffwechsel dient grundlegend dem Aufbau und Erhalt der Körpersubstanz und der Energiegewinnung für jegliche Aktivität. Alle Körperfunktionen sind von einem funktionierenden Stoffwechsel anhängig.
Das Pferd kann etwa schneller anfangen zu schwitzen und ist unter Umständen nicht mehr so leistungsfähig wie bisher. Die Muskulatur und das Bindegewebe werden unelastischer und damit auch der Band- und Sehnenapparat. Die Augen können in ihrer Sehkraft nachlassen, was zu häufigerem Stolpern führen kann oder auch zu vermehrtem Scheuen. Auch Pferde können an grünem oder grauem Star erkranken oder andere Probleme mit den Augen haben, so dass hier in jedem Fall der Tierarzt öfter einen Check machen sollte.
[relatedposts type=’manu‘ ids=’8170,8178,8186,5609′]
Schnelles Altern oder langsames Altern
Wie schnell der Alterungsprozess von statten geht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. die genetische Veranlagung, die Ernährung sowohl der Mutter als auch des Fohlens, den Aufzuchtbedingungen sowie den Bedingungen des Umfelds. Fazit: Je besser die Pflege und Gesunderhaltung im bisherigen Leben, desto besser ist die Konstitution des alten Pferdes. Pferde, die ein hartes, entbehrungsreiches Leben hinter sich haben, altern schneller als Pferde, auf die ihr ganzes Leben gut geachtet und die pfleglich behandelt worden sind.
Arthrose das häufigste Leid alter Pferde
Als Arthrose bezeichnet man den Abbau des Knorpelgewebes in den Gelenken und damit einhergehend knöcherne Zubildungen am Rand des Gelenkes. Da der Knorpel dafür sorgt, dass die beiden Gelenkflächen nicht aufeinander reiben und außerdem als Puffer dient, um die beim Laufen entstehenden Stöße abzufangen, ist sein Abbau oft mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Arthrose kann in allen Gelenken auftreten.
Diverse Futtermittelhersteller bieten speziell bei Arthrose für ältere Pferden besondere Produkte an. Wenn möglich sollten dort auch schmerzlindernde Inhaltsstoffe z.B. aus der Kräuterküche enthalten sein. Ingwer ist eine Heilpflanze, die in Verbindung mit Teufelskrallenwurzeln und speziellen Kräutern, immer mehr Bedeutung in der Pferdefütterung gewinnt und die Bewegungsfreude der Pferde unterstützt und nachhaltig sichert. Weniger Schmerzen mehr Bewegung.
Wichtig ist, das Pferd immer ganzheitlich zu betrachten. Da es versuchen wird, die schmerzenden Bereiche zu entlasten, werden andere Bereiche überlastet. Diese Schonhaltung führt oft zu Verspannungen der Muskulatur, Blockaden in den Gelenken und Verklebungen in den Faszien, die in jedem Fall durch Hinzuziehung professioneller Hilfe gelöst werden sollten.
[adrotate banner=“93″]
Gute Muskulatur, auch Schutz vor einem Senkrücken im Alter
Aus der Bänderschwäche und dem Muskelabbau resultiert bei alten Pferden häufig ein Senkrücken. Aber auch hier gilt, je besser die Muskulatur im vorangegangen Leben aufgebaut wurde, desto besser ist auch das alte Pferd bemuskelt, umso besser wird es Schwächen im Bereich der Gelenke und Bänder ausgleichen können.
Die Psyche oft eine Sache für sich
Auch Pferde können einen gewissen Altersstarrsinn entwickeln, oft sind sie dadurch die perfekten Lehrmeister. Steht man in der Bodenarbeit nicht richtig, ist man zu ihnen nicht nett oder traktiert man sie beim Reiten, dann machen sie einfach ihr eigenes Ding. Wenn man es zulässt, also nicht zu viel verlangt, entsteht aber auch eine ganz besondere Beziehung zwischen dem alten Pferd und seinem Besitzer.
Das Dilemma mit der Decke
Körperliche Veränderungen beim Pferd können beinhalten, dass das Pferd an kalten, nassen oder windigen Tagen eine Decke braucht, obwohl es sonst kein Deckenträger war. Arthrose in den Gelenken macht sich oft bei nass-kaltem Wetter bemerkbar. Die Pferde bekommen Schmerzen und bewegen sich dadurch erst recht nicht mehr. Aus Erfahrung kommen arthritische Pferde deutlich besser zurecht, wenn sie bei nass-kaltem Wetter eine Decke anhaben.
Die Decke sollte aber nicht den ganzen Winter einfach auf dem Pferd bleiben. Die Haut muss zwischendurch atmen und das Pferd benötigt die Sonnenstrahlung, um Vitamin D aufzubauen. Wichtig ist deswegen, eine individuelle Handhabung. Pferde, die draußen im Paddock oder Offenstall stehen, werden nachts eingedeckt, tagsüber, wenn die Sonne scheint, tragen sie keine Decke.
Ganz sicher benötigen alte, zu dünne Pferde bei schlechtem Wetter eine Decke. Denn jedes Säugetier muss zur Erhaltung der körpereigenen Vorgänge eine bestimmte Körpertemperatur erhalten. Alte Pferde müssen hierfür deutlich mehr Energie aufwenden, als jüngere Pferde. Von daher nimmt die Decke ihnen ein wenig der Arbeit ab.
Gute Beobachtungsgabe gefragt
Es ist hilfreich, sich einige Zeit an den Koppelrand zu stellen und zu beobachten, ob der Rentner nur noch abseits der Herde steht, ob er traktiert wird oder ob er in der Rangordnung absteigt. Dann muss man überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, die Situation zu verändern. Derjenige, der sich frühzeitig überlegt hat, ob der gewählte Stall auch alten Pferden ein gutes zu Hause bietet, ist jetzt gut bedient. Denn gerade alte Pferde gewöhnen sich nicht mehr ohne weiteres an einen neuen Stall.