Trainingstipp von Leslie Desmond: Wie galoppiere ich leicht, unbeschwert und doch versammelt? Teil 2

Warum schreibe ich gerade darüber, dass man und wie man ein schnelles Pferd reiten sollte? Was hat das zu tun mit Leichtigkeit, Versammlung und Erhabenheit? Genau darum, weil so viele Reiter erst gelernt haben ein Pferd zu versammeln und Aufrichtung abzufordern, bevor sie mit ihrem Pferd nach draußen ins Gelände gehen. Das verwundert mich wirklich, und ein Pferd ist noch mehr verwundert. Nebenbei ist es auch nicht gerade sicher.

Geh doch einen anderen Weg: Du vergeudest eine Menge Zeit, wenn du erst mit der Versammlung des Pferdes anfängst, bevor das Pferd gelöst ist. Es gebraucht dann später viel mehr Zeit, damit es die Aufgaben korrekt ausführt. Ich will damit sagen: Es soll sich in alle Richtungen gelöst und frei bewegen können, am Führhalfter genauso wie unter dem Sattel. Pferde sind gelöst und frei geboren. Von Geburt haben sie eine Scheu vor Menschen sowie eine natürliche Scheu vor vielen anderen Dingen. Das führt manchmal dazu, dass sie wegrennen um sich in Sicherheit zu bringen und nicht stehen bleiben um die Angst zu verlieren. Sie bekommen dann oft sogar Angst davor, dass sie Angst bekommen könnten. Erhalte die natürliche Gelöstheit.

Was passiert, wenn die Gelöstheit verloren geht

Einige Pferde haben ihre natürliche, angeborene Fähigkeit gelöst zu sein verloren. Sie haben aufgegeben damit sie brav sind. Ihr Verstand ist umgepolt. Andere Pferde unterdrücken sie und das sind oft die „dummen“ Pferde bis zu dem Augenblick, wenn sie sich nicht mehr unterdrücken lassen. Dies ist der Pferdetyp von dem du immer hörst: „Er hat mich abgebuckelt ohne einen Grund! Er hat es nie vorher gemacht.“ Oder so: „Er ist ohne einen Grund durchgegangen! Ich habe ihn vier Tage die Woche geritten in den letzten drei Jahren aber das hat er noch nie gemacht.“

Wir müssen unser Pferd gelöst halten damit wir uns wohl fühlen auf unserm Pferd. Genauso wie unser Pferd sich nur wohl fühlt, wenn es gelöst ist. Ansonsten passiert das, was ich oben beschrieben habe. Buckeln, durchgehen usw. Weil Reiter oft Angst vor ihrem eigenen Pferd haben, sind sie nicht gelöst und das Pferd dann auch nicht. Das ist zu verstehen, aber es verändert ein Pferd ganz furchtbar. Es macht ein Pferd gefährlich, besonders für Anfänger, Kinder und andere Pferde. Das ist nicht gut. Ein Pferd lösen und gelöste Versammlung, das sind zwei verschiedene Dinge. Das Pferd wird von Natur aus zur Leichtigkeit und Gelöstheit finden, wenn es versteht was es tun soll. Es wird leichter und schneller gelöst und versammelt sein, wenn der Reiter für sich und sein Pferd eine Aufgabe hat. Aber – und das ist wichtig an dieser Stelle – es muss eine andere Aufgabe sein als die Aufgabe, das Pferd zu lösen.

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Die Aufgabe darf also kein Selbstzweck sein. Viele Menschen wollen etwas sammeln, das man nicht sammeln kann. Ich sehe, wie es überall versucht wird, aber nicht klappt. Es ist nicht klug an der Versammlung zu arbeiten, indem man sein Pferd einengt und seine Absätze und Sporen einsetzt oder das Pferd mit einer Gerte schlägt damit es vorwärts geht. Es ist unvorstellbar wie viele Menschen das so machen nur um eine Aufgabe auszuführen. Das kann doch nicht richtig sein. Pferde sind gebaut und geboren um zu rennen, also zeige deinem Pferd, dass du das auch gut findest. Nimm ihm die Angst und galoppiere.

Besiege die Angst!

Wenn du Angst vor dem Galopp hast, dann ist das schon ein Problem für das Pferd. Um das zu bewältigen, versuche ein anderes Pferd zu reiten, zu dem du mehr Vertrauen hast. Galoppieren wollen aber Angst davor haben, das ist Gift für ein Pferd. Was heißt losgelöst in der Reiterei? Ein Pferd lässt sich nicht lösen durch Drill, Tricks oder Zwang. Ist jemand ängstlich oder hat Selbstzweifel dann zwängt er meist auch sein Pferd ein. Es gibt Möglichkeiten aus dieser Angst und diesen Selbstzweifeln herauszukommen. Geh einfach einen Schritt zurück an den Punkt, an dem du dich noch wohl fühltest, bevor das unangenehme Gefühl von Angst oder Zweifel kam. Du wirst schon selbst merken wenn dann wieder alles in Ordnung ist.

Wer aufmerksam ist, wird die Anzeichen bei seinem Pferd merken und vorsichtig sein, um diese kleinen Hinweise nicht zu ignorieren nur weil er unbedingt eine ganz bestimmte Übung machen will. Wenn alles in Ordnung ist, keine Angst, keine Zweifel – dann kommt die Leichtigkeit der Bewegung wovon wir hier sprechen – ganz von alleine. Es ist so absichtslos, so wie wenn ein Vogel auf einen Ast fliegt. Woher weiß ein Vogel, dass irgendwo da unten ein Wurm ist den er sucht? Er weiß es nicht, er fühlt es. Ähnlich ist es mit dem Reiten. Um effektiv zu reiten, gebraucht man in erster Linie Gefühl. Beide, der Vogel wie der Reiter, gebrauchen eine Mischung aus Instinkt, Wissen, Gefühl, Timing, Balance, Beobachtungsgabe und Unbefangenheit.

Vermeide Drill und Anweisungen!

Es ist eigentlich immer das Gleiche wovon ich hier spreche und was wir gebrauchen um unsere Pferde zu verstehen. Aus irgendeinem Grund machen wir es komplizierter als es ist. Ich weiß nicht warum. Die Wirkung des indirekten und direkten Gefühls ist es, die es deinem Pferd möglich macht, das zu tun was du von ihm möchtest. So sagt Bill Dorrance es in seinem Buch. Damit die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd richtig fließt, muss dein Pferd deine Anweisungen zu sinnvollen Aktionen verstehen. Schlußendlich: Sei sicher, dass du gelöst galoppieren kannst. Vermeide Drill und Anweisungen, vermeide Vorhersagen. Langweile dein Pferd nicht mit Routine.

Pferde sind sehr intelligent. Es ist daher besser diese Fähigkeit gleich von Anfang an zu deinem Vorteil zu nutzen. Mach dir klar was du von deinem Pferd erwartest. Mach dir bewusst, dass dein Pferd mutig und unerschrocken ist, und dass es sich gerne bewegt. Diese neue Art weicht ab von der gerade nicht gerade schmeichelhaften, jahrhundertelangen geschichtlichen Entwicklung zwischen Mensch und Pferd und sie passt genau in die neue Entwicklung wie sie zur Zeit überall in der Reiterwelt auftaucht.

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