Die Arbeitsgruppe Immunologie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat im Dezember 2005 490 Islandpferde in Deutschland untersucht und fand heraus, dass fast 30 Prozent der Tiere an der Krankheit litten. 70 Prozent der Ekzemer waren aus Island importiert. Weshalb gerade die Importpferde so häufig betroffen sind, ist noch unklar. Die Fachtierärztin für Pferde, Dr. Anke Rüsbüldt, vermutet in ihrem Buch Das Sommerekzem: „Die krasse Ernährungsumstellung, ein Versagen des Säure-Basen-Haushaltes, Schwierigkeiten durch die Klimaumstellung oder nutzungsbedingt veränderte Stoffwechselsituationen sind denkbare Möglichkeiten.“ Fest steht: Auf Island selbst erkrankt kein einziges Pferd – weil es die Kriebelmücken dort nicht gibt.
Ekzemer erkennen
Ob ein Pferd Ekzemer ist oder nicht bzw. eine Sensibilisierung bzw. Allergie auf den Speichel der Mückenspezies Culicoides (bekannt auch als Kriebelmücke, Gnitze, Stech- oder Sandmücke) besteht, lässt sich mit einem „Funktionellen In-vitro-Test“ (FIT) herausfinden. Dafür muss dem betreffenden Tier lediglich Blut abgenommen und ins Labor geschickt werden. Das ganze kostet rund 150 Euro. Eine bestehende Sensibilisierung sagt aber noch nichts darüber aus, ob das Pferd auch wirklich ein Ekzem entwickelt. Jedes zweite äußerlich gesunde Pferd hat einen positiven Befund im FIT-Test. Zu diesem Schluss kam eine Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Ein negatives Testergebnis schließt das Vorliegen eines Sommerekzems jedoch ganz klar aus. Etwaige Hautschädigungen müssen dann einen anderen Auslöser haben.
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Islandpferde schon vorm Export testen?
Leider zeigte eine Studie an 130 Pferden in Island, dass künftige Ekzemer nicht schon vor dem Import erkannt werden können. Schlecht für Importeure und Verkäufer, denn ein Ekzemer ist nur noch die Hälfte seines ursprünglichen Verkaufspreises wert.
Der Saarbrücker Zahnarzt und Islandpferde-Reiter Dr. Dieter Kolb hat unter Umständen eine andere Möglichkeit gefunden, Ekzemer schon vor dem Import zu erkennen. Diese beruht auf seiner völlig neuen Theorie. Während einer Island-Reise entnahm er Haut-Biopsien an etwa 20 Pferden und verglich diese zu Hause mit Proben von Ekzemern und Nicht-Ekzemern. Die Untersuchung ergab, dass alle getesteten Ekzemer weniger Schweißdrüsen hatten als Nicht-Ekzemer. Gemeinsam mit einem isländischen Tierarzt injizierte Dr. Kolb verschiedenen Isländern ein Mittel, das beim Pferd starkes Schwitzen auslöst. Das Ergebnis: „Die Nicht-Ekzemer standen innerhalb von fünf Minuten nass vor Schweiß da, während die Ekzemer nach etwa 20 Minuten höchstens am Hals einen handflächengroßen Schwitzfleck zeigten.“
Mit dem verwendeten Mittel steht nun laut Dr. Kolb eine Testsubstanz zur Verfügung: „Für einen Test in Island ist das Kriterium: Wenn ein Pferd stark schwitzt, wird es auf dem Kontinent kein Ekzemer!“ Seine These untermauert der Zahnarzt unter anderem durch eine plausible Erklärung für die Häufigkeit des Sommerekzems bei Importpferden: „Bei dem kühlen Klima und den ständig wehenden Winden kann starkes Schwitzen wegen der Erkältungsgefahr tödlich sein, so haben sich die weniger schwitzenden Pferde besser fortgepflanzt.“
In wie fern diese Theorie wissenschaftlichen Untersuchungen standhält, ist noch nicht klar. Es galt auch jahrelang als wahrscheinlich, dass das Sommerekzem von frischem Gras ausgelöst würde – oder von Sonnenlicht. Das Gegenteil ist heute erwiesen. Viele andere Fragen sind noch immer nicht geklärt. Fest steht aber, dass es neben der Allergie auf Culicoides-Speichel verschiedene zusätzlich krank machende Faktoren gibt.