Stoffwechselstörung beim Pferd: Zuerst die Leberfunktion stärken!

Pferde - Ghnen, WiehernStoffwechselerkrankungen nehmen einen immer größeren Raum bei den Erkrankungen der Pferde ein. Häufig werden die Probleme erst bemerkt, wenn es schon zu spät ist, wenn bereits eine Hufrehe oder ein Cushing Syndrom klinisch nachweisbar vorhanden sind. Dann ist oft nur noch das Management der Krankheit möglich.

Daher ist es wichtig, frühzeitig zu erkennen, wenn der Stoffwechsel entgleist. Das Blutbild bietet hier das denkbar schlechteste Diagnose Instrument. Da sehr viele Rezeptoren im Körper ihre Werte dem Blut entnehmen, ist der Körper bemüht, seine Bluthomöostase so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. So können beispielsweise im Gewebe schon Zink-Mängel vorhanden sein, die sich in schlechtem Hufhorn, schlechtem Fellwechsel oder dünnem Langhaar äußern, während der Zink-Wert im Blut noch im Normalbereich liegt.

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Umgekehrt gibt es Werte, bei denen das Pferd sehr tolerant gegenüber Schwankungen ist, z.B. Selen oder Mangan. Diese Werte findet man häufig im unteren Bereich, obwohl das Pferd ganz offensichtlich keine gesundheitlichen Probleme hat. Dazu kommt die Kopplung verschiedener Werte miteinander. So stehen bei den Mineralien Zink, Kupfer, Selen, Eisen und Mangan in gegenseitiger Wechselwirkung. Oft ist ein im Blutbild sichtbarer Selen-Mangel auf einen Zink-Mangel zurück zu führen, der jedoch im Blutbild nicht erscheint. Das macht das Erkennen der zugrunde liegenden Stoffwechselproblematik noch schwieriger.

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Organschäden über Blutbild oft nicht erfassbar

Auch Organschädigungen sind im Blutbild erst sehr spät sichtbar. So zeigen die Nierenwerte im Blutbild erst auf, wenn schon bis zu 70% der Niere insuffizient, also nicht mehr funktional sind. In diesem Stadium ist es dann für Therapie schon längst zu spät, hier kann man nur noch versuchen, therapeutisch das verbleibende Nierengewebe soweit wie möglich zu erhalten. Auch die Leberwerte im Blutbild werden viel zu spät auffällig. Außer dem Gamma-GT, der sehr schnell ansteigen und auch wieder fallen kann, zeigen die anderen Leberwerte erst Leberschädigungen im fortgeschrittenen Stadium an – also wenn es eigentlich schon zu spät ist. Das Lebergewebe ist zwar – in Gegensatz zum Nierengewebe – hoch regenerationsfähig. Aber ist die Leber erst einmal geschädigt, dann ist die Therapie umso langwieriger und kostspieliger, als wenn man früher eingegriffen hätte.

Den Zustand des Darms kann man über das Blutbild überhaupt nicht erfassen. Kotwasser oder Durchfälle sowie häufige Koliken sind natürlich deutliche Anzeichen für Darmprobleme. Aber auch Pferde, die diese offensichtlichen Symptome nicht zeigen, können Darmentzündungen und andere Erkrankungen im Verdauungstrakt haben. Hier gibt es einen diagnostischen Wert im Urin, den so genannten Indikan-Wert, der eine Aussage zulässt, ob Fäulnisprozesse und Darmschleimhautentzündungen vorliegen. Dieser Wert sollte zwischen 0 und 1 liegen. Wenn er darüber liegt, ist davon auszugehen, dass das Pferd einen gestörten Fermentierungsprozess im Darm und häufig in Folge schon durch die Fehlverdauung bedingte Stoffwechselprobleme hat.

Anzeichen für Stoffwechselprobleme

Neben den klinischen Diagnoseparametern gibt es aber am Pferd eine Reihe Anzeichen, die schon früh auf Stoffwechselentgleisungen hinweisen, aber meist isoliert betrachtet und nicht auf den Metabolismus zurück geführt werden. Häufig sind diese Anzeichen schon erste Vorboten davon, dass die Magen- und Darmschleimhaut nicht mehr richtig intakt sind, es Entzündungen, beginnende Geschwüre, Colitis, Leaky Gut („Löchriger Darm“) Syndrom und ähnliche Entwicklungen gibt. Es sind Anzeichen dafür, dass die Leber überlastet ist und nicht mehr voll ihren Entgiftungs- und Stoffwechselregulationsaufgaben nachgehen kann. Dass die Nieren überlastet sind und die Ausscheidung von Harnstoff, überschüssigen Mineralien und anderen Abfallstoffen über die Nieren nicht mehr ausreichend gegeben ist. Stoffwechselprodukte werden dadurch im Bindegewebe eingelagert und der Körper verliert immer mehr von seiner Regulationsfähigkeit. An welcher Stelle sich diese Stoffwechselentgleisungen dann als Krankheiten manifestieren, hängt immer davon ab, welcher Bereich des Körpers bzw. welches Organ am schwächsten ist oder bereits am stärksten geschädigt ist.

Es ist daher sinnvoll, auf „Frühmarker“ zu achten, also Anzeichen, die auf Stoffwechselprobleme hinweisen, auch wenn noch keine Werteveränderungen im Blutbild sichtbar sind. Greift man dann schon ein und unterstützt den Stoffwechsel, kann man häufig genug das Auftreten von schweren Krankheiten verhindern oder zumindest hinauszögern.

„Frühmarker“ für Leber-Probleme

  • Stichelhaare
  • Hungerhaare (einzelne lange Haare im normalen Fell, häufig im Winterfell)
  • Wenn Rappen braun werden (vor allem deutlich bei Friesen) oder wenn Braune an der Mähne oder im Schweif rote Spitzen an den Haaren bekommen
  • Hafertaler (dunkle Fellflecke, die bei Füchsen im Bereich Flanke / Kruppe auftreten)
  • Blauer Schimmer auf den Augen, häufige Augenentzündungen
  • Streifen im Fell am Rumpf, die etwa 2cm Abstand haben und vom Rücken Richtung Bauch verlaufen
  • Gallen an den Fesseln und/oder Sprunggelenken
  • Sehnenprobleme (Rupturen, Zerrungen, die nicht unfallbedingt sind)
  • Angelaufene Beine („Ruhetagsphlegmone“)
  • Gewichtsverlust oder schlechte Gewichtszunahme, mangelnder Appetit
  • Leistungsabfall oder schlechter Konditionsaufbau
  • Lethargie, häufiges Gähnen, Flehmen
  • Aufgezogenes Abdomen
  • Leichte Koliken, veränderte Kotkonsistenz
  • Hautprobleme (Mauke, „Pickel“, Talerflecke)

Therapeutische Maßnahmen zur Unterstützung der Leber

Tierärzte empfehlen bei Pferden mit schwacher Leber oft eine Fütterung mit Rübenschnitzeln und Maisflocken, was sich durch deren hohen Zuckergehalt jedoch langfristig eher negativ auf die Leberfunktion auswirkt. Da die Leber unter anderem den Blutzuckerspiegel dadurch reguliert, dass sie Zucker aus dem Blut herausfiltert und zwischenlagert, führen solche zuckerreichen Futtermittel zu einer zusätzlichen Belastung.

In der Fütterung sollte bei Pferden mit Leberproblemen unbedingt darauf geachtet werden, dass reichlich Heu (1,5 – 2kg je 100kg Körpergewicht) über 24 Stunden zur Verfügung steht. Kraftfutter sollten nach Möglichkeit komplett weggelassen werden, da Zucker, Eiweiß und Fett die Leber zusätzlich belasten. Ebenso deutlich reduziert oder ganz weggelassen werden sollten Karotten, Äpfel und sonstige „Leckerchen“, da sie alle zwar sehr gerne gefressen werden, für den Leberstoffwechsel aber leider eine Belastung darstellen. Zum Heu sollte Mineralfutter angeboten werden und ein Salzleckstein sowie ausreichend frisches Wasser. Erst nach erfolgreicher Stoffwechselsanierung ist die vorsichtige Anfütterung mit kleinen Portionen Kraftfutter sinnvoll.

Die Leber ist ausgesprochen regenerationsfähig, wenn man die Fütterung optimiert und die Leberfunktion z.B. mit pflanzlichen oder homöopathischen Mitteln unterstützt. Ganz im Gegensatz zum Nierengewebe, das – einmal geschädigt – sich nur in sehr geringem Maß erholen kann.

 

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